Hawaiihemden auf hessisch. Bitte was? Gibt’s tatsächlich, und zwar beim Wiesbadener Startup Schönwetterfront. Wie aus einer “bescheuerten” Idee Hemden in Riesling- Grüne-Soße-Optik wurden und welche Ziele für die Gründer Rebecca Schmalenbach und Christian Jakob mit ihrem Unternehmen und für sich selbst erreichen wollen – 5 Fragen an Schönwetterfront.
Wer seid ihr, was macht ihr und wie seid ihr zu dem gekommen, was ihr heute macht?
Schönwetterfront gestaltet und schneidert die ersten von Deutschland inspirierten Hawaiihemden. Unser Team besteht aus den beiden Geschäftsführern Rebecca Schmalenbach und Christian Jakob.
Inspiriert vom Wiesbadener Stadtwappen bekam Christian 2015 die “bescheuerte” Idee nicht mehr aus dem Kopf, wie denn deutsche Hawaiihemden – also ganz ohne Hibiskus und Palmen aber dafür mit mehr Riesling und Grie Soß – aussehen könnten. Da er als Art Director und Designer sowieso gerade mal wieder Lust auf ein eigenes grafisches Projekt hatte, war die Idee für ein Blog geboren, auf dem er die selbstkreierten Muster sammeln wollte. Nachdem ein Kumpel dann meinte, dass die Idee mit den Hemden so verrückt und außergewöhnlich ist, dass man sie wirklich umsetzen sollte, hatte Christian Blut geleckt und begonnen zu recherchieren, wie man Stoffe bedrucken und die Hemden schneidern lassen könnte. Für Letzteres hat er Rebecca ins Boot geholt, eine ausgebildete Damenschneiderin im Handwerk. Eine befreundete Modedesignerin erstellte die Schnittmuster für Hemden und Blusen und Schönwetterfront konnte loslegen.
Wie würdet ihr eure Geschäftsidee in maximal drei Sätzen beschreiben?
Wir gestalten und schneidern von Hessen und Deutschland inspirierte Hawaiihemden und Streetwear. Hierbei achten wir auf faire Produktion und nachhaltigen Umgang mit den nötigen Ressourcen.
Was war bisher eure größte Herausforderung?
Die größte Herausforderung war und ist das gute alte Geld. Als wir 2016 die Idee testen wollten, haben wir uns für ein Crowdfunding entschieden, das wir erfolgreich abschließen konnten. So hatten wir die nötige Starthilfe für das erste Jahr und konnten mit der gewonnenen Erfahrung das zweite Jahr angehen. Da wir Schönwetterfront bis 2018 nur nebenberuflich betreut hatten, sind wir jedoch schnell an unsere Grenzen gekommen, was trotz externer Unterstützung durch eine weitere Lohnschneiderei zu vielen Engpässen führte. Wir konnten die Sommersaison nie wirklich ausnutzen, da wir aufgrund unseres kleinen Budgets nur Kleinauflagen oder gar erst auf Bestellung schneidern konnten. Seit Anfang 2019 ziehen wir Schönwetterfront aber größer auf, produzieren alle Größen vor und Christian betreut das Label hauptberuflich.
Wo seht ihr euch und euer Unternehmen in fünf Jahren?
Christian ist seit einer Weile von Remote Working fasziniert und stellt gerade alle Weichen, um seinen kreativen und organisatorischen Part auch ohne Probleme aus dem Ausland bewerkstelligen zu können. Als Halb-Filipino zieht es ihn regelmäßig zu seinen Verwandten und so konnte er im letzten Urlaub direkt testen, was sich alleine mit einem iPad umsetzen lässt. Für Rebecca geht es zunächst vor allem um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Familie.
Für Schönwetterfont wünschen wir uns beide, dass sich unser Startup als nachhaltiges und faires Unternehmen etabliert und wir weiterhin gesund wachsen und gedeihen. Zudem wollen wir stets die Augen nach Möglichkeiten offen halten, diesen Weg zu optimieren.
Was verbindet euch mit dem Rhein-Main-Gebiet? Und was tut sich in unserem Startup-Ökosystem?
Christian ist in der Gießener Ecke groß geworden und seit dem Studium in Wiesbaden – das Rhein-Main-Gebiet hat er also nie verlassen und ist auch sehr glücklich und zufrieden hier. Durch Messen und Wettbewerbe haben wir mitbekommen, wie viel in unserer Region geht und was für außergewöhnliche Startups unterschiedlichster Branchen hier aus dem Boden sprießen. In Hessen steckt sehr viel Potenzial – wir sind gespannt wie es weitergeht und wünschen uns regen Austausch und Unterstützung untereinander.