Leadership in Startups in Zeiten von „New Work“
Daniel Spengemann, regionaler Koordinator der NextLevel Startup Initiative bei PwC Deutschland

In unserer neuen Serie PwC Startup Corner beschäftigt sich Daniel Spengemann, Wirtschaftsprüfer und regionaler Koordinator der NextLevel Startup Initiative bei PwC Deutschland, gemeinsam mit seinen Kollegen mit betriebswirtschaftlichen Fragestellungen, die für Unternehmen jeglicher Größe relevant sind – vom Startup bis zum multinationalen DAX-Konzern. Im ersten Teil findet ihr heute Daniels und Nicks Ideen, wie Führung aussehen kann, damit man auch in der Krise erfolgreich durch die aktuellen Herausforderungen navigiert und niemand über Bord geht.

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Monate sind vergangen, seitdem Covid-19 Unternehmen ungewollt und größtenteils unvorbereitet auf neues Terrain schickte. Digitalisierungsprojekte, die ehemals noch in weiter Ferne schienen, wurden schlagartig Realität und prägen das heutige Arbeitsleben. Das hybride Arbeiten im Home und im Office, an das sich Mitarbeiter sowie Führungskräfte allmählich gewöhnen, ist jedoch weiterhin zahlreichen Unsicherheiten ausgeliefert. Und auch eine zweite Infektionswelle schließen Virologen aus heutiger Sicht nicht aus. Die jüngsten Ereignisse verstärken die Sorge und die Wahrscheinlichkeit weiter und dauerhaft von zu Hause aus arbeiten zu müssen.

In Zeiten der Unsicherheit gewinnt die Rolle der Führungskraft an Bedeutung und Verantwortung gegenüber der Organisation, den Mitarbeitern und Kollegen. Ein vermehrter Verzicht auf persönlichen Austausch und Kontakt, sowie sich schnell verändernde Rahmenbedingungen stellen Führungskräfte vor immer neue Herausforderungen.

Unsere vier Regeln helfen dir dabei, deine (neue) Leadership Funktion in dieser bewegten unsicheren Phase zu definieren und für deine Mitarbeiter ein Fels in der Brandung zu sein, sodass ihr auch in einer Zeit „nach Corona“ gemeinsam erfolgreich sein könnt:

1.  Führungsstil an die Situation anpassen

Jede Person hat ihren eigenen Führungsstil und eigene Führungswerte. Legen wir das bekannte Modell von Daniel Goleman zugrunde, unterscheiden wir sechs Führungsstile, von der befehlenden bis zur visionären Führungskraft. Führung zeigt sich dabei anhand verschiedener Aspekte, z. B. beim Delegieren von Aufgaben oder dem Teilen von Informationen. Es ist schwer zu sagen, welcher Führungsstil wann und wie zum Erfolg führt. Mehr denn je hilft jedoch situatives Führen, also das Berücksichtigen der jeweiligen Gegebenheiten und insbesondere der Bedürfnisse und Fähigkeiten von Mitarbeitern und Teams. Weißt Du als Teamleiter zum Beispiel, dass eine Person das erste Mal im Homeoffice arbeitet oder vielleicht sogar innerhalb des Homeoffice ein Kind betreut, ist es unabdingbar, den Führungsstil entsprechend anzupassen. Wichtig ist, den eigenen Stil für die jeweilige Situation zu finden und authentisch zu bleiben. Dabei kann es hilfreich sein, eigene Führungswerte („Wofür stehe ich als Führungskraft?“) zu definieren und damit eine persönliche „Leadership Vision“ zu erstellen.

2.  Kommunikation und Austausch gewährleisten

Ein wichtiger Aspekt von Führung ist Kommunikation. Diese kann bspw. über einen kurzen Austausch mit Kollegen am Arbeitsplatz durch Chat-Nachrichten, E-Mails und Telefonate erfolgen – jedoch mit meist deutlich höherem Aufwand. Kollaborations-Tools und Applikationen können den Austausch von Daten oder Unterlagen unterstützen, ersetzen jedoch nicht die persönliche Face-to-Face-Interaktion. Führungskräfte haben deshalb die Aufgabe, den Austausch im Team sicherzustellen. Dazu gehört,

entsprechende (Kommunikations-)Strukturen und Prozesse so aufzusetzen, dass wichtige Informationen transparent gemacht und Beziehungen untereinander auf- und ausgebaut werden. Sogenannte „Daily Standup Meetings“, also tägliche kurze Teammeetings, können hier nützlich sein – am besten mit fester Agenda. Auch das strukturierte Feedbackgeben und -nehmen sollte weiterhin kontinuierlich stattfinden.

