Hessen soll Startup State werden

Mit rund 140 Expert:innen hat sich das Wirtschaftsministerium des Landes Hessen zusammengesetzt, um sein neues Strategiepapier mit dem Namen „Startup State Hessen“ zu erarbeiten. Das gleichnamige Ziel, so Landeswirtschaftsminister Al Wazir gestern bei der Vorstellung des Papiers: „Wir wollen Hessen zum ‚Startup State‘ machen“. Unter anderem kündigte das Land ein Großfestival mit internationaler Beachtung, eine Imagekampagne und die Etablierung eine:r sogenannten Venture Capital-Botschafter:in an.

Es reiche nicht, gut zu sein, man müsse auch darüber reden, erklärt Al Wazir die Gründe für die Imagekampagne gleich zu Beginn des Virtual Town Halls, einem Webformat, in dem sich das Wirtschaftsministerium in unregelmäßigen Abständen mit der hessischen Startupszene trifft. Tatsächlich wurden in Hessen im vergangenen Jahr einer Studie der Unternehmensberatung EY zufolge 44 Finanzierungsrunden für Startups abgeschlossen. Damit konnte das Land die Investitionstätigkeit trotz Corona fast verdoppeln. Trotzdem hinkt das Land in der Summe hinterher. In Berlin wurden beispielsweise gut 500 Finanzierungsrunden abgeschlossen, in Bayern 228. Von den bundesweit investierten 17.3 Milliarden Euro kamen in Hessen gerade einmal 220 Millionen an.

Diese Lücke soll geschlossen werden, Hessen will zu den Großen aufschließen. Als zentrale Handlungsfelder hat es dafür schon länger Talente, Finanzierung, Vernetzung und Image bzw. Sichtbarkeit identifiziert. Nun nimmt es auch Green-Startups mit in diese Liste auf. Digitalisierung und Klimawandel seien die Herausforderungen für eine zukunftsfähige Gesellschaft, so Al Wazir, und deswegen wolle Hessen auch ein Green-Startup-State werden. An sich sei das Startup-Ökosystem breit und gut aufgestellt, zum Beispiel mit Startub Hessen, dem TechQuartier und den verschiedenen Universitäten mit ihrer Spitzenforschung und gut 250.000 Studierenden. Es mangele jedoch stark an Sichtbarkeit und Vernetzung der gut 1400 Startups in Hessen.

Mit bei der Virtual Townhall dabei (von links): Stephanie Renda, Landessprecherin Hessen vom Bundesverband deutsche Startups e.V., STATION Co-Geschäftsführerin Carolin Wagner mit einem Impulsvortrag zum Thema Sichtbarkeit und Vernetzung und Staatssekretär Philipp Nimmermann 

International beachtetes Startupfestival angekündigt

Deswegen soll das StartHub Hessen, das unter anderem regelmäßige Netzwerkveranstaltungen organisiert, über Erfolgsgeschichten in der Region berichtet und Gründer:innen berät, weiter ausgebaut werden. Außerdem ist ein KI-Transferzentrum geplant, das den Wissenstransfer zwischen Wirtschaft und Hochschulen sichern soll. Im vergangenen Jahr hatte sich das Wirtschaftsministerium auch schon an der Gründung von Hessian AI beteiligt, in dessen Rahmen 22 zusätzliche KI-Professuren im Land Hessen entstehen sollen.

Auch ein:e Venture Capital Botschafter:in, die als Brücke zwischen VC’s und Startups fungiert, die Bedürfnisse dieser beider Seiten kennt und zwischen ihnen vermitteln kann, soll etabliert werden. Wer diese Rolle ausfüllt, ist noch nicht bekannt. Hinzu kommt eine Image-Kampagne mit groß angelegtem Startupfestival, das auch international Aufmerksamkeit nach Hessen ziehen soll. Damit größer werdende Startups nicht in andere Regionen abwandern, stehen spezielle ScaleUp-Akzeleratoren auf dem Plan.

Was Green-Startups angeht, soll zunächst eine Studie zu den Bedürfnissen der Szene in Auftrag gegeben werden. Fest steht schon jetzt: Die Finanzierung in nachhaltige Startups soll wird erleichtert, etwa indem die Bedingungen von Wirtschaftsförderungsprogrammen des Landes stärker auf Nachhaltigkeit ausgerichtet werden. So soll die Unterstützung nachhaltiger Startups verstärkt werden. Diese haben oft das Nachsehen im Vergleich zu herkömmlichen Unternehmen, die Nachhaltigkeitsziele nicht in den Blick nehmen. Auch ein Green Startup-Hub ist geplant.

Viele Ankündigungen also. Die Vergangenheit zeigt jedoch, dass das Land es durchaus ernst meint mit der Etablierung von Strukturen für Startups, davon zeugen unter anderem das neue StartHub Hessen und das vergangene Jahr gestartete Impact Festival. Das reicht allerdings noch nicht, um zu den wirklich großen Startup-Ökosystemen aufzuschließen.

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