Ernten ohne Müll – Stadtgemüse ist ein Agtech/Cleantech-Startup und ermöglicht Erwerbsgartenbauern ihr Gemüse mit positivem Impact zu produzieren. Unterstützt wird das Startup aus Mainz von Boozt your Business – dem Mentoring Programm für junge Tech-Unternehmen von Zühlke und der Wirtschaftsinitiative FrankfurtRheinMain. Als Medienpartner des Programms stellen wir euch für diese Woche vor: Stadtgemüse.
Wer seid ihr, was macht ihr und wie seid ihr zu dem gekommen, was ihr heute macht?
Wir sind Thorsten und Andreas und sind die beiden Gründer von Stadtgemüse. Ich, Thorsten, bin Tischler und Diplom-Biologe, optimiere leidenschaftlich gerne Prozesse und bin fasziniert von der Verquickung von Natur und Technik. Nach meinem Biologie Studium war ich wissenschaftlicher Berater und beschäftige mich seit Jahren mit dem erdelosen Pflanzenanbau und Aquaponik. In der Hydroponik, wie der erdelose Pflanzenanbau noch bezeichnet wird, wachsen die Pflanzen auf alternativen Substraten, meist auf Steinwolle und werden mit einer Nährlösung optimal versorgt. Aquaponik bildet ein natürliches Kreislaufsystem nach, bei dem Aquakultur und Hydroponik miteinander verbunden werden und sich gegenseitig begünstigen. Wenn man es richtig macht, braucht man keine Pestizide, Herbizide und Fungizide und erhält dafür wunderbar knackiges Gemüse und frische Fische zum Verzehr.
Im Rahmen eines Grundschulprojekts ist mir die Idee für ein besonders einfaches Anbausystem für die Pflanzen gekommen, auf der unsere heutige Produktidee basiert.
Ich, Andreas, habe Wirtschaftswissenschaften und Energiewirtschaft studiert und mehrere Jahre im Rohwarenhandel, in der Schifffahrt, und zuletzt in der Unternehmensberatung und Wirtschaftsprüfung gearbeitet. Letztlich habe ich mehrere Jahre in „schmutzigen Branchen“ wie Kohle, Öl und Schifffahrt verbracht und wollte daraufhin endlich etwas Nachhaltigeres machen. Als ich vom Konzept des Urban bzw. Vertical Farming hörte und danach Thorsten und seine Idee kennenlernte, war ich sofort begeistert. Seitdem entwickeln wir gemeinsam diese Idee weiter.
Wie würdet ihr eure Geschäftsidee in maximal 3 Sätzen beschreiben?
Ernten ohne Müll – Stadtgemüse ist ein Agtech/Cleantech-Startup und ermöglicht Erwerbsgartenbauern ihr Gemüse mit positivem Impact zu produzieren. Unser einzigartiges müllfreies Anbausystem reduziert den Energiebedarf im Gewächshaus und spart Lohn- sowie Entsorgungskosten.
Was war euer größter Fehler?
Sicherlich haben wir die lange Entwicklungszeit eines Hardware Produkts, gerade im Pflanzenbau, sowie den Aufwand des Patentierungsverfahrens unterschätzt. Hier hätten wir früher die Weiterentwicklung des ersten Prototyps und einem ersten Pilotprojekt angehen sollen.
Wo seht ihr euch und euer Unternehmen in fünf Jahren?
Wir wollen uns als Anbieter mit den nachhaltigsten und flexibelsten Systemen für den hydroponischen Pflanzenanbau im klassischen Gewächshaus etablieren. Neben den Märkten der DACH-Region sollen bereits die ersten ausländischen Märkte in und außerhalb Europas erschlossen sein. Neben dem Systemvertrieb planen wir mittel- und langfristig den Aufbau eines Beratungsangebots, Erweiterungen zum Basismodell und Neuentwicklungen.
