Investorennetzwerk Wiesbaden: „Die Zukunft entscheidet sich in den Köpfen der Jungen“
Der Vorstand des Investorennetzwerks Wiesbaden. Foto: Investorennetzwerk.

Wiesbaden muss den Fokus noch viel stärker auf das Startup-Ökosystem legen, fordert das Investorennetzwerk Wiesbaden. Das Netzwerk besteht seit gut einem Jahr und versammelt gut 25 Wiesbadener Unternehmer:innen, Investor:innen und Manager:innen hinter sich. Es ist auch beteiligt an dem Ausbau des Alten Gerichts zum Startup-Hub. Wir haben mit Matthias Helfrich (Vorsitzender) und Thomas Radke (Co-Vorsitzender) über ihre Ideen für Wiesbaden und die Zukunft der Stadt als Gründerhub gesprochen.

„Wir wollen einen Ort schaffen, an dem alle Gründer:innen arbeiten können, wo es Beratung gibt und Kontakte geknüpft werden“, erzählt Radke mit Blick auf das Alte Gericht. Nach Jahren des Leerstands soll dort endlich ein zentrales Startup-Hub für Wiesbaden und Umgebung entstehen. Die Arbeiten sind in vollem Gange, mit einer Eröffnung wird kommendes Jahr gerechnet.

„1800 Quadratmeter Raum für Zukunft und Ideen“

Das Startup-Hub soll den Weg, den der heimathafen Wiesbaden schon eingeschlagen hat, weiter vorantreiben. „1800 Quadratmeter Raum für Zukunft und Ideen“ nennt es Dominik Hofmann, verantwortlich für den heimathafen und auch bald für das Startup-Hub. Ein Coworking-Space, Acceleratorprogramme, Mentorings und mehr sind geplant. Vorbild ist das TechQuartier in Frankfurt, nur mit einem breiteren Fokus und in Wiesbaden. Das Hub wird flankiert von der Hochschule Fresenius mit ihren Fakultäten für Design, Wirtschaft und Medien, dem heimathafen und dem Competence Center Entrepreneurship, die auch im Alten Gericht ansässig sind oder sein werden.

Wiesbaden, so erklärt es Helfrich, sei auch kein FinTech-Standort wie Frankfurt oder ein Spezialist für DeepTech wie Darmstadt. Es habe seine eigenen Stärken. Im Foodbereich zum Beispiel, mit dem großen Player Henkell und Startups wie fitvia, die vor allem im Influencer-Marketing ganz vorne mit dabei sind. Fitvia-Gründer Sebastian Merkhoffer ist übrigens auch Teil des Investorennetzwerks.

Das Investorennetzwerk Wiesbaden ist ein Business Angel Club mit einer besonderen Gewichtung der Schwerpunkte. Ein klarer regionaler Bezug ist ihnen wichtig, genauso wie die Ausrichtung nach der Frage, ob die Investitionen einen Mehrwehrt für die Gesellschaft bieten. Und damit passt das Netzwerk gut zum geplanten Startup-Hub, der eine „Humane Digitalisierung“, also eine mit dem Menschen verträgliche Digitalisierung, in den Blick nimmt. Und das fernab vom Turbokapitalismus.

Bedeutung von Startups für Wiesbaden groß

Die Stadt, so die Meinung der beiden Investoren, hat die Bedeutung der Startups bisher unterschätzt. Natürlich gebe es schon Unterstützung für Startups, aber eben nicht genug. Für sie ist klar: In Zukunft werden viele traditionelle Jobs durch die Digitalisierung wegfallen. Und die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass viele Veranstaltungen auch online stattfinden können.

Ergänzend zu den Investition in das RMCC wünscht sich das Netzwerk etwas mehr Mittel für den Startup-Standort. „Nur so können wir Arbeitsplätze kompensieren. Es gibt viel Unterstützung für Gründer, aber es gibt einen Unterschied zwischen Gründer und Startups, die skalieren wollen. Wir brauchen mehr junge Startups, deren Ziel es ist, in fünf Jahren hundert Angestellte zu haben“, sagt Helfrich. Beispiele dafür gebe es auch schon: fitvia und Schuh24 hätten vorgemacht, wie das funktioniert. Um das zu schaffen, bietet das Investorennetzwerk seine Hilfe an, so Radke „Wir wollen ein Klima schaffen, in dem unser KnowHow proaktiv genutzt“.

Die Stadt Wiesbaden biete schon sehr viele Anreize für junge Startups, die andere Städte nicht haben, sagt Helfrich. Zum Beispiel die gute Lage und die Verkehrsanbindung, das relativ günstige Wohnen und das starke Hochschulwesen. Um Startups und junge Leute in die Stadt zu ziehen, brauche es aber einen zentralen Ort, an dem die Szene zusammenkommt. Und der soll das Alte Gericht in Wiesbaden werden. Ein historischer Ort der Zukunft in einer historischen Stadt, so könnte man es nennen. „Die Zukunft entscheidet sich in den Köpfen der jungen Leute“, sagt Helfrich dazu.

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