Crowdfunding als Chance für grüne Innovationen

Dieser Artikel wirft einen Blick auf die neue Crowdfunding-Contest “future of food“ von Hessen Ideen und UNIKAT Crowdfunding, der im November 2024 startet. Die Bewerbungsfrist dafür ist der 18.11.2024. Wir haben mit der Kampagnenleiterin Annika Strauß von Hessen Ideen, der Startnext-Expertin Sophie Gnest und Gründer Fabian Hegner von zeltHaus gesprochen, um ihre Perspektiven auf die Potenziale und Herausforderungen von Crowdfunding zu erfahren.

Crowdfunding, zu Deutsch auch „Schwarmfinanzierung“ genannt, ist ein innovativer Weg, um Projekte durch die Unterstützung vieler verschiedener Geldgeber*innen zu finanzieren. In Deutschland wächst die Bekanntheit: Laut dem Crowdfunding Barometer haben 74,3 % der Befragten schon einmal von Crowdfunding gehört, und 17,4 % haben bereits eine Kampagne finanziell unterstützt.

Future of Food: Crowdfunding als Starthilfe für nachhaltige Food-Projekte in Hessen

Crowdfunding wird immer beliebter, insbesondere bei jungen Unternehmen und Start-ups, weil es ihnen eine Finanzierung ohne traditionelle Bankkredite oder Großinvestoren ermöglicht. Start-ups können so ihre Projekte früh einem breiten Publikum vorstellen, Feedback einholen und erste Unterstützer*innen gewinnen – oft die ideale Basis, um Markenbekanntheit aufzubauen und (Start-)Kapital zu sichern.

Hessen Ideen, eine Initiative des Landes Hessen, der hessischen Hochschulen und hessischer Unternehmen, bietet neben einem Wettbewerb und Stipendium nun zum zweiten Mal ein Crowdfunding-Programm in Form eines Contests gemeinsam mit UNIKAT Crowdfunding an:

future of food“ sucht hessische Gründungsteams und Projekte mit Bezug zu einer hessischen Hochschule, die Antworten auf drängende Fragen zur Ernährungssicherheit, widerstandsfähigen Versorgungsketten oder umweltfreundlicher Produktion bieten. Ob neue Methoden in der Landwirtschaft, zukunftsweisende Verpackungen, nachhaltige Getränke oder Biotechnologien – der Contest bietet engagierten Gründer*innen die Möglichkeit, ihre Ideen für die Ernährung der Zukunft umzusetzen und die Finanzierung dafür durch Crowdfunding zu sichern.  In Zusammenarbeit von Hessen Ideen und UNIKAT Crowdfunding kann jedes Projekt bis zu 5.000€ im 1:1-Cofunding erhalten und wird unterstützt durch Workshops und Coachings von Expert*innen.

“Nachdem wir im ersten Crowdfunding-Contest Projekte aus den verschiedensten Bereichen unterstützen konnten, haben wir uns dazu entschieden, uns in diesem Durchgang auf den Bereich “food” zu fokussieren. Durch diesen Fokus sowie durch eine gemeinsame Fundinglaufzeit aller teilnehmenden Projekte können wir eine größere mediale Aufmerksamkeit erreichen und die Projekte auf diese Weise pushen.”

Momentan finden Q&A Sessions für Interessierte statt, Bewerbungsschluss ist dann der 18. November. Im Dezember wird es für die voraussichtlich 10-15 Teams einen gemeinsamen Kick-Off geben, der dann den Startschuss für die unterstützenden Workshops bietet. In den Workshops geht es um Fundingziele, Erstellung der Kampagnen-Website auf der Plattform Startnext, aber auch Hilfestellungen in der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit. Die Finanzierungsphase ist dann vom 24.02.-24.03.2025 angesetzt. „In den Workshops merken die Gründer*innen vor allem, dass sie nicht allein sind mit ihren Fragen oder Herausforderungen. Wir unterstützen da gerne“, so Annika.