Darüber hinaus wollen wir mit unseren Produkt bisherige Nischenmärkte wie Vertical Farming und Aquaponik zum wirtschaftlichen Durchbruch verhelfen. Unser Produkt soll unseren Kunden ermöglichen, Lebensmittelsicherheit zu bieten und aktiv etwas gegen die Klimakrise zu tun. Stellen Sie sich nur vor, wie viele Dachgewächshäuser mitten in der Stadt frische und kühlere Luft produzieren könnten. Damit würde das Leben so vieler Menschen in unseren heißen Sommern so viel angenehmer. Und wieviel Emissionen kann man sparen, wieviel regionaler kann man Gemüse produzieren, wenn auf Super- und Baumärkten, oder in leerstehenden Lager-/Industriehallen den Verbrauchern das Gemüse quasi in den Mund wächst?
Was verbindet euch mit der Region FrankfurtRheinMain? Und was tut sich in unserem Startup-Ökosystem?
Wir haben beide hier studiert. Andreas ist in der Region aufgewachsen und hat die meiste Zeit seines Lebens hier gelebt. Thorsten ist als „Fischkopp“ erst zum Studium hierhergekommen, hat seine Frau hier kennengerlernt und fühlt sich sehr wohl in der Region und ihren Menschen. Von der Stadt Wiesbaden werden wir seit September mit dem Gründerstipendium gefördert, und passend zu Thorstens Herkunft, haben wir im Heimathafen festgemacht.
Wir haben den Eindruck, dass sich in den letzten Jahren viel getan hat, um das Startup-Ökosystem in der Region FrankfurtRheinMain weiter auszubauen und freuen uns ein Teil davon zu sein. Auch im AgTech/GreenTech Bereich begrüßen wir es sehr, dass Initiativen wie die Growth Alliance entstanden sind und wünschen uns in diesem Bereich mehr Förderung für Startups, weil das Thema Nahrungsmittelversorgung eben sehr wichtig ist.
Wie seid ihr zu dem Programm Boozt Your Business gekommen?
Über den immer aktuellen STATION Newsletter. Richtig glücklich waren wir, dass wir im Batch #4 so viele von unserer Idee begeistern konnten.
Wie hat euch das Programm schon geholfen?
Das Programm ist ein echtes Geschenk. Zühlke Engineering konnte uns bei der Entwicklung des Geschäftsmodells bereits aufzeigen, dass die Erfolgswahrscheinlichkeit deutlich höher ist, wenn wir unser System verkaufen, anstatt selbst Betreiber von Gemüseproduktionsanlagen und Verkäufer von Gemüse werden. Gleichzeitig geben uns die engagierten Ingenieure wertvolle Impulse zur Weiterentwicklung unseres Anbaumoduls und der Software Steuerung für unser System.
Was sucht ihr momentan und wie kann euch das Netzwerk helfen?
Aktuell suchen wir in erster Linie Verstärkung für unser Team in Form eines Technikers, idealerweise mit Kenntnissen in CAD und Hydromechanik, sowie jemanden fürs Marketing/Social Media, günstigenfalls mit Erfahrung im Gartenbau. Daneben planen wir unsere Seed Finanzierung und freuen uns über Gespräche mit Investoren, die idealerweise einen Fokus auf AgTech haben.
Spannend für uns wäre es, wenn sich schon ein Pilotkunde fände, der sich auf das Abenteuer mit uns einließe. Zumindest aber suchen wir für unser nächstes Projekt ein Gewächshaus. Falls jemand freie Gewächshausflächen kennt, idealerweise im Dreieck Wiesbaden, Mainz, Frankfurt, freuen wir uns über eine Kontaktaufnahme.
Bis zum 31. Oktober für das Boozt your Business Programm bewerben:
Für das Mentoring-Programm könnt ihr euch noch bis zum 31. Oktober hier bewerben! Die Startups, die es geschafft haben, erwarten erfahrene Mentor:innen, konkrete Hilfe bei Problemen und eine nachhaltige Weiterentwicklung des eigenen Business-Modells. Und natürlich das große Netzwerk von Zühlke, der Wirtschaftsinitiative FrankfurtRheinMain, STATION und FPS!