Hessen Ideen ist eine Initiative des Landes Hessen, der hessischen Hochschulen und hessischer Unternehmen. Gründungsteams und Teilnehmende aus hessischen Hochschulen werden von der ersten unternehmerischen Idee bis hin zu einem validierten Geschäftskonzept begleitet. Das Programm schafft Verbindungen und wertvolle Netzwerke, die weit über das Stipendium hinausgehen. Drei Alumni-Stipendiatinnen teilen ihre Erfahrungen zu Peer Learning. Sie haben sich im Stipendium kennengelernt, sind heute noch befreundet und sind begeistert davon, wie der regelmäßige Austausch sie nachhaltig stärkt und weiterbringt. Dass Peer Learning klappt, kann man nicht erzwingen, aber der Nährboden kann geschaffen werden, und in diesem Fall hat sich eine wahre Kraftquelle daraus ergeben.
Fragt man Gründerinnen nach den Herausforderungen und Hürden bei der Unternehmensgründung, zeichnen sich vor allem in den Bereichen Unterstützung und Kommunikation folgende Defizite ab:
- 25,5 % geben an, dass ihnen passende Vorbilder fehlen,
- 35,5 % sehen einen Mangel an unterstützenden Netzwerken,
- und 83,5 % kritisieren fehlende Austauschmöglichkeiten mit anderen Unternehmerinnen
Quellen: Sparkassen Studie & IHK Studie
Wie kann man dem entgegenwirken? Wie können Gründerinnen zusammenkommen und voneinander lernen?
Der Schlüssel zum gemeinsamen Wachstum
Die Lösung ist Peer Learning – ein kollaborativer Lernprozess, bei dem Menschen auf Augenhöhe ihr Wissen und ihre Erfahrungen miteinander teilen. Es basiert auf der Idee, dass Menschen effektiver von Gleichgesinnten lernen können. Durch den Austausch von Ideen und Perspektiven profitieren alle Beteiligten, indem sie voneinander lernen und ihre eigenen Fähigkeiten weiterentwickeln.
Peer Learning ist besonders für Startups von großer Bedeutung: Inmitten der Unsicherheiten, Herausforderungen und Chancen, die mit der Entwicklung innovativer Produkte oder Dienstleistungen einhergehen, profitieren Gründer*innen durch den Austausch von Wissen, Erfahrungen und Lösungsansätzen. Dieser gemeinsame Lernprozess fördert nicht nur den kreativen Ideenaustausch, sondern stärkt auch das unternehmerische Wachstum und die Fähigkeit, besser auf komplexe Situationen zu reagieren.
Hessen Ideen greift diesen Grundgedanken auf und bietet im Stipendium neben Workshops und Coachings regelmäßige Austauschgruppen an, in denen sich die Gründer:innen aus verschiedenen Startups zu bestimmten Themen austauschen.
Peer Learning über Branchen und Städte hinweg
Laura Ehmke (adabob), Carmen Rommel (BIOVOX) und Fabiola Neitzel (PROMBYX) haben sich während ihrer Teilnahme am Hessen Ideen Stipendium 2020 kennengelernt. Mit dem ersten Workshop kam Corona und alles lief ab dann nur noch digital. Aus Eigeninitiative haben sich die drei Frauen zu einer Peer Learning Gruppe zusammengeschlossen. Aus monatlichen digitalen Zoom-Meetings wurden regelmäßige on- und offline Meetings oder gemeinsame Lunches, die bis heute regelmäßig bestehen.
Die Basis des wertvollen Erfahrungsaustauschs in der Peer Learning Gruppe war neben der Teilnahme am Hessen Ideen Stipendium, dass jede von ihnen ein eigenes Startup gegründet hatte und um die Höhen und Tiefen einer Gründung weiß.
Die drei gegründeten Unternehmen könnten nicht unterschiedlicher sein:
- adabob – Spielen für die Zukunft aus Darmstadt ist ein Online-Shop für nachhaltige Spielwaren. Zudem bieten sie Unterstützung und Beratung bei der Auswahl und dem zeitgemäßen Einsatz von Spielzeugen sowie bei der Gestaltung inspirierender Spielwelten für Einrichtungen und Firmen an
- BIOVOX aus Darmstadt entwickelt Medical und Food Grade Biokunststoff-Systeme für Medizintechnik, Labor- & Biotechnologie sowie Hygieneprodukte.
