Entwicklungsphasen und Finanzierungsrunden eines Startups
Dr. Steffen Huth, Geschäftsführer BMH

In der Serie BBB – BMH Business Bootcamp – beschäftigt sich das Team der BMH Beteiligungs- Managementgesellschaft Hessen mbH mit sämtlichen (Finanzierungs-)Themen, die die Gründer- und Investorenszene bewegen. Ein Business Bootcamp für Startups, angefangen von der Standortwahl – über Finanzierungsformen und Entwicklungsphasen – bis hin zum Personal. Im heutigen Teil beschäftigt sich BMH-Geschäftsführer Dr. Steffen Huth mit den idealtypischen Entwicklungsphasen von Startups sowie den Fragen, wann Gründer an die jeweils nächste Finanzierungsrunde denken und welche Meilensteine Startups dafür erreicht haben sollten.

Das Internet wimmelt geradezu von Modellen zu Entwicklungsphasen – von Drei- bis Sechs-Phasen- Modellen ist alles vertreten. Wobei manche Modelle dann wiederum auf verschiedene Unterteilungen verweisen und so auf bis zu insgesamt sieben Phasen kommen. Folglich werden auch unterschiedliche Anforderungen für die dazugehörigen Finanzierungsrunden wie Seed und Series A definiert. Als „frischer“ Gründer ist es dementsprechend leicht, die Orientierung im „Modell-Dickicht“ zu verlieren.

Die drei Entwicklungsphasen eines Startups

Wir machen uns an dieser Stelle ein einfaches Modell zu Nutze, das die Startup-Entwicklung in drei idealtypische Stages unterteilt: die Early-Stage, die Growth-Stage und die Expansion-Stage. In jeder dieser Stages müssen Startups bestimmte Meilensteine erreichen, um Finanzierungsrunden erfolgreich abhalten und in der Folge, mit dem neuem Kapital, wiederum die nächsten Meilensteine erreichen zu können.

Early-Stage: Von Idee zu Proof of Concept

Die Early-Stage umfasst die gesamte Entwicklung von der unausgereiften Geschäftsidee bis hin zum erfolgreichen Markteintritt und kann in Seed- und Startup-Phase unterteilt werden. In der Seed-Phase gilt es für Gründer, ihre oftmals noch recht wage Idee zu konkretisieren und bis hin zu einem ersten Prototypen oder gar Minimum Viable Product (MVP) weiterzuentwickeln. Auf Basis der erzielten Resultate kann dann ein Geschäftskonzept für ein zu gründendes Unternehmen erstellt werden. Dieser Schritt erfordert oftmals allerdings mehr Kapital als den Gründern zur Verfügung steht. Also eine Seed-Finanzierung muss her. Sie bildet in der Regel die erste Finanzierungsrunde und gilt als die schwierigste. Denn außer einer Idee, einem kleinen Team und viel Commitment haben Gründer zu Beginn der Seed-Phase meist nur sehr wenig vorzuweisen. Investoren entscheiden daher meist auf Basis dreier Kriterien: Scheint die Idee realisierbar? Adressiert sie eine tatsächlich existierende Marktlücke? Und habe ich ein talentiertes und harmonisierendes Team vor mir? Eine Seed-Finanzierungsrunde erfordert daher einen souveränen Pitch sowie ein koordiniertes Auftreten als eingespieltes, kompetentes Team.

Ist ein Prototyp oder MVP entwickelt, so kann unter Berufung auf die bisherigen Erfolge und einer schlüssigen Strategie eine Startup-Finanzierung eingeworben werden. Damit beginnt die Startup-Phase: Mit dem neuen Kapital wird das Produkt bzw. die Dienstleistung weiterentwickelt und das Startup auf den Markteintritt vorbereitet – z. B. durch die Schaffung oder den Ausbau essenzieller Geschäftsbereiche wie Marketing und Vertrieb. Mit dem Markteintritt wird nun erstmals das Geschäftskonzept unter echten Bedingungen getestet, womit Gründer bei Erfolg nun einen handfesten Proof of Concept vorweisen können.

Growth-Stage: Von Proof of Concept zu Break-Even-Point

Da nun der Nachweis über Markttauglichkeit und -potenzial der Geschäftsidee erbracht und das Risiko für Investoren entsprechend geringer ist, steht dem Startup ab sofort die Tür zur ersten größeren Finanzierungsrunde offen – der Series-A-Runde. Sie verschafft Gründern den benötigten finanziellen Spielraum, um die Marktposition auszubauen sowie die Unternehmensstrukturen und – Prozesse zu optimieren – schließlich ist mit wachsender Nachfrage zu rechnen, die bedient werden möchte. Zeitgleich müssen Produkt bzw. Dienstleistung auf Basis des Kundenfeedbacks weiterentwickelt werden.

