Fintech Germany Award goes Ländle: Clark und Cashlink unter den Gewinnern!
So sah es aus in Stuttgart beim Fintech Germany Award!

Am Mittwoch wurde zum sechsten Mal der Fintech Germany Award (#FTGA) vergeben – und unter den Gewinnern ist dieses Jahr wieder Cashlink aus Frankfurt! Clark, auch aus Frankfurt, wurde im Sonderpreis als bestes Insurtech ausgezeichnet. Dieses Jahr fand die Veranstaltung in erstmals in Stuttgart statt, unter dem Motto „FTGA goes Ländle“.

Warum der Fintech Germany Award die Location wechselt und welche Rolle Fintechs in Zukunft spielen, erfahrt ihr in unserem Interview weiter unten mit gleich drei Köpfen des #FTGA: Gerhard Wiesheu, Präsident von Frankfurt Main Finance und Vorstand beim Bankhaus Metzler, Michael Mellinghoff, Managing Director von Techfluence UK und Franz Công Bùi, Leiter der Online-Redaktion der Börsen-Zeitung.

Blockchain dominiert die Preisvergabe

Auszeichnungen in fünf Kategorien und für drei Sonderpreise wurden vor knapp 200 Gästen an hochrangige Vertreter der herausragenden Fintechs überreicht. Dabei konnte sich das Startup CashOnLedger aus Köln in der Kategorie „Seed Stage“ durchsetzen. Den zweiten Platz belegte hierbei Banxware, während Airbank den dritten Rang in dieser Kategorie erreichte – beide Fintechs stammen aus Berlin. Bei „Early Stage“ sicherte sich das Frankfurter Startup Cashlink den ersten Rang, vor Arabesque und Moonfare. Das Frankfurter Fintech hatte bereits vergangenes Jahr einen „Sonderpreis“ verliehen bekommen. Auf Anfrage verrät uns CEO & Founder Michael Duttlinger, dass er die Zukunft klar in digitalen Technologien wie der Blockchain sieht: “Wir freuen uns sehr, der Gewinner des FTGA in der Kategorie “Early” zu sein. Schön zu sehen, dass die Hälfte der Gewinner aus dem Blockchain-Ökosystem kommt – die Zukunft der Finanzindustrie wird Distributed-Ledger-basiert (Anm. d. Red.: dezentrales System zur Dokumentation von Transaktionen, zum Beispiel Blockchain) ein”.

Die Kategorie „Later Stage“ wurde dominiert von Jungunternehmen aus Berlin, denn hier gewann Nuri (ehemals Bitwala) vor Fraugster und Elinvar. Und die deutsche Hauptstadt war auch im Segment „Growth Stage“ federführend, in dem Mambu die Topposition ergatterte, während Solarisbank sowie Raisin DS auf dem Treppchen gelandet sind.

Als bestes ausländisches Fintech wurde FQX aus Zürich ausgezeichnet, Sumup (London) erreichte hier den zweiten Platz und Qonto (Paris) den dritten Rang. Bei den Sonderpreisen wurde Clark Germany aus Frankfurt als bestes „Insurtech“ ausgezeichnet. „Den #FTGA haben wir mit Clark erstmals 2017 gewonnen. Wir freuen uns sehr, dass die 24-köpfige Jury mit dem diesjährigen Preis unser Wachstum der letzten Jahre auszeichnet. Unser Ziel bleibt das Gleiche wie 2017: Wir wollen den größten Versicherungsmakler Europas bauen“, sagt Clark Founder und CEO Marco Adelt uns zum Gewinn des Preises.

Bei den erstmals vergebenen Awards für „Investment Technology“ und „Sustainable Finance“ haben die Startups Tangany (München), bzw. Remagine (Berlin) das Rennen gemacht. Die 24-köpfige Jury hatte die Gewinnerstartups aus rund 200 Bewerbungen ausgesucht.

Dieses Jahr erstmals in Stuttgart

In diesem Jahr wurde die Verleihung des begehrten Gründerpreises unter dem Motto „FTGA goes Ländle“ in den Stuttgarter Wagenhallen durchgeführt. Wie im vergangenen Jahr wurde die Verleihung jedoch pandemiebedingt als Hybrid- Event angelegt: unter Beachtung der erforderlichen Hygienemaßnahmen als Präsenzveranstaltung mit 200 Teilnehmern im Kultur- und Veranstaltungszentrum „Wagenhallen“ in Stuttgart sowie virtuell per Live- Videostream. Für die Zukunft sind weitere nationale Stationen geplant, um den Finanzplatz Deutschland als Fintech-Standort weiter zu stärken. Moderiert wurde das Event von Bianca Lopes, CEO von Talle, einer global operierenden Mediengruppe, die Banken und Fintechs bei Transformations- und Innovationsprozessen unterstützt.