Startnext – Mutige gestalten die Zukunft

Die Plattform für die Landingpages der Projekte bietet Startnext – ein 2010 in Deutschland gegründetes Unternehmen. „Mit Hessen Ideen haben wir eine langjährige Partnerschaft, die auf einer großartigen Zusammenarbeit beruht. Es kommen dadurch immer wieder qualitativ hochwertige Projekte auf unsere Plattform, die zum Teil fünfstellige Beträge erreichen. Das ist keine Selbstverständlichkeit“, berichtet Sophie.

Neben einer täglichen Office Hour als Fragestunde bietet Startnext eine Social Media Academy, ein Training zur Kampagnen-Kommunikation und zum Pitch-Video an, als auch den Launch Day an, ein Like-Voting bei Instagram. Crowdfunding habe 2020 während der Corona-Krise einen regelrechten Boom erlebt, als viele Kulturorte Rettungsaktionen über Crowdfunding starteten. In den letzten Jahren sei das Interesse jedoch durch neue Krisen und die Inflation wieder etwas zurückgegangen. Dennoch seien die Menschen proaktiver geworden, gründen wieder stärker und probieren damit auch Crowdfunding aus. „Wir von Startnext merken immer als erstes, ob die Menschen wieder mutiger sind“, erzählt Sophie schmunzelnd.

Crowdfunding bietet Gründer*innen eine risikoarme Finanzierungsmöglichkeit und dient gleichzeitig als Testlauf für die geplante Marketing- und Vertriebsstrategie.                                       

Sophie nennt dabei folgende Erfolgsfaktoren:

„Besonders der Start und das Ende einer Kampagne sind entscheidend – in der Mitte ist Durchhaltevermögen gefragt“, erklärt Sophie. Ein Redaktionsplan hilft dabei, regelmäßig Updates an die Crowd zu geben und Spannung im Kampagnenverlauf aufzubauen.

Crowdfunding-Erfolg für zeltHAUS: Nachhaltige Notunterkünfte und ein erfolgreicher Kampagnenverlauf

Einer, der die Spannung im Kampagnenverlauf selbst miterlebt hat, ist Fabian Hegner von dem Frankfurter Social Business zeltHaus. zeltHaus ist eine nachhaltige, modulare Unterkunft, die sich als Notunterkunft in humanitären Krisen eignet. Aus recycelbarem PET-Monomaterial gefertigt, kann zeltHAUS nach Gebrauch wiederverwendet oder recycelt werden.

Nach einem Hessen Ideen Stipendium 2020 war das Team von zeltHaus Teil des letzten Hessen Ideen Crowdfunding-Programmes von 2023 und hat innerhalb eines Monats 10.875€ einsammeln können. Das Social Business konnte so an ihrem Prototypen weiterarbeiten, der nun im Frühjahr 2025 finalisiert wird.

Für Fabian war vor allem das „Heraustragen“ der Kampagne eine Herausforderung: „Wir mussten die Leute darauf aufmerksam machen, dass wir dabei sind. Dafür haben wir alle verfügbaren Kanäle genutzt: Instagram, LinkedIn, Facebook, Newsletter und natürlich auch private Netzwerke.“ Es zeigte sich schnell, wie wichtig es ist, frühzeitig eine Community aufzubauen und diese kontinuierlich zu pflegen. So verbreitete sich die Kampagne schneller, und das Interesse wuchs stetig. Menschen, die das Team von zeltHAUS bereits auf Messen oder Veranstaltungen getroffen hatten, wurden oft direkt zu Unterstützer*innen.

„Die erste Woche nach dem Kampagnenstart war ein echtes Highlight. Wir hatten im Team intensiv darauf hingearbeitet, Ziele und Strategien definiert. Als dann die ersten Unterstützer*innen kamen, war das ein großartiges Gefühl“, erzählt Fabian. „Am Ende unser Fundingziel zu erreichen und sogar zu übertreffen – da waren wir alle aus dem Häuschen.“

Besonders gut in der Community kamen die „Dankeschöns“ an: Sticker, Gläser, Caps und T-Shirts, designt von Johanna Schwarzer und yahya stuido aus Frankfurt. Wichtig war dem Team, dass die Belohnungen persönlich und regional geprägt sind, um die Unterstützer*innen zu würdigen.

