Krisenmanagement: Wie BeWooden jetzt Masken gegen Corona anstatt Holzaccessoires produziert
Henrik Roth, Mitgründer von BeWooden

BeWooden, eine kleine deutsch-tschechische Manufaktur, die unter normalen Umständen hölzerne Modeaccessoires fertigt, und ‘von Jungfeld’, ein Mannheimer Unternehmen für nachhaltige Socken haben sich entschlossen, den Kampf gegen Corona zu unterstützen. Seit der vergangenen Woche wurde die gesamte Produktion der eigenen Produkte von BeWooden eingestellt und stattdessen Mundschutzmasken aus 100% Baumwolle gefertigt, von Jungfeld unterstützt mit Textil Know-How und Vertrieb – um all denen, die derzeit kein Home-Office machen können, etwas mehr Sicherheit geben zu können. Dazu hat BeWooden die Werkstatt umgerüstet und den Stoff, der normalerweise für diverse Accessoires dient, umfunktioniert. BeWooden produziert die Masken in Deutschland und Tschechien.

„Vor zwei Wochen dachte ich, wir müssen Ende April dicht machen“, erzählt Henrik Roth, Co-Founder von BeWooden. Los ging es mit der Maskenproduktion in Tschechien. Dort sei die Pandemie schon zwei Wochen früher angekommen. Weil die Menschen dort nach Masken suchten, hat BeWooden 200 Masken an die lokale Gemeinde gespendet und davon einen Facebook-Post gemacht. Andere Unternehmen wurden auf BeWooden aufmerksam und wollten auch Masken bestellen.

“Jetzt brechen wir neue Rekorde”

„Zuerst waren wir völlig überfordert von den ganzen Anfragen. Dann haben wir natürlich versucht, die Produktion hochzufahren. Wir dachten: Vielleicht ist das auch eine Möglichkeit, BeWooden und seine Belegschaft zu retten. Alle Unternehmen konnten wir aber nicht beliefern“, so Roth. Im Zuge von Corona sind 80 Prozent des Absatzes von BeWooden weggebrochen. Für das junge Unternehmen ohne große Reserven standen damit 40 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Also: BeWooden produziert Masken.

Mittlerweile können BeWooden und von Jungfeld 20.000 Masken pro Woche produzieren – und suchen weiter nach kooperierenden Schneidereien. Die Kooperation mit von Jungfeld kam übrigens zufällig zustande: Roth und von Jungfeld Mit-Gründerin Maria Pentschev kannten sich schon länger und haben beschlossen, sich gegenseitig zu unterstützen. Die Maskenproduktion sei natürlich auch ein Risiko gewesen, gesteht Roth. Man wisse nicht, was es mit der Marke mache.  „Die ersten Reaktionen waren sehr gut, jetzt brechen wir Rekorde“, resümiert er

Ein Blick in einer der Schneidereien

Jeder Schutz zählt im Kampf gegen das Corona Virus

Die von BeWooden und von Jungfeld produzierten Masken bestehen zu 100 Prozent aus Baumwolle – damit erfüllen sie zwar nicht die Schutzklassen FFP2 oder FFP3 und sind daher nicht für den intensivmedizinischen Bereich geeignet, sie können aber zumindest im Alltag, in Fabriken, in Behörden, im Pflegedienst etc. einen gewissen Schutz bieten. So gilt in Tschechien beispielsweise bereits seit Donnerstag Mundschutzpflicht in der Öffentlichkeit. Vor allem bei feuchter Aussprache können die Baumwollmasken davor schützen, dass grobe Tröpfchen das Gegenüber erreichen. Weil die Masken bei 90 Grad waschbar sind, können sie mehrfach verwendet werden.

BeWooden produziert Masken für Benachteiligte für umsonst

Neben den normalen Masken können Kunden gegen Aufpreis eine Soli-Maske kaufen. Mit dem Aufpreis produzieren die Unternehmen Masken zum Selbstkostenpreis und geben diese über Ihre Webseiten an mittellose Menschen ab. Die Kosten für Handling und Logistik tragen die Unternehmen: „Es gibt mehr Leute, die etwas Spenden, als sich eine Soli-Maske zu bestellen. Wir hatten erst Angst, dass es anders ist, aber bisher funktioniert es super“. So sei es eine Win-Win-Win-Situation – BeWooden und von Jungfeld, die Schneidereien und die Kunden profitieren von dem Maskenverkauf,

Die Masken werden in Handarbeit hergestellt

“Ich dachte, wir stehen vor dem Aus”

„Wir gehen davon aus, dass sich die Wahrnehmung ändert und eine zweite Welle kommen kann. Die Maske wird ein Fashion-Accessoire. Auch da haben wir schon Pläne“, kündigt Roth an. Sie hätten zwar Glück gehabt, weil sie durch die Entwicklungen in Tschechien schon wussten, was in Deutschland auf sie zukommt, aber trotzdem solle man auch immer versuchen, das Positive in scheinbar ausweglosen Situationen zu sehen: „Wir dachten, wir stehen vor dem Aus. Aber man sollte immer nach Chancen suchen und sich nicht runterreißen lassen. Ich bin heute total glücklich und dankbar, dass der Maskenverkauf so gut klappt und unser Team sich so schnell umstellen konnte.“

Über BeWooden:

BeWooden ist ein deutsch-tschechisches Start-up, das 2013 von Studenten gegründet wurde. BeWooden verfolgt das Ziel, traditionelles Handwerk aufleben zu lassen und einzigartige Produkte zu fertigen. In liebevoller Handarbeit werden Holzfliegen, Manschettenknöpfe, Armbänder, Broschen, Hosenträger und viele weitere Accessoires für Damen und Herren kreiert. BeWooden setzt sich für nachhaltige Mode, einen bewussteren Umgang mit der Natur und gesellschaftliche Verantwortung ein.

Über von Jungfeld:

Das aus Mannheim stammende Modelabel von Jungfeld ist eine aufstrebende Premiummarke für farbige Herrensocken und bedient seit 2013 mit seinem Sortiment die stetig wachsenden Anforderungen trendbewusster Frauen und Männer. Deutschlandweit sind die immer farbigen und oft gemusterten Strümpfe bereits in über 600 Retail-Stores erhältlich. Qualität, Stil und Verantwortungsbewusstsein sind die Säulen der Marke von Jungfeld. Daher werden alle Produktionsschritte, von der Auswahl der Garne über die Herstellung der Socke bis hin zur Verpackung, streng überwacht und zu 100% organic produziert. „Einhundert Prozent Identifikation, null Prozent 08/15“ für selbstbewusste Kunden mit Stil, die sich in der Marke wiederfinden und stolz darauf sind, von Jungfeld zu tragen.

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