Agora Innovation sichert sich 750.000 Euro, die vom High-Tech Gründerfonds (HTGF) kommen. Mit einer plattformunabhängigen Software ermöglicht das Frankfurter Startup den globalen, gesetzeskonformen Handel digitalisierter Wertpapiere, sogenannter Security Tokens (STO). Was das in der Praxis bedeutet und wie fit Deutschland und der Finanzplatz Frankfurt in Sachen Blockchain und STOs sind – wir haben bei den Gründern nachgefragt.
Ein Unternehmen bringt ein Wertpapier auf Blockchain-Basis heraus, welches nur in Europa und nur unter der Einhaltung bestimmter Richtlinien gehandelt werden darf. Die Agora-Software IVE gewährleistet, dass der Handel des Tokens auf diese Jurisdiktion beschränkt ist und nur unter der Einhaltung der entsprechenden gesetzlichen Anforderungen stattfinden darf. “Wir wissen somit stets, wer Tokenholder ist und dass dieser die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt”, bringt Co-Founder Evgeny Matershev, Co-Founder von Agora, den Mehrwert von IVE (Identity Verification Engine) auf den Punkt.
Offenbar hat auch der High-Tech Gründerfonds (HTGF) das Potenzial der Technologie erkannt und lässt 750.000 Euro in das Frankfurter Fintech fließen. “Wir freuen uns sehr über unser viertes Blockchain Investment. Everything will be tokenized – Immobilien, Unternehmensanteile, Kunstgegenstände, Rohstoffe usw. Ein wichtiger Baustein dazu wird die Identity Lösung IVE von Agora Innovation sein”, kommentiert HTGF-Geschäftsführer Dr. Alex von Frankenberg.
“Mentalität nicht wie in anderen Ländern”
Eine konkrete IVE-Anwendung baut Agora nach eigenen Angaben bereits für einen Kunden aus Israel auf. In den USA, der Schweiz, Singapur, Hong Kong, Estland, Malta, Gibraltar und Großbritannien konnte das Startup zudem Partner gewinnen, die bei der erfolgreichen Integration der Jurisdiktionen unterstützen. Auch in Deutschland laufe die Zusammenarbeit schon, auch wenn laut CEO und Co-Founder Phong Dao hierzulande gerade in Sachen Education Nachholbedarf besteht, “sowohl im Blockchain- als auch STO-Bereich”.
Zwar nennt Dao die Frankfurt School of Finance & Management als positives Beispiel und erkennt im Standort Frankfurt gerade für Fintechs großes Potenzial, aber: “So richtig hat sich hier noch kein Blockchain Hub entwickelt und auch die Mentalität des Austausches ist nicht so wie in anderen Ländern, wo man sich wirklich gegenseitig nach vorne pusht. Deshalb würde ich mehr Mut zum offenen Austausch wünschen und ein größeres Mitwirken der Finanzindustrie”, so der 35-Jährige.
Bislang keine Kooperation mit Banken
Zu den Ambitionen der etablierten Finanzinstitute, Blockchain-basierte Anwendungen zu implementieren, erklärt Dao: “Meiner Meinung nach werden wir dieses Jahr noch einiges dazu hören, ich bin überzeugt, dass sich diese Finanzierungsform auch etablieren wird.” Gleichwohl stehe Agora selbst nicht mit Banken in Kontakt, obwohl es immer mal wieder Interessensbekundungen gäbe. Mit den großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften hingegen sei der Austausch sehr rege.
Mit dem frischen Kapital wollen die Gründer vor allem in die Entwicklung des Produktes investieren. Bis Mitte Mai plant das Startup, eine vollwertige Version mit den wichtigsten Features als Plattform anzubieten. Zudem will Agora mit der Finanzspritze sein Partnernetzwerk ausbauen, zu dem Anwaltskanzleien und Identitätsprüfer gehören. Und auch das Team soll wachsen, bis Ende 2019 von momentan 9 auf 15 Mitarbeiter. Verstärkung wird insbesondere für das Entwicklungsteam und im Bereich Business & Sales gesucht.