3.  Weiterentwicklung fördern und fordern

Im Laufe der Zeit kehrt allmählich Normalität in das Arbeits- und Privatleben ein – unser „New Normal“. Jedoch weiß niemand, wie lange dieser Arbeitsmodus aufrechterhalten werden kann oder muss.

Führungskräfte sind an dieser Stelle gefragt, ihren Teams agile Arbeitsweisen, neue Technologien oder veränderte Methoden nahezubringen und diese weiterzuentwickeln. Auch sollten Führungskräfte ihren Mitarbeitern ausreichend (zeitlichen) Freiraum für die eigene Weiterentwicklung zur Verfügung stellen. Denn adäquate (digitale) Upskilling-Angebote sind in der heutigen Zeit wichtiger denn je. PwC nutzt beispielsweise die Digital Fitness App zum Ausbau der Digitalkompetenz der eigenen Belegschaft. Diese ermöglicht es, jederzeit und überall digital zu lernen, Fortschritte zu tracken und zu teilen.

4.  Veränderung als Konstante manifestieren

Wichtig ist, Veränderung als natürliche Aktivität in einer wachsenden Organisation zu verstehen – insbesondere in Zeiten der Unsicherheit. Die Fähigkeit, sich an eine rasch verändernde Welt anpassen zu können, ist für das Überleben einer Organisation ausschlaggebend. Widerstand gegen Veränderungen führt in eine Sackgasse. Grundsätzlich sind Agilität, Anpassungsfähigkeit und eine starke Orientierung an den Kundenbedürfnissen, Teil der Startup-Mentalität – Engagement, Flexibilität und eine hohe Identifikation mit dem Unternehmen sind Einstellungskriterium. Doch der anhaltende Wechsel in die eigenen vier Wände als Büro, ist nicht unbedingt eine Umgebung, die diese Faktoren fördert.

Erfolgreiches Leadership stellt mit geeigneten Maßnahmen das „Startup Business as usual“ unter anderen Umständen sicher.

“New Normal” oder “Back to the roots”

Die Covid-19-Situation brachte in vielen Unternehmen die Digitalisierung schlagartig voran. Aus früheren Meetings im Office wurden digitale Videokonferenzen. Die Arbeit im Homeoffice überaschte viele Unternehmen positiv und ließ diese bestehende Prozesse hinterfragen. Ist das Arbeiten im Office und eine Präsenz der Mitarbeiter noch notwendig oder überhaupt zeitgemäß? New Work Trends gewinnen durch die Pandemie enorm an Aufwind. Führungskräfte sollten ihren Führungsstil regelmäßig hinterfragen, situativ anpassen, vergleichen und das Positive sowohl aus der „alten“ und „neuen“ Zeit für sich und ihr Team mitnehmen und mit dem Team reflektieren. Das Risiko besteht, dass sich Führungskräfte zwischen den individuellen Bedürfnissen ihrer Teammitglieder zerreißen oder dass Teammitglieder durch die räumliche Distanz schneller durch Kommunikations- und Maßnahmenraster rutschen – digitale Tools und Teamevents sowie gegenseitige Feedbackrunden können hier gegensteuern.

Autor

Daniel Spengemann ist Wirtschaftsprüfer bei PwC im Bereich Private Equity & Familienunternehmen und Leader der PwC-Startup-Initiative Next Level im Gebiet Rhein-Main. Durch seine langjährige Erfahrung erkennt er Herausforderungen frühzeitig und unterstütz Unternehmen diese zu bewältigen. Kontakt über LinkedIn oder per E-Mail.

Nick Lawitzke arbeitet als Berater bei PwC im Bereich People & Organisation, Advisory. Er ist systemischer Change Manager, Organisationsentwickler und Coach und berät Führungskräfte und Organisationen bei Veränderungen und Transformationen. Kontakt über LinkedIn, Xing oder per E-Mail.

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