gramm.genau: Nachhaltig bis unter die Theke

Bereits seit 2016 bringen sie in Frankfurt über ihren Onlineshop verpackungsfreie Lebensmittel erfolgreich an Frau und Mann, nun haben Jenny Fuhrmann, Franziska Geese und Christine Müller von gramm.genau ihren ersten eigenen Laden eröffnet. Diesen nur als weiteren, stationären Vertriebskanal für ihre Zero-Waste-Produkte zu sehen, wäre jedoch zu kurz gedacht. Die Gesamtidee ist ein deutlich größere.

Für einen Freitagnachmittag ist die Schlange lang. Sehr lang. Fast bis zur Ladentür stehen die Kunden in der Reihe, in ihren Händen unterschiedlichste Behältnisse in verschiedenen Größen. Ziel ist die Ladentheke, hinter der Christine Müller und ihre Kolleginnen auf das Gramm genau Müsli, Reis, Nüsse oder saure Pommes aus großen Aluminium-Behältern in mitgebrachte Gläser und Boxen füllen. Und anschließend auf den Cent genau abrechnen.

Christine Müller (r.) und Co-Founderin Franziska Geese am Tag der Eröffnung.

Ursprünglich hatte gramm.genau seine unverpackten Waren, in erster Linie Bio-Lebensmittel und -Kosmetika, nur über das Internet vertrieben. Das Lager befand sich bis dato in den Räumlichkeiten von Main Gemüse auf der Berger Straße, von wo aus ein Lastenrad-Lieferdienst die Kunden bediente. Nachdem dort – “nach echter Lean-Startup-Methode”, wie Müller grinsend anmerkt – eine Selbstbedienungstheke erfolgreich getestet wurde, war die Entscheidung, einen zusätzlichen, eigenen Laden zu eröffnen, geboren.

Zero-Waste-Café startet im März

Bis es allerdings zur Eröffnung im Februar kam, mussten die drei Gründerinnen sich in Geduld üben: Über etwa ein Jahr zog sich die Suche nach einem passenden Ladenlokal mit Lagerfläche, ehe ihnen die Räumlichkeiten des Kreativ-Spaces THIS IS NOT A TICKET SHOP in der Adalbertstraße angeboten wurden. Glückliche Fügung, schließlich liegt die Location in unmittelbarer Nähe zur Universität und der belebten Leipziger Straße.

So machte das Team am neuen Standort auf sein Konzept aufmerksam.

Von Vorteil ist auch die großzügige Fläche des neuen Standorts in Bockenheim, geht das Konzept von gramm.genau doch weit über den Vertrieb von unverpackten und plastikfreien Lebensmitteln hinaus. Der nächste Meilenstein: Ein Zero Waste Cafe, das Anfang März an den Start geht. In Kooperation mit einer Frankfurter Konditorin werden dann täglich frische Kuchen und Backwaren angeboten – die natürlich per Fahrradkurier und möglichst unverpackt angeliefert werden.

Education statt Utopie

Selbst beim stilvollen, minimalistischen Interieur haben Christine Müller und ihre Kolleginnen alles dem Leitgedanken der Nachhaltigkeit untergeordnet. So wurde beispielsweise eine gebrauchte Theke im Frankfurter Umland erstanden und mit alten Landhaustüren veredelt, die Müller zuvor abgeschliffen und weiß gestrichen hat. Selbst für Tassen und Kuchengabeln hat das Trio keinen Cent ausgegeben, sondern nutzt gespendetes Inventar von Freunden und Familie.

Aus wirtschaftlicher Sicht macht der Upcycling-Ansatz durchaus Sinn. Da sich die Waren von gramm.genau, die zu einem großen Teil aus der Region kommen, preislich am unteren Niveau der bekannten Bio-Händler orientieren, sind keine großen Margen zu erwarten. Das Startkapital für ihr stationäres Konzept stammt aus einer Crowdfunding-Kampagne, 20.000 Euro kamen zusammen. Keine Riesensumme, aber immerhin ein Beleg, dass die Community offen für Zero-Waste-Konzepte ist.

Stichwort Community: Fuhrmann, Geese und Müller jagen keiner Utopie hinterher, sondern wollen als Botschafter aktiv zu einer Bewusstseinsänderung in der Gesellschaft beitragen. Deshalb veranstaltet gramm.genau regelmäßig Workshops zum Thema Zero Waste. Die nächste Veranstaltung findet am 21. Februar in Kooperation mit der FES Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH im Haus am Dom statt. Weitere Infos gibt’s hier.

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