Sozialinnovator Hessen unterstützt Unternehmer:innen bei Social Entrepeneurship
Das SEND Team. (Foto: SEND.)

Hast Du das Zeug zum Social Entrepreneur?

Ein*e Social Entrepreneur unterschiedet sich in Aussehen und Verhalten meist kaum von seinen/ihren klassischen Gründer-Vettern. Etwas plakativ gesagt trinken beide aus to-go-Bechern, tragen Sneaker, beten morgens ihr „fail-early-learn-fast-Unser“ und … sind Unternehmer*innen. In diesem Beitrag bekommst Du einen Einblick in die sozialunternehmerischen Herausforderungen des Gründeralltags und erfährst, welche Rolle der frisch angelaufene Sozialinnovator Hessen dabei auch für Dich spielen kann.

Ein Gastbeitrag von Norbert Lang, Gründungsberater für den Sozialinnovator Hessen.

Eine 1-Satz-Arbeitsdefinition zu Beginn: Ein*e Sozialunternehmer*in zielt primär auf die Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen anstatt auf Gewinnmaximierung ab. Das klingt erst einmal simpel, bringt aber zusätzlich zu den üblichen Herausforderungen einer Gründung einige Spannungsfelder mit sich. Statt mit der wissenschaftlich-theoretischen Brille auf Sozialunternehmertum zu blicken (diese findest Du beispielsweise hier), fragen wir uns an dieser Stelle: Was macht aus der Perspektive des Gründungsalltag heraus Social Entrepeneurship zur Königsdisziplin des Gründens?

1. The obvious one: Spannungsfeld Wirtschaftlichkeit und gesellschaftlicher Nutzen

Ein*e Social Entrepreneur balanciert fortlaufend zwischen ökologischem beziehungsweise sozialem Nutzen und Wirtschaftlichkeit. Damit steigt auch der persönliche Verantwortungsbereich. Ein Beispiel:

„Für jede von uns verkaufte Jeans spenden wir ein weiteres Paar für Kinder in Not.“ Ein*e klassische*r for- profit-Unternehmer*in lehnt sich hier zurück, freut sich über ein paar glückliche Kinder und das gelungene Marketing. Ein*e Social Entrepreneur schaut auch auf die lokalen Märkte und stellt sich Fragen wie: Richtet kostenlose Ware hier am Ende sogar mehr Schaden an? Sind Jeans überhaupt das Problem? Könnte das Geld eventuell sinnvoller eingesetzt werden? Es führt kein Weg daran vorbei, die gesellschaftlichen Zusammenhänge möglichst in seiner Ganzheit zu verstehen, um schlussendlich „möglichst viel vom Richtig(st)en zu machen“. Gleichzeitig ist darauf zu achten, dass das Unternehmen auch wirtschaftlich handelt. Eine Finanzierung über Stiftungsgelder, Crowdfunding und Co. kann sinnvoll sein, wenn sie nachhaltig gestaltet wird. Kein einfacher Spagat und doch möglich.

2. The not-so-obvious one: Wie social ist social genug?

Seien wir realistisch: Gründen heißt Kompromisse eingehen. Öfter, als uns lieb ist, müssen wir uns zwischen zwei sinnvollen Optionen entscheiden. Das gilt für eine*n Sozialunternhemer*in umso mehr. Doch auf welcher Grundlage stelle ich einen gesellschaftlichen Wert über den anderen? Wann schlägt wirkungsorientierte Nachhaltigkeit die finanzielle und wann nicht? Reicht es, wenn ich ökologische Produkte verkaufe oder müssen diese auch Co2-neutral und verpackungsfrei verschifft werden? Kann ich Mindestlohn zahlen? Was, wenn ich das am Anfang meines Unternehmens finanziell noch nicht stemmen kann? Ist eine Übergangslösung in Ordnung? Bin ich dann überhaupt noch Social Entrepreneur? Eine einfache Antwort gibt es nicht. Der sichere Weg zum Scheitern – wenn Du 1) auf alles, was Andere dir sagen, hörst oder 2) Du auf nichts, was Andere dir sagen, hörst. Irgendwo dazwischen liegt die Wahrheit und Du kannst nur aufmerksam zuhören, Widersprüchlichkeiten auszuhalten und Deinem eigenen Werte- Kompass folgen.

3. The tricky one: Wie messe ich meinen Impact?

Für Sozialunternehmer*innen gilt der Anspruch: nicht nur legal, sondern auch legitim. So wie Unwissenheit einen nicht vor legalen Konsequenzen schützt, schützt sie Andere auch nicht vor den negativen Auswirkungen unserer Handlungen. Um das zu verhindern messen Sozialunternehmer*innen ihren

Impact. Dabei ist das „Wie“ in der Praxis oft gar nicht so trivial. Wie misst man Inklusion, Rassismus oder Gerechtigkeit? Viele schlaue Leute haben sich Gedanken dazu gemacht und sehr hilfreiche Konzepte, wie beispielsweise die Wirkungstreppe, entwickelt (mehr Infos findest Du hier). Die Umsetzung bleibt schwierig. Wenn ungenau gemessen wird, dann heißt es schnell: garbage in, garbage out. Das ist gelinde gesagt „nicht ideal“, immerhin geht es hierbei um die Daseinsberechtigung des Unternehmens. Auch hier gilt, nicht einfach, aber machbar.

Nach so viel Herausforderungen auch mal eine gute Nachricht: mit alldem bist Du nicht alleine! Social Entrepreneurs blicken auf eine aktive und unterstützende Community. Erstaunlich, was möglich ist, wenn gemeinsame Ziele Kooperation statt Konkurrenz fördern. Wer sich dazu entschließt, wird mit Arbeit mit Sinn und Eigenverantwortung belohnt.

Nun zu Dir. Du …

…. arbeitest schon an einer tollen sozialunternehmerischen Idee oder willst endlich durchstarten? Oder Du hast schon sozialunternehmerisch gegründet und suchst Sparringpartner oder eine Fachberatung?

…. oder Dein Unternehmen sitzt in Hessen?

Dann melde dich gerne beim Sozialinnovator Hessen, einer vom Wirtschaftsministerium Hessen geförderten Initiative des Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland (SEND) und lokalen Partnern zur niedrigschwelligen und effektiven Stärkung von Sozialunternehmer*innen in der Region. Weitere Infos über Programm, Partner und Anmeldung findest Du hier.

Du hast vielleicht noch keine Gründungsidee, aber richtig Lust zu erfahren, was sozialunternehmerisch in Deutschland so geht? Dann wirf doch mal einen Blick auf den jährlichen Deutschen Social Entrepreneurship Monitor (hier die Version 2019, 2020 soon to come) oder besuche uns auf unserer Website!

Über das Social Entrepeneurship Netzwerk Deutschland

Das Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschlands (SEND) ist angetreten, um Sozialunternehmen zu vernetzen, zu stärken und eine gemeinsame Stimme zu geben. SEND baut wichtige Brücken zur Politik, Zivilgesellschaft und klassischen Wirtschaft, um positiven Wandel in unserer Gesellschaft voranzutreiben und die Rahmenbedingungen für soziale Innovationen zu verbessern.

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