Mit einer lebensrettenden Idee zum Sieg
Bei der Preisverleihung des Hessischen Gründerpreises: Dr. Ingo Wiedemeier, Fabian Goedert, Sophia Reiter, Minister Tarek Al-Wazir (Foto: Jürgen Baumhauer, © Hessischer Gründerpreis)

In der Kategorie „Gründung aus der Hochschule‟ haben Sophia Reiter und Fabian Goedert mit ihrem innovativen Brandschutzsystem „BEBBS‟ beim Hessischen Gründerpreis den ersten Platz belegt. Das System erkennt einen Brand bereits in der Entstehung und kann ihn sogar ohne menschliches Eingreifen löschen.

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Dieser Beitrag ist Teil unserer neuen Kolumne Mittelhessen Spotlight. Hier präsentiert unser Kooperationspartner Foundershub Mittelhessen regelmäßig ausgewählte Artikel aus der mittelhessischen Gründungsszene, um die Vernetzung der Ökosysteme Frankfurt Rhein Main und Mittelhessen zu stärken.

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Sophia Reiter und Fabian Goedert aus Butzbach haben FISEGO Brandschutz gegründet. Die Forschungsgruppe hat ihre Wurzeln an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) und dort arbeiten sie seit 2018 auf dem Gebiet des elektrotechnischen Brandschutzes. An der THM haben sie BEBBS entwickelt, das weltweit erste autarke geräteintegrierte Branderkennungs- und Brandbekämpfungssystem für elektrische Klein- und Großgeräte. BEBBS erkennt nicht nur Brände, sondern es kann sie auch ohne menschliches Eingreifen löschen. Das System kann in nahezu jedes Elektrogerät direkt ab Werk eingebaut werden und so eine häufige Brandursache für viele Haushalte verhindern. Bei ausbleibendem Eingreifen löscht es sogar den Brand, bevor ein Feuerwehreinsatz nötig wird.

„Mit unserem System ist es nicht nur möglich Menschenleben zu retten, sondern auch die Umwelt vor über 20 Milliarden Kubikmetern hochgiftiger Stoffe zu schützen, die bei Bränden entstehen. Auch Versicherungen können 2,5 Milliarden Euro Schadenssummen pro Jahr einsparen‟, fasst Fabian die Vorteile von BEBBS zusammen.

Die Entwicklung konzentriert sich derzeit auf Mehrfachsteckdosen, BEBBS ist aber skalierbar und soll mittelfristig auch direkt in Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen eingebaut werden. Bereits 2020 wurde die Innovation zum Patent angemeldet und 2021 die europäische Patenterweiterung beantragt.

Eigene Erfahrung führt zur Idee

Die Passion für das Thema Brandschutz leben Sophia und Fabian lange aus. Beide sind in der Freiwilligen Feuerwehr schon viele Jahre aktiv. „Feuerwehr ist für mich schon immer Alles, ich bin seit 2006 dabei und habe nie ein anderes Hobby gehabt‟, erzählt Fabian überzeugt. 2015 brannte es im Haus seines besten Freundes, „dort hatten wir kurz vorher im Partykeller gefeiert‟. Ermittlungen ergaben, dass eine defekte Mehrfachsteckdose und eine defekte Waschmaschine der Auslöser waren. „Ich habe damals eine Ausbildung zum Elektriker gemacht und erste Ideen für ein Brandschutzsystem entwickelt‟.

Heute studiert Fabian Bauingenieurwesen und seine Partnerin Sophia Elektrotechnik für regenerative Energiesysteme an der THM und haben seine Idee weiterentwickelt. „Uns war von Anfang an wichtig, dass wir ein autarkes System haben, was barrierefrei ist, denn sowohl Kinder als auch Senioren sollen es verwenden können‟.

Plötzlich in einer ganz anderen Liga

Seit dem Sieg beim Hessischen Gründerpreis Anfang November hat sich bei Fabian und Sophia viel verändert. Beide haben nicht nur zahlreiche Anfragen für ihr Produkt bekommen, sondern auch von TV-Produktionen und potenziellen Investoren.

„FISEGO erlebt seit dem Gründerpreis einen totalen Hype, plötzlich werden wir auch von Leuten ernst genommen, die uns vorher freundlich abserviert haben‟, fasst Fabian die Entwicklung zusammen. „Wir spielen plötzlich in einer ganz anderen Liga und wir sind froh, dass wir Leute um uns haben, die sich damit auskennen‟. So ist er den Unterstützungen seitens der THM, der TransMIT und des Regionalmanagement Mittelhessen dankbar, die das Team bei der Geschäftsmodellentwicklung, in Patentfragen und bei der Vernetzung tatkräftig zur Seite stehen.

Im kommenden Jahr will das Team eine GmbH gründen. Anschließend wollen sie mit BEBBS vorgeschriebene und freiwillige Prüfverfahren durchlaufen und mit Investoren zusammenarbeiten, um dann in die Produktion zu gehen. „Unser Ziel ist es, das unsere Produktion mit Nachhaltigkeit einhergeht, darum beziehen wir alle Einzelteile aus Deutschland‟. Die Produktion soll mit der Behindertenhilfe Wetterau aufgebaut werden.

Appell an die Politik

Auch wenn das junge Team nun stark auf Erfolgskurs ist, war der Weg dorthin, besonders in finanzieller Hinsicht, eine große Herausforderung. „Wir bekommen keine staatliche Förderung weil die Politik bzw. Gremien entschieden haben, dass man nur Förderungen erhält wenn man einen Bachelorabschluss hat – den wir beide noch nicht haben.‟ Darum ist das Team von FISEGO umso dankbarer, dass etwa die Sparkasse Oberhessen vom ersten Tag an die Idee geglaubt hat, wie auch die THM und der Landesfeuerwehrverband Hessen.

„Hätten wir diese Unterstützung nicht bekommen, dann würde es uns auch nicht geben. Es sollte nicht so sein, dass gute Ideen von einem Studienabschluss abhängig gemacht werden‟, erklärt Fabian bestimmt.

„Wir brauchen in Deutschland junge Leute die den Mut haben, neue und gute Ideen zu entwickeln und Lust darauf haben etwas zu bewegen – und die sollten unbedingt ihren Raum haben, egal ob sie studiert haben oder nicht‟, beschreibt er seinen Wunsch für die Gründungskultur.

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Der Autor und das Regionalmanagement Mittelhessen

Das Regionalmanagement Mittelhessen hat sich der Aktivierung des Gründungspotenzials, der Akquise von Venture Capital, der Innovationssteigerung des Mittelestand und der Vernetzung des Ökosystems der Region verschrieben. . Mehr Infos unter: https://www.foundershub-mittelhessen.de/ oder an den Projektleiter Benjamin Stuchly (LinkedIn).

Projektleiter und Autor Benjamin Stuchly

Die Regionalmanagement Mittelhessen GmbH bildet einen Zusammenschluss aller Handwerkskammern, Hochschulen, Industrie- und Handelskammern, Landkreise, Oberzentren, sowie dem Verein Mittelhessen e.V. Das Regionalmanagement stärkt und vermarktet den Wirtschafts- und Hochschulstandort in der Mitte von Hessen. Das Projekt „Digitalisierung – Gründung – Innovation in Mittelhessen“ wird von der EU aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung kofinanziert. Neben der Aktivierung des mittelhessischen Gründerpotenzials wird eine Innovationssteigerung des Mittelstands forciert.

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