VIDAR – nachhaltige Sportbekleidung aus Holzfasern
VIDAR Gründer Rouven Kneipp

* Dieser Beitrag ist Teil unserer Kolumne “Gründen mit Impact”. Hier präsentiert unser Kooperationspartner “Sozialinnovator Hessen”, Rouven Kneipp als Autor, Input aus der hessischen und deutschlandweiten Sozialunternehmer:innen Szene, um Brücken zwischen klassischer und sozialer Wirtschaft zu bauen.* 

Gastautor Rouven Kneipp redet in dieser Ausgabe unserer Kolumne über seine nachhaltige Sportbekleidungsmarke VIDAR. Wozu braucht die Welt VIDAR und wie möchten Rouven und Co-Founder Christoph die Sportbekleidungsindustrie revolutionieren?

„Braucht es im Jahr 2023 wirklich noch eine weitere Sportbekleidungsmarke?“ Die Frage habe ich mir oft gestellt. Haben wir nicht schon genug mit Nike, Adidas, lululemon etc.? Wir produzieren und konsumieren doch bereits viel zu viel Kleidung.

Ich bin aber überzeugt: Eine braucht es noch. Sonst hätte ich mich mit meinem Co-Founder Christoph Ende 2020 nicht dazu entschieden VIDAR Sport zu gründen. Denn einer muss den „Großen” zeigen, dass es besser geht.

Sportbekleidung mit Impact

Wir sind angetreten, um die Sportbekleidungsindustrie zu revolutionieren. Denn herkömmliche Sportbekleidung schädigt den Planeten und die Menschen. Mehr als 95% der Sportbekleidung besteht nämlich aus Plastik (Polyester) und basiert somit auf fossilen Rohstoffen. Mit jeder Wäsche wird Mikroplastik in die Umwelt gespült. Und es wird zunehmend deutlich, dass das ein Problem ist für Menschen, Tiere und die Natur. Ganz zu schweigen von den immer noch viel zu schlechten Arbeitsbedingungen für viele Menschen in der Herstellung von Textilien.

In der Alltagsmode hat sich aufgrund dieser ökologischen und sozialen Probleme eine Fair Fashion Bewegung etabliert. Für Sportbekleidung gibt es diese bisher nicht. Hier sind neben ökologischen & sozialen, auch funktionale Aspekte wichtig. Sportbekleidung muss atmungsaktiv sein, robust, schnelltrocknend und vieles mehr. Das können viele umweltfreundliche, natürliche Materialien (wie Bio-Baumwolle) alleine nicht leisten.

Als ambitionierte Sportler war das für uns einfach kein Zustand, den wir länger hinnehmen wollten. Außerdem nervte Christoph und mich noch etwas an der Sportkleidung, die wir bisher trugen – sie stank. Deshalb tauchten wir tief ein in die Welt der Textilien. Um herauszufinden, ob es für diese vielschichtigen Probleme nicht doch eine Lösung gibt.

Umweltfreundliche Holzfasern sollen helfen

Ende 2020 war es dann endlich so weit. Nach vielen Recherchen, Gesprächen und Entwicklungen hatten wir Produzentinnen gefunden und eine Idee für eine erste Kollektion. Wir stellten 3 Sportshirts und 1 Top aus umweltfreundlichen Holzfasern in Portugal her. 100% natürliche, nachwachsende Materialien, komplett ohne schädliches Polyester oder sonstige Plastikfasern und trotzdem super funktional. Eine Mini-Kollektion, die kein Mikroplastik verursacht, weniger Wasser verbraucht und durch die kurzen Wege in Portugal auch CO2-Emissionen einspart.

Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten Christoph und ich noch Vollzeit, VIDAR lief nebenher – alles bootstrapped. Durch einige PR-Artikel konnten wir 2021 viel Aufmerksamkeit erzeugen, und auch das Feedback von Kundinnen verlief durchweg positiv. Ende 2021 machten wir uns viele Gedanken, wie es weiter gehen soll. Die Aufwände wurden größer und alles war nebenher nicht mehr zu bewerkstelligen.

Für mich war klar: Geld aufnehmen und beide Vollzeit rein – ohne Kompromisse. Für Christoph allerdings nicht, er war dabei eine Familie zu gründen und Nachwuchs war unterwegs. Für mich im ersten Moment nicht einfach, da ich selbst 2 kleine Kinder habe und für mich dennoch feststand, 100% VIDAR machen zu wollen. Und auch die Chancen als „Teilzeit-Gründungsteam“ den nächsten Schritt z.B. mit einer Finanzierung gehen zu können, sah ich schwinden.

Doch trotz der schwierigen Voraussetzungen schafften wir es 2022 über die BMH eine stille Beteiligung mit Wandlungsoption abzuschließen. Kein einfaches Unterfangen und keine große Summe im Verhältnis zu anderen startup fundings, aber eine, mit der wir unser Hobby-Projekt professionalisieren konnten. Und die zumindest mir es ermöglichte, Vollzeit an VIDAR zu arbeiten. Trotz der vielen Krisen ist es uns gelungen, zu 2021 unseren Umsatz um 75% zu steigern.

Optimistisch ins Jahr 2023

So wurde aus dem Hobby-Projekt ein 1-Mann-Betrieb. Und wie geht es weiter für uns im Jahr 2023? Ich glaube, manche Dinge benötigen ihre Zeit, um sich zusammenzufügen. Wir haben in den 2 Jahren festgestellt, dass wir als Gründungsteam sehr unterschiedliche Risiko-Neigungen haben. Dass das mehr Vorteil als Nachteil ist, wurde uns mit der Zeit immer klarer. Ich wäre gerne manchen Schritt früher gegangen, aber zu welchem Preis? Wahrscheinlich hätte das Teamgefüge darunter gelitten. Denn zu viel Offensive birgt Gefahren für schnelle Gegentore und Niederlagen. Es ist viel besser, wenn man eine gute Balance aus Offensive und Defensive hat. Wir sind taktisch als Team gereift. Für Christoph ist jetzt auch klar, dass wir nur als Vollzeit-Team eine echte Chance haben. Und genau deshalb gehen wir optimistisch ins Jahr 2023. Nike und Co. können sich warm anziehen, denn mit dieser Einwechslung hat keiner gerechnet.

Wer mehr über uns erfahren möchte: www.vidar-sport.de Mit jeder Bestellung unterstützen wir unseren Partner Plastic Fischer und lassen 500gr Flussplastik sammeln.

Weitere Beiträge

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