- PROMBYX verwandelt Seidenraupenpuppen, ein Nebenprodukt der Seidenproduktion, in hochwertige und besonders nachhaltige Zutaten für Tierfutter (B2B). Die Produktion findet aktuell in Indien statt, einem der Haupt- Erzeugungsländer von Seide.
Für Laura bedeutet Peer Learning reale Erfahrungen und greifbare Beispiele – „keine “Helden” aus dem Silicon Valley, sondern nahbare Personen, die persönlich bekannt sind und mit denen ein aufrichtiger Austausch stattfindet“. In der Gruppe lernen alle drei Gründerinnen voneinander, sammeln Erfahrungen und Herausforderungen, teilen Erfolge und ermutigen sich gegenseitig: „So können wir die Erkenntnisse anderer Teams in unsere eigenen Prozesse einfließen lassen, um gemeinsam – auch wenn wir nicht aktiv miteinander arbeiten – zu wachsen. Es bedeutet auch, nebeneinander an den eigenen Projekten zu arbeiten und individuelle Herausforderungen zu meistern”.
Bei den Treffen entstand schnell ein tiefes Vertrauensverhältnis mit dem Ziel, dass alle gemeinsam mit ihrem eigenen Unternehmen weiterkommen. Schlüsselerlebnisse, Höhen und Tiefen und “krasse Ereignisse” werden miteinander besprochen, aber auch konkrete Tipps zu Finanzen, Steuerthemen oder beispielsweise Online Werbung geteilt. Ein gewisses Commitment bringt das regelmäßige Treffen aber auch mit sich – so kann jeder seine Ziele kontrollieren und bei Bedarf um Unterstützung fragen.
Die drei Gründerinnen bezeichnen ihre Peer-Learning-Gruppe als wahre “Kraftquelle” und waren anfangs erstaunt, wie ähnlich die Herausforderungen und Themen trotz der unterschiedlichen Branchen und Unternehmen waren.
„Peer Learning ist unglaublich wertvoll für mich, weil ich mich selten so verstanden fühle wie von Start-up Gründer*innen in einer ähnlichen Phase“, so Fabiola.
„Es ist vor allem eine Möglichkeit, auch Schwierigkeiten anzusprechen und ehrlich sagen zu können: „An diesem Punkt geht’s mir wirklich nicht gut oder das fällt mir schwer“, ergänzt Carmen. Eine Gruppe über einen längeren Zeitraum aufzubauen, schafft Vertrauen und tiefe Verbindungen, erzählt sie.
Wenn eine Gründerin einen Meilenstein erreicht oder Erfolge verzeichnen kann, steigere das die Motivation und Inspiration der anderen. Alle würden voneinander profitieren, auch wenn das unterschiedlich aussehen kann, aber genau das mache auch die Qualität des Austauschs aus.
Wie geht es bei den drei Unternehmerinnen mit dem Peer Learning weiter?
„Solange wir alle mit unserem Business am Ball bleiben, denke ich nicht, dass wir damit aufhören werden. Im Gegenteil, es wird sogar immer wertvoller, je länger wir uns kennen und unsere Erfahrungen bereits teilen“, berichtet Laura.
Fabiola rät allen Gründerinnen und Gründern, sich Personen in einer ähnlichen Situation für einen regelmäßigen, offenen Austausch zu suchen: „Es ist ungemein entlastend, zu sehen, dass auch bei anderen nicht immer alles so glatt läuft, wie es oft nach außen wirkt“.
________________________________________________________________________
Bewerbung Hessen Ideen Stipendium
Hessen Ideen ist eine Initiative des Landes Hessen, der hessischen Hochschulen und hessischer Unternehmen. Mit den Säulen Hessen Ideen Stipendium, Hessen Ideen Wettbewerb, Hessen Ideen Crowdfunding und dem Hessen Ideen Hochschulnetzwerk sollen unternehmerische Ideen an den Hochschulen entdeckt und gefördert werden.
Die Bewerbungsfrist für die nächste Förderrunde (Start: 1. Januar 2025) endet am 25.09.2024 (23:59 Uhr). Interessent:innen können direkt Kontakt zu den Gründungsberatungen an ihrer Hochschule aufnehmen. Die Ansprechpartner:innen der Hochschulen sind hier zu finden. Jetzt für das Hessen Ideen Stipendium bewerben und mit bis zu 2500 € monatlich gefördert werden! Alle Infos hier.
Weitere Beiträge
Weitere Beiträge, die wir in der Vergangenheit in der Kolumne Hessen Ideen veröffentlicht haben, findet Ihr hier.