CoWorkPlay: Wo Work-Life-Balance gelebt wird

Wer ein Coworking-Konzept mit Kinderbetreuung entwickelt und europaweit den ersten Space in einem Shopping Center eröffnet, dem mangelt es nicht an Visionen. Weniger verwunderlich jedoch in Bezug auf Jana Ehret, eine der Gründerinnen von CoWorkPlay, die sich ihre ersten Sporen als Redakteurin am Zukunftsinstitut verdiente. Wir haben sie für den vierten Teil unserer Serie “Coworking in FrankfurtRheinMain” am neuen Standort in der Frankfurter Einkaufspassage MyZeil besucht.

Ob man sich hier “vielleicht hinsetzen und chillen” könne, fragen die beiden Teenager, als sie den neuen Space von CoWorkPlay in der MyZeil-Shoppingwelt betreten. Ein anderer erkundigt sich kurz darauf durch den Türspalt, wohin der Vodafone-Laden umgezogen sei. In beiden Fällen lächelt Jana Ehret herzlich und gibt geduldig Auskunft. Nein, mit dem Chillen werde das leider nichts, da dies ein Ort zum Arbeiten sei. Und Vodafone, die säßen jetzt auf einer anderen Etage, Wegbeschreibung inklusive.

“Ich sauge permanent Eindrücke auf und entwickle Ideen”, beschreibt die 32-Jährige sich selbst. 1991 kam die heute 32-Jährige mit ihren Eltern aus Russland nach Deutschland. Nach ihrer Schulzeit in der Nähe von Bremen ging es schließlich ins Rhein-Main-Gebiet, wo sie zuerst Jura in Frankfurt, später Europäische Literatur und Kulturanthropologie in Mainz studierte. Ihr erster Job nach dem Studium: Online-Redakteurin am Zukunftsinstitut, wo sie zu Trend- und Zukunftsthemen volontierte.

Geschäftsführer-Wechsel als “absoluter Glücksfall”

Durch ihre journalistische Tätigkeit hatte Ehret erstmals Berührungspunkte mit Startups und dem Thema New Work. Als sie dann mit Ende 20 vor der Frage stand, wie es beruflich weitergeht, gab es drei Möglichkeiten: einen Master machen, sich auf die Familienplanung konzentrieren oder ein eigenes Business starten. Sie entschied sich für das Gründen und entwickelte das erste Coworking-Konzept für Frankfurt, das Arbeit und Kinderbetreuung vereint – so war quasi auch der Familien-Aspekt berücksichtigt.

Yvonne Schrodt (l.) und Jana Ehret, die Geschäftsführerinnen von CoWorkPlay

Als CoWorkPlay im Dezember 2016 seinen ersten Standort in der Otto-Meßmer-Straße im Ostend eröffnete, hatte Jana Ehret zwei Jahre intensiver Planung und Vorbereitung hinter sich, in denen es einige Hindernisse aus dem Weg zu räumen galt. Zunächst sprang der ursprüngliche Gründungspartner ab – damals extrem frustrierend, aus heutiger Sicht laut Ehret ein “absoluter Glücksfall”, da sie mit ihrer Co-Geschäftsführerin Yvonne Schrodt bis heute perfekt harmoniert.

New Work steckt noch in Kinderschuhen

Ein großes Problem bestand auch darin, das einmalige Konzept nach den eigenen Vorstellungen umzusetzen. Zum einen lassen die Vorgaben der Stadt bezüglich der Betreuung von Kindern nur wenig Flexibilität zu. Zum anderen fehlt vor allem potenziellen Vermietern zum damaligen Zeitpunkt – das Thema New Work steckte noch in den Kinderschuhen – die Fantasie, sich vorzustellen, welche Idee sich hinter einem Coworking Space genau verbirgt. Und allerspätestens, wenn die Kinder ins Spiel kommen, sinkt die Bereitschaft der Immobilienbesitzer, CoWorkPlay eine Chance zu geben, auf den Nullpunkt.

Jana Ehret ließ nicht locker. Und spätestens, als die großen Coworking-Anbieter auf den deutschen Markt drängen, füllen sich auch bei CoWorkPlay nach und nach Schreibtische und Kita-Plätze. Fast alle Kunden sind “Freelancer oder erwachsenere Startups, für die das Thema Familie sehr wichtig ist”, konkretisiert Ehret ihre Zielgruppe. Heute arbeiten an den Standorten Ostend und MyZeil – europaweit der erste Coworking Space in einem Einkaufszentrum – insgesamt 110 Menschen aus verschiedenen Branchen.

Maximale Flexibilität mit den “Flying Nannys”

Das angeschlossene Betreuungsangebot ist für 12 Kinder im Alter von bis zu drei Jahren ausgelegt. Während Tagesmütter oder Kitas in der Regel ein Minimum für die wöchentliche Betreuung eines Kindes vorgeben, können Eltern bei CoWorkPlay individuelle Pakete buchen und die Betreuung auf ihre Arbeitszeiten abstimmen. Das Betreuerteam von CoWorkPlay besteht aus fünf sogenannten “Flying Nannys”, die wie Stewardessen, die sich um alleinreisende Kinder kümmern, da sind, wenn sie gebraucht werden.

Dass Jana Ehret und ihrem Team das Familienglück der CoWorkPlay-Community schwer am Herzen liegt, zeigt sich am Lunch-Konzept, dass selbst im Coworking-Umfeld reine Familiensache bleibt: Jeden Tag um halb eins treffen sich Eltern und Kinder für eine Stunde zum gemeinsam Kochen und Mittagessen, ehe die Kleinen sich schlafen legen und es für die Eltern zurück an den Schreibtisch geht. So sieht echte Work-Life-Balance in der Umsetzung aus.

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