Interview mit Gerhard Wiesheu, Michael Mellinghoff und Franz Công Bùi

Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München, Stuttgart – Deutschland bietet gleich mehrere attraktive Standorte für FinTechs an. Was macht diese Städte zu gefragten Hubs für FinTechs?

Michael Mellinghoff: Gegründet wird häufig dort, wo der Gründer wohnt, insofern überrascht es nicht, dass im dezentral strukturierten Deutschland ohne dominante Metropole wie London für England, Paris für Frankreich oder Wien für Österreich die größeren Ballungszentren sich zu Gründer-Hubs entwickeln. Aber vergessen Sie bitte nicht die vielen, vielen Startups, die nicht in den Ballungszentren angesiedelt sind. Wir haben in den vergangenen Jahren seit 2016 beim FTGA sehr viele Bewerbungen erhalten, die nicht aus den genannten Ballungszentren stammten. Gute Ideen können überall entstehen.

Gerhard Wiesheu: Der Brexit sorgte darüber hinaus für Bewegung, denn viele Londoner FinTechs haben ihren Hauptsitz unter anderem nach Frankfurt, Berlin oder München verlegt.

Franz Công Bùi: Bekanntlich bieten die genannten Ballungszentren eine Vielzahl an potenziellen Mitarbeitenden, die sich von einer Stadt eine größere Upward Mobility, aber auch vielfältige Angebote für die Work-Life-Balance versprechen. Dann gibt es dort logistische und technologische Vorteile, und es sind oftmals schon bestehende Ökosysteme vorhanden, was die Vernetzung mit anderen und auch die Positionierung des eigenen Angebots deutlich vereinfacht. Hinzu kommt vielfach auch eine gewisse Dichte an potenziellen Kunden und Kooperationspartnern.

Viele Unternehmen leiden unter den Einschränkungen der Pandemie, manche profitieren von der Situation, weil sie ein Katalysator für überfällige Digitalisierung ist. Inwiefern werden diese Entwicklungen nach dem Ende der Pandemie nachhaltige Veränderungen im Finanzsektor hinterlassen und FinTechs im Zentrum der Aufmerksamkeit bleiben?

Gerhard Wiesheu: FinTechs sind mittlerweile eine ernstzunehmende Konkurrenz für klassische Banken, da sie ihre Dienstleistungen dem Kunden ohne Umwege anbieten können. Laut einer Studie der Unternehmensberatung PwC könnten bis 2023 knapp 40 % aller europäischen Bankfilialen schließen, um Gewinneinbrüche zu kompensieren. Gleichzeitig verpassen viele den Sprung zur Digitalisierung – dementsprechend gering ist ihr Marktanteil bei digitalen Angeboten für ihre Kunden. FinTechs füllen diese Marktlücke, auch wenn ihre Gewinne und Marktanteile zurzeit noch geringer sind als die klassischer Banken. Die Finanzierungsrunden deutscher FinTechs der vergangenen Monate beweisen jedoch, dass die FinTech-Branche ein großes Wachstumspotenzial hat und digitale Innovationen innerhalb der Finanzbranche vorantreibt. Entsprechend groß ist das Interesse klassischer Banken an Kooperationsmöglichkeiten.

Franz Công Bùi: Derzeit ist zu beobachten, dass einige FinTechs sich zusammenschließen, einander übernehmen oder von etablierten Finanzdienstleistern übernommen werden. Gleiches gilt auch für viele handelnde Personen, denn auch hier hat es viele Wechsel aus FinTechs in zum Beispiel Banken gegeben. Interessant wird es sein, zu sehen, ob es dann wiederum genügend neue FinTechs und Gründer gibt, die nachwachsen und die entstehenden Lücken füllen. Und das hängt auch von den Rahmenbedingungen für Gründungen ab, bei denen es noch einige Luft nach oben gibt.