Sobald das Startup über einen kleinen, soliden Kundenstamm verfügt und die aufgebauten Wachstumsstrukturen für steigende Nachfrage und Umsätze sorgen, sollten Gründer an den nächsten Wachstumsschritt denken. Um auch künftig der Nachfrage gerecht werden zu können, müssen neue Mitarbeiter eingestellt und u. a. zusätzliche Produktionskapazitäten geschaffen werden. Da zu diesem Zeitpunkt das zuvor eingesammelte Kapital meist weitgehend aufgebraucht ist und die Umsätze noch längst nicht die Ausgaben decken, steht die nächste Finanzierungsrunde an – die Series B. Wie schon bei der Series-A-Finanzierung sind auch hier die bisherigen Erfolge und eine überzeugende Skalierungsstrategie die zentralen Voraussetzungen.

Expansion-Stage: Vom ersten Gewinn zum etablierten Unternehmen

Dank der Investitionen wachsen die Umsätze des Startups nun stetig und erstmals ist der Punkt absehbar, an dem die Einnahmen die Ausgaben decken werden – der sogenannte Break-Even-Point ist in Reichweite. Das Startup hat jetzt alle Grundlagen dafür geschaffen, sein Produkt- bzw. Dienstleistungsportfolio zu erweitern oder in andere Länder zu expandieren. Mit einer Series-C Finanzierung kann nun sowohl weiter organisches Wachstum als auch der Zukauf eines Konkurrenten oder Partnerunternehmens realisiert werden. Für viele Startups, inzwischen am Markt etablierte und erfolgreiche Unternehmen, endet damit die Zeit der externen Eigenkapitalfinanzierungen. Gründe für eine zusätzliche Series-D- oder gar Series-E-Finanzierung sind dann zumeist zusätzlicher Kapitalbedarf zum Erreichen der vereinbarten Series-C-Ziele oder eine letzte Wertsteigerungs-Maßnahme vor einem Exit.

Investorenwahl entscheidend für Startup-Erfolg

Den Gründern, die sich mit einer der beschriebenen Phasen identifizieren konnten und sich nun Gedanken über die anstehende Investorensuche machen, möchten wir noch einen kleinen Kriterienkatalog für die Investorenwahl an die Hand geben: Hat der Investor viel Erfahrung in relevanten Branchen? Hat er ein großes Netzwerk? Und kann er das Startup über mehrere Finanzierungsrunden hinweg begleiten? Wir von der BMH können Startups beispielsweise von Seed- bis hin zu Series-B Finanzierungen unterstützen und sind mit allen relevanten Playern der hessischen Investorenszene vernetzt – von branchenspezifischen Business Angels bis hin zu staatlichen und privaten Fördereinrichtungen. Unser Branchenfokus liegt dabei auf Hardware & Industriegüter, E-Commerce, Software & Analytics und Life Sciences. Jeder seriöse Investor stellt solche essenziellen Informationen bereit – die Zeit für die sorgfältige Auswahl wird sich später auszahlen, denn ein guter Investor ist eben nicht nur Geldgeber!

Nun haben wir uns bereits damit beschäftigt, welche Bedeutung die Standortwahl hat, welche Finanzierungsmöglichkeiten es gibt und welche Entwicklungsphasen und Finanzierungsrunden ein Startup typischerweise durchläuft. In der nächsten Ausgabe des BBB – BMH Business Bootcamp soll es um ein weiteres Thema gehen, das essenziell für den Erfolg eines jeden Startups ist – das Personal.

Über die BMH

Die BMH Beteiligungs-Managementgesellschaft Hessen mbH mit Sitz in Wiesbaden wurde 2001 gegründet und ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale (Helaba). Als mittelständische Beteiligungs- und Venture-Capital-Gesellschaft bündelt die BMH die öffentlichen Beteiligungsinteressen und Finanzierungsinstrumente für Frühphasen-, Wachstums- und Mittelstandsunternehmen in Hessen. Die BMH verwaltet derzeit sieben Beteiligungsfonds mit einem investierten Beteiligungsvolumen von insgesamt rund 125 Millionen Euro.

Weitere Beiträge

Hier kommt ihr zu weiteren Beiträgen der Kolumne von der BMH! In der letzten Ausgabe beschäftigt
sich Sebastian Schnell mit den verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten für Startups.

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