Die Auswirkungen der Krise auf das RheinMainNeckar Startup Ökosystem

Klar ist: Nach der aktuellen gesundheitlichen Krise wird die wirtschaftliche Krise folgen, auch für das RheinMainNeckar Startup Ökosystem. Welche das genau sind, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nur schwer sagen. Im Rahmen eines FPS Law Webinar Events hat sich ein Panel aus Fachleuten aus dem Ökosystem genau dieser Frage gewidmet und ist zu dem Schluss gekommen: Es gibt Hoffnung im Ökosystem.

Einig waren sich die Beteiligten vor allem darin, dass Vorbereitung jetzt das A und O ist. Startups müssen Szenarien durchspielen und gewappnet sein für die kommende Zeit. Auch Agilität und Kreativität spielen hier eine wichtige Rolle. Ein Startup kann sein Produkt nicht selber einrichten? Dann macht es eben ein Video, in dem erklärt wird, wie genau das funktioniert. Vergangene Woche hatten wir bei STATION das Beispiel BeWooden. Anstatt Holzaccessoires stellen sie jetzt Masken her.

Die Ruhe vor dem Sturm

Generell herrsche viel Informationsbedarf. Welche finanziellen Hilfen es gibt und wie man sie bekommt sei immer noch unklar. 80% der Gründer:innen fühlten sich bedroht in ihrer Existenz, erklärt Moderator Philipp Weber gleich am Anfang. Aber: Die Krise sehen viele aber auch als Chance. „Gerade ist noch die Ruhe vor dem Sturm, aber wir steuern auf eine echte Liquiditätskrise zu. Wir sollten uns jetzt vorbereiten, um hinterher gut gewappnet zu sein“, so Bartosz Kajdas vom Gründungsmanagement der Uni Heidelberg, der auch Investor, Startup-Coach und Podcaster ist. Es sei außerdem wichtig, jetzt “Must-Haves” anstatt “Nice to Haves” umzusetzen. 

Ein wichtiger Bestandteil der Beratungen und des Netzwerkens sind jetzt Videokonferenzen und digitale Seminare. „Zu meinem Erstaunen klappt die Videoberatung sehr gut. Die Zahl der Beratungen ist bis jetzt nicht gesunken. Im Gegenteil: Viele nutzen die Zeit, sich mit ihren Gründungsideen auseinander zu setzen“, äußert sich Gudrun Lantelme vom Highest Innovations- und Gründungszentrum der TU Darmstadt dazu. Allerdings sind viele Startups abhängig von Pilotprojekten mit Unternehmen und Aktivitäten, die bei Unternehmen derzeit keine Priorität haben und nicht durchgeführt werden können. 

Auch Dominik Zborek vom TechQuartier in Frankfurt berichtet, dass der Umstieg auf digitale Kommunikation gerade boomt. Ein Vorteil sei, dass so viel mehr Leute erreicht werden könnten. Sogar Interessierte aus dem Ausland könnten jetzt dazukommen. „Das war vorher so nicht möglich und bietet viele Chancen“, erzählt Zborek. Was sich dabei jetzt schon abzeichnet: Auch nach Corona werden Unternehmen digitale Kommunikations- und Arbeitstools öfter benutzen – weil sie feststellen, dass es funktioniert.

“Netzwerken bleibt eine der wichtigsten Challenges”

Trotzdem seien viele Corporates jetzt natürlich im Krisenbewältigungsmodus, erklärt Christopher Schmitz, Partner bei Ernst & Young. Im Finanzdienstleistungsbereich sieht er dabei weniger Probleme, da die meisten Produkte hier ohnehin schon digital seien. Vor allem in der Industrie werde es “massive Auswirkungen” geben. Die Wirtschaftsleistung werde sinken, es werde Sparprogramme geben und Filialschließungen könnten beschleunigt werden. “Es wird zwar weiterhin Investitionen geben, denn das Geld ist da, aber zurzeit schauen die investor:innen sehr kritisch auf ihre Portfolios”, so Schmitz weiter. Die EY Startup Academy werde es jedoch weiterhin geben versichert Schmitz. Schmitz sieht auch große Chancen für Startups durch die Nachfrage innovativer Ideen wie zum Beispiel der Digitalisierung der Vertriebskanäle von Unternehmen. Viele B2B Themen werden profitieren können, so seine Prognose. 

“Das digitale Netzwerken bleibt „eine der wichtigsten Challenges“, so Zborek weiter. Die für Gründer:innen so wichtigen Events zum Ideen- und Hilfsaustausch fallen zwar nicht weg, jedoch müsse der Umgang mit ihnen geübt werden. Laut Zborek werden in den nächsten drei Monaten einige Startups in Schieflage geraten. Daher bedürfe es zwingend der Hilfe des Ökosystems.

Und das helfe sich, so gut es kann, berichtet Britta Mues-Walter, Gründerin von Mues-Walter Executive Search. Sie plädiert dafür, Startups jetzt nicht allein zu lassen: „Wir informieren, was Startups tun können und wie sie die Zeit jetzt clever nutzen können. Was ist wirklich notwendig, wie können sie Kosten reduzieren und einen Quick Win machen?“ Dabei gehe es natürlich auch immer um die mentale Gesundheit in Zeiten der Unsicherheit. Generell sei es „großartig, wie das Ökosystem sich hilft. Der Austausch zwischen den Gründer:innen ist super, genauso wie der Support was zum Beispiel Ideengebung und Netzwerk angeht. Wir erleben eine große Solidarität und Bereitschaft, sich gegenseitig zu helfen“, so Mues-Walter weiter.

Weitere Infos zur Krise im RheinMainNeckar Startup Ökosystem

Die Aufnahme des ganzen Webinars ist hier einsehbar.

Über Staatshilfen und weitere Tipps zur Krisenbewältigung informieren wir in STATION Corona Resource Guide.

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