Die Bedeutung der Standortwahl bei Unternehmensgründung
Dr. Steffen Huth, Geschäftsführer BMH

In unserer neuen Serie beschäftigt sich Dr. Steffen Huth, Geschäftsführer der BMH Beteiligungs-Managementgesellschaft Hessen mbH, mit sämtlichen (Finanzierungs-)Themen, die die Gründer- und Investorenszene beschäftigen: Ein Business Bootcamp für Startups, angefangen von der Standortwahl – über Finanzierungsformen und Personalauswahl – bis hin zur Vorbereitung auf die nachfolgenden Finanzierungsphasen.  Als 100-prozentige Tochtergesellschaft der Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale (Helaba) ist die BMH aktiv in die Wirtschaftsförderung des Landes Hessen eingebunden. Die mittelständische Beteiligungs- und Venture-Capital-Gesellschaft bündelt die öffentlichen Beteiligungsinteressen und Finanzierungsinstrumente für Frühphasen-, Wachstums- und Mittelstandsunternehmen in Hessen. BMH unterstützt kleine mittelständische Unternehmen (KMUs) und Start-ups bei der Finanzierung von Innovations-, Forschungs- und Wachstumsvorhaben, beim Unternehmenskauf- und -verkauf sowie bei der Umsetzung von Nachfolgeregelungen. Im heutigen Teil des BMH Business Bootcamp geht es um die Auswahl des Standorts bei der Unternehmensgründung und welchen Vorteil beispielsweise der Standort Hessen bietet.

Unternehmensgründungen gehen mit vielen verschiedenen Fragen und Herausforderungen einher und sind mit der Geschäftsidee noch lange nicht abgeschlossen. Vor lauter „Was“ und „Wie“ vernachlässigen Junggründer im Stress besonders gerne das „Wo“, oder reduzieren es auf die bloße Verkehrsanbindung – zu Unrecht!

Die Standortwahl bestimmt die Erfolgschancen von Startups maßgeblich mit. Einerseits hängt vom Standort ab, wie hoch die Grundstücks- bzw. Mietpreise sind, andererseits auch, auf welche Infrastruktur Startups zurückgreifen können. So sollten Jungunternehmen im IT-Bereich beispielsweise sicherstellen, dass der Standort eine Glasfaseranbindung bietet. Neben Kostenaspekten sollte zudem die geographische Nähe zu potenziellen Kunden einkalkuliert werden. Vor der Arbeitnehmerfreundlichkeit der Standorte gilt es außerdem sicherzustellen, ob es überhaupt eine ausreichende Anzahl qualifizierter Arbeitskräfte in der Region gibt. Ein guter Anhaltspunkt hierbei sind nahegelegene Universitäten, die für
geschäftsrelevante Studiengänge bekannt sind.

Ein gutes Netzwerk ist signifikant

Einen weiteren wichtigen Faktor bildet das Vorhandensein potenzieller Kooperationspartner: Gerade mittelständische Unternehmen können einen wertvollen Partner darstellen, entweder als strategischer Investor oder auch als Partner in gemeinsamen Projekten, wobei Startups von Know-how und Netzwerk der etablierten Unternehmen profitieren. Dazu kommt der wichtige Aspekt der Investorenlandschaft. Hier bestehen teils große regionale Unterschiede: Während beispielsweise im Rhein-Main Gebiet Business-Angels die Finanzierungen maßgeblich mitbestimmen, liegen Bayern und Berlin bei Venture-Capital-Finanzierungen vorne. Auf einige der obigen Standortfaktoren soll im Folgenden am Beispiel Hessen eingegangen werden.

Auf Hessen entfallen aktuell 6,5 Prozent aller Hauptsitze deutscher Startups, wobei das Rhein-Main Gebiet das Herz des hessischen Startup-Ökosystems bildet. Gerade die Bereiche Fin-Tech und Industrie 4.0 sind hier stark vertreten und untermauern, welch wichtige Rolle die Standortwahl spielt: Mit den Informatikstarken Universitäten wie beispielsweise Darmstadt können in Hessen ansässige Startups auf einen circa 25.000 Studenten starken, hochqualifizierten Fachkräftepool zugreifen. Ohne diese Möglichkeit wären vermutlich andere Standorte wie München oder Berlin im Vergleich deutlich attraktiver. Ein weiterer, leicht zu verdeutlichender Standortfaktor ist die Kooperations- und Investorenlandschaft: Größere wie kleinere hessische Unternehmen haben in den letzten Jahren Venture-Capital- ähnliche Teams aufgebaut und technologische Innovationen aktiv gefördert. Laut StartUp Monitor arbeiten überdurchschnittlich viele, genauer gesagt 75 Prozent der Startups in Hessen, mit mittelständischen Unternehmen zusammen. Diese Kooperationslandschaft wird aktiv durch hessische Vernetzungsprogramme wie dem StartHub Hessen, dem Tech Quartier, dem North Hessen Accelerate NHA oder HUB31 gefördert. Hessen unterhält zudem mehrere Förderprogramme von Distr@l und LOEWE, die den Wissens- und Technologietransfer aus den Forschungseinrichtungen des Landes unterstützen.

Hessen wächst als idealer Standort für Startups

Bezüglich der Investorenlandschaft weist Hessen die Besonderheit einer starken Business-Angel-Szene im Rhein-Main Gebiet auf, auf die ein wesentlicher Teil der Investitionen in der sehr frühen Phase entfallen. Allerdings sind private Investoren längst nicht alles, was das Land Hessen seinen Startups zu bieten hat: So verwaltet die BMH Beteiligungs-Managementgesellschaft Hessen mehrere Fonds, mit denen die jungen Unternehmen von der sehr frühen Seed-Phase, über die Startup- bis hin zur Wachstumsphase unterstützt werden. BMH hat so in den letzten fünf Jahren rund 100 Mio. Euro öffentliches Beteiligungskapital in hessische Jungunternehmen investiert. Zur Unterstützung wird jedoch nicht nur Kapital in den Topf geworfen, sondern auch das über Jahre aufgebauten Netzwerk den Gründern zur Verfügung gestellt. Aktuell entwickelt BMH einen Fonds mit Nachhaltigkeitsfokus, um den Standort Hessen für innovative Startups beziehungsweise Technologieunternehmen mit nachhaltigem Geschäftsmodell noch attraktiver zu machen.

In der nächsten Ausgabe des BBB – BMH Business Bootcamp geben wir einen Überblick über die Finanzierungsmöglichkeiten für Startups sowie potenzielle Anschlussfinanzierungen / Förderprogramme und was BMH diesbezüglich zu bieten hat.

Über die BMH

Die BMH Beteiligungs-Managementgesellschaft Hessen mbH mit Sitz in Wiesbaden wurde 2001 gegründet und ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale (Helaba). Als mittelständische Beteiligungs- und Venture-Capital-Gesellschaft bündelt die BMH die öffentlichen Beteiligungsinteressen und Finanzierungsinstrumente für Frühphasen-, Wachstums- und Mittelstandsunternehmen in Hessen. Die BMH verwaltet derzeit sieben Beteiligungsfonds mit einem investierten Beteiligungsvolumen von insgesamt rund 125 Millionen Euro.

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