Die Freude ist immer noch groß bei Sally Schulze und ihrem Team: Mit ihrem Startup MentalStark ist sie auf Platz 28 des Top50-Startup Ranking 2021 gelandet, das unter anderem von der F.A.Z-Gruppe durchgeführt wird. Das Ranking beruht auf der Analyse der rund 170 deutschen Gründungswettbewerbe in Deutschland. Damit ist MentalStark, das Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch unterstützt, das bestplatzierte Startup aus Frankfurt.
Als wir im Dezember 2020 das erste Mal über MentalStark berichtet haben, war das Startup gerade frisch gegründet, aber hatte schon den Science4Life Venture Cup gewonnen. Gerade hat es sein zweijähriges Jubiläum gefeiert, und seit unserem Bericht ist einiges passiert: Ein größeres Team bestehend aus festen Mitarbeiter:innen und einigen Freien, gut 300 Nutzer:innen auf der Plattform und die nächsten Module stehen schon in den Startlöchern. Mit dabei zum Beispiel ein Beratungsangebot für Übergewicht für Frauen in der Kinderwunschzeit.
Das digitale Beratungsprogramm ist das Herzstück von MentalStark. Bei ihrem bisherigen Modul für Menschen mit Kinderwunsch können sich die Nutzer:innen online auf der Plattform von MentalStark informieren. Der Fokus liegt dabei auf Frauen, da die anschließenden Behandlungsmöglichkeiten diese auch vor allem betreffen. Diese Inhalte werden von einem wissenschaftlichen Beirat geprüft validiert. Damit sind die Informationen auf MentalStark nicht nur passend aufgearbeitet, sondern entsprechen auch dem aktuellen Stand der Forschung. Hinzu kommen Beratungsstunden mit den zertifizierten Berater:innen von MentalStark. Durch diese Kombination von abrufbarer Information und persönlicher Beratung unterscheidet sich das Startup auch von anderen ähnlichen Angeboten im Netz.
Ziel: Zur Entscheidung befähigen
„Die Entscheidungsräume der Menschen werden immer größer. Aber sie können diese nur nutzen, wenn sich auch kompetent fühlen, eine begründete Entscheidung zu treffen“, erklärt Founderin und Geschäftsführerin Sally Schulze die Idee, die hinter MentalStark steht. Bei ihrer Arbeit als Psychotherapeutin für Frauenheilkunde in einer Klinik hat sie gemerkt, dass viele Menschen mit unerfüllten Kinderwunsch ein starkes Bedürfnis nach Information haben, auch über die Gespräche mit Ärzt:innen hinaus.
MentalStark zeige daher die Handlungswege auf und gebe keine Handlungsempfehlungen ab. „Ratschläge sind auch Schläge“, sagt Schulze und schmunzelt. Sie ist eine charismatische Gründerin. Man merkt ihr an, dass sie mag, was sie tut. Das Überlegen, wie man MentalStark noch weiter verbessern könnte, Entwicklungspartner:innen finden, netzwerken und auf Leute zugehen, das alles seien Bereiche, die ihre Stärken ansprechen, findet Schulze. Wegen genau dieser Qualitäten sei sie auch eine gute Notfallpsychologin gewesen, aber keine gute Psychotherapeutin, gibt sie unverhohlen zu.
MentalStark will Frauengesundheit mehr Aufmerksamkeit verschaffen
Gestartet sei Schulze mit der Überzeugung, dass Frauengesundheit mehr Aufmerksamkeit benötigt. Aber damit gerechnet, dass ihr Startup so viel Beachtung wie zum Beispiel durch das aktuelle Startup-Ranking bekommen würde. Das sei „ein riesiges Fest“ für sie, sagt Schulze. Die Gründe dafür sieht Schulze darin, dass viele, die aktuell vom unerfüllten Kinderwunsch betroffen sind, aus einer Generation sind, die sich grundsätzlich wohlfühlt in digitalen Umgebungen. Hinzu komme, dass der Diskurs sich gesamtgesellschaftlich in eine Richtung entwickle, in der mehr immer gefragt werde, was die beste Möglichkeit für Betroffene in ihrer jeweiligen persönlichen Situation sei. Und genau das versucht das Angebot von MentalStark abzubilden.
Frauengesundheitsthemen, die ja oft auch Partnerschaft und Sexualität betreffen, sollen dabei kein Smalltalkthema werden, betont Schulze: „Wir brauchen Räume, in denen wir uns mit solchen Themen beschäftigen und sicher kommunizieren können“. Damit leisten Schulze und ihr Team nicht nur Aufklärungsarbeit für Betroffene, sondern machen vermeintliche Tabu-Themen ein Stück normaler. Klingt preisverdächtig.