Deutschland ist ein attraktiver Standort für ausländische FinTechs. Nicht umsonst vergibt der Fintech Germany Award die Auszeichnung „Best Foreign Entrant to Germany“. Inwiefern haben die Pandemie-Einschränkungen die länderübergreifenden Aktivitäten im FinTech-Sektor beeinflusst?

Michael Mellinghoff: Den Award für ausländische FinTech-Startups in Deutschland haben wir vor einigen Jahren beim FTGA eingeführt, weil der deutsche Markt auch aus internationaler Sicht ansprechend groß und damit als Dienstleistungsmarkt attraktiv ist. Ein großer Markt hat aber auch Nachteile: Er macht die Marktteilnehmer mitunter träge. In kleineren Märkten beobachten wir mitunter innovative Geschäftsmodelle früher als in Deutschland. Der Award für ausländische Startups hat also auch etwas von internationaler Wettbewerbsbeobachtung und -förderung.

Gerhard Wiesheu: Der FinTech-Sektor ist eindeutig einer der wenigen Gewinner der Corona-Pandemie, da die Digitalisierung von Finanzdienstleistungen – und auch in vielen anderen Lebensbereichen – immens beschleunigt wurde und somit das Geschäftsmodell der FinTechs beflügelt hat. Die weltweiten Lockdown-Einschränkungen haben große Teile des Wirtschafts- und Privatlebens in den digitalen Raum verlagert: Während internationale Lieferketten ins Stocken geraten oder ganz zum Stillstand gekommen sind, läuft das digitale Ökosystem ungebremst weiter. Gleichzeitig haben FinTechs die Zeit genutzt, sich durch Kooperationen mit klassischen Banken breiter und internationaler aufzustellen.

Was sind die Herausforderungen und Chancen, vor denen das deutsche FinTech-Ökosystem aktuell steht?

Gerhard Wiesheu: Es müssen gute Voraussetzungen für die Gründung und das Wachstum von FinTechs geschaffen werden: Beim Aufbau des digitalen Ökosystems hat Frankfurt beispielsweise viele richtige Schritte unternommen. So wurde Frankfurt neben Berlin ein Fördercluster für FinTechs. Mit Acceleratoren und Inkubatoren, der SDG-FinTech-Initiative für Nachhaltigkeit, dem Techquartier und dem FintechGermany Award sind wichtige Grundlagen gelegt. Es ist wichtig, dass die Finanzindustrie deutsche FinTechs beim Sprung in die Internationalität unterstützt. Gleichzeitig muss Deutschland ein guter Platz für Markteintritte internationaler FinTechs sein. FinTech kann nicht nur national gedacht werden, sondern ist immer in einen internationalen Kontext eingebettet.

Michael Mellinghoff: Das Internet ermöglicht erstmals in der Geschichte, so etwas wie globale Monopole. Die länderspezifische Regulierung verhindert das zwar im FinTech-Segment ein Stück weit, aber die Tendenz des Weges ist vorgezeichnet, siehe zum Beispiel Paypal. Leider ist die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass ein globaler Monopolist oder ein Quasimonopolist nicht aus der EU kommt. Diese Aussicht sollte eigentlich die einzelnen Hubs in Deutschland einen und letztlich auch die Kollaboration zwischen Banken und FinTechs befeuern. Ein starker Gegner eint. Wer das wann in welchem FinTech-Segment sein wird, ist aus meiner Sicht die spannende Frage.

Der FinTech Germany Award reist durch Deutschland und macht dieses Jahr in Stuttgart Halt. Können Sie schon verraten, wo in den nächsten Jahren die goldenen Zangen überreicht werden?

Michael Mellinghoff: Ich hoffe, dass wir in allen FinTech oder InsurTech-Hubs in Deutschland in den kommenden Jahren gastieren können. Denn Kernstück des FTGA ist die breit gefächerte derzeit 24-köpfige Jury, deren Mitglieder aus vielen Städten in Deutschland stammen und auch die Startup-Bewerbungen kommen verteilt aus der ganzen Republik.

Gerhard Wiesheu: Wir freuen uns natürlich erst einmal über diesjährige Verleihung in Stuttgart, können aber schon so viel verraten: Der nächste Fintech Germany Award wird definitiv in Deutschland verliehen.

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Das Originalinterview findet ihr hier!

Ein Interview mit dem Gewinnerstartup Cashlink vom vergangenen Jahr und alle wichtigen Infos findet ihr hier!

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