Mutprobe und Meilenstein für junge Projekte

„Hessen Ideen war von Anfang an eine große Unterstützung mit permanenter Betreuung und angenehmer Zusammenarbeit“, betont Fabian. Für das zeltHaus-Team war sofort klar, dass sie den Crowdfunding-Programm ausprobieren würden. „Jeder, der ein Projekt hat und am Anfang steht, sollte Crowdfunding eine Chance geben – auch wenn man scheitert. Selbst wenn es nur ein Reality-Check ist, ein ‚Wo stehe ich?‘ oder ‚Wie stark ist meine Community?‘ – allein das macht die Kampagne wertvoll.“

Für Sophie von Startnext sind Crowdfunding-Kampagnen auch ein hervorragendes Training in Mut und Ausdauer. Gerade im Bereich Food sind wiederholte Kampagnen sogar gängig, etwa zur Finanzierung neuer Produktlaunches. “Crowdfunding ist in dem Fall nichts anderes als das Testen und der Vorverkauf neuer Produkte. Starter*innen können die wertvollen Learnings und das ehrliche Feedback während der Kampagne nutzen, um diese weiter zu optimieren und noch erfolgreicher zu gestalten”, erklärt sie. Ihr Tipp für Neulinge: Bestehende erfolgreiche Kampagnen auf Startnext anschauen und mit anderen Projektstarter*innen in Kontakt treten.

Annika von Hessen Ideen ergänzt: „Vor Kampagnenstart ist es entscheidend zu definieren, wie man die Crowd überzeugt. Löst man ein Problem oder bietet man etwas an, das die Zielgruppe unbedingt haben möchte?“ Noch bis zum 18.11.24 können sich Interessierte für die neue Crowdfunding-Runde anmelden. „Wir freuen uns auf bekannte Teams aus dem Stipendium – und auf viele neue Gesichter,“ so Annika abschließend.


Hessen Ideen Crowdfunding

Hessen Ideen ist eine Initiative des Landes Hessen, der hessischen Hochschulen und hessischer Unternehmen. Mit den Säulen Hessen Ideen Stipendium, Hessen Ideen Wettbewerb, Hessen Ideen Crowdfunding und dem Hessen Ideen Hochschulnetzwerk sollen unternehmerische Ideen an den Hochschulen entdeckt und gefördert werden. 

Hessen Ideen wird von UniKasselTransfer an der Universität Kassel in Kooperation mit HIGHEST an der TU Darmstadt koordiniert. UNIKAT Crowdfunding ist die erste durch eine Universität initiierte Crowdfunding
Website Deutschlands und wurde von UniKasselTransfer an der Universität Kassel in
Kooperation mit dem Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik der Universität Kassel und der
Wirtschaftsförderung Region Kassel ins Leben gerufen.

Du bist dabei deine Gründungsidee in die Realität umzusetzen und willst einen Teil mittels Crowdfunding finanzieren? Dann gestalte mit deiner Idee und der Crowd die Nahrung von morgen und erhalte bis zu 5.000 Euro für deine Kampagne. Mit dem gemeinsamen Crowdfunding-Contest „future of food“ möchten Hessen Ideen und UNIKAT Crowdfunding Akzente in den Bereichen Ernährung, Innovation und Wissenstransfer setzen. Zusammen sollen Projekte gefördert werden, die Ernährung auf nachhaltige Weise (um)denken. Der Bewerbungsschluss ist der 18. November 2024, die Finanzierungsphase startet im Februar / März 2025.

Alle Informationen zu Teilnahmebedingung und Bewerbung findest du hier: https://hessen-ideen.de/crowdfunding/informationen


Weitere Beiträge

Weitere Beiträge, die wir in der Vergangenheit in der Kolumne Hessen Ideen veröffentlicht haben, gibt es hier. Interessiert an einer weiteren Erfahrungsgeschichte von Crowdfunding? Dann findest du hier unseren Impact Spotlight mit Mietzy.

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