In Deutschland gibt es immer mehr Gründende – Global Entrepreneurship Monitor 2022 veröffentlicht

Es gibt immer mehr Gründergeist in Deutschland ! Das ist das Ergebnis des neuen Global Entrepreneurship Monitors, der in Kooperation zwischen dem RKW Kompetenzzentrum in Eschborn und dem Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover entstanden ist. Alle Details fasst für uns Natalia Gorynia vom RKW zusammen.

Laut des neu veröffentlichten Länderberichts Deutschland des „Global Entrepreneurship Monitor” (GEM) 2021/22 stieg die Gründungsquote in Deutschland im Jahr 2021 um 2,1 Prozentpunkte (2020: 4,8 Prozent) auf 6,9 Prozent. Das ist der zweithöchste Stand seit Bestehen des GEM.

Die Gründungsquote nähert sich somit wieder dem Höchstwert aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 an (7,6 Prozent). Die GEM-Gründungsquote wird als Anteil derjenigen 18- bis 64-Jährigen definiert, die während der letzten 3,5 Jahre ein Unternehmen gegründet haben und/oder gerade dabei sind, ein Unternehmen zu gründen.

Die aktuellen Werte deuten auf generell zunehmende Gründungsaktivitäten in Deutschland hin, die 2020 von der ersten Corona-Welle temporär unterbrochen wurden. Unterstützt wird diese Interpretation durch GEM-Daten aus dem Jahr 2020, die zeigen, dass damals 63 Prozent der Personen mit Gründungsabsicht die Geschäftsaufnahme verschoben haben.

Gendergap verringert sich während der Corona-Pandemie 

Die Unterschiede bei den Gründungsaktivitäten zwischen Männern und Frauen haben sich während der Corona-Pandemie in Deutschland verringert, insbesondere bei den angehenden Gründenden, den sogenannten „Nascent Entrepreneurs“ (Personen, die zum Zeitpunkt der Befragung im Frühjahr 2021 noch nicht gegründet, aber kürzlich konkrete Schritte unternommen hatten, um zu gründen). Deren Anteil an der Gesamtbevölkerung lag in 2021 bei 3,3 Prozent (Frauen) bzw. bei 5,3 Prozent (Männer). Zum Vergleich: 2003 lagen die entsprechenden Werte noch bei 2,1 Prozent (Frauen) und 4,8 Prozent (Männer). Auch über die Zeit hat sich der Gendergap zwischen der weiblichen und männlichen TEA-Quote in Deutschland leicht verringert (TEA-Quote der Frauen 2003: 3,3 Prozent, 2021: 5,3 Prozent; der Männer 2003: 7,0 Prozent, 2021: 8,4 Prozent).

Migrantinnen und Migranten gründen häufiger als in Deutschland Geborene

Im Jahr 2021 war die Gründungsquote der Migrantinnen und Migranten mit knapp 14 Prozent mehr als doppelt so hoch wie die Gründungsquote der einheimischen Bevölkerung (ca. 7 Prozent). Dabei gründeten migrantische Männer und Frauen in 2021 gleich häufig – sowohl die Gründungsquote der Männer als auch die der Frauen lag bei gut 14 Prozent. Zudem gaben knapp 14 Prozent der befragten Migrantinnen und Migranten, aber lediglich 5 Prozent der nicht-migrantischen Befragten an, in den nächsten drei Jahren ein Unternehmen gründen zu wollen.

Jüngere gründen verstärkt

In Deutschland verschoben sich die Gründungsaktivitäten in den letzten vier Jahren immer mehr in die jüngeren Altersgruppen. Im Jahre 2021 lagen die beiden jüngsten der im GEM erfassten Altersgruppen mit Gründungsquoten von 8,3 Prozent (18- bis 24-Jährige) und 10 Prozent (25- bis 34-Jährige) deutlich über dem Mittelwert aller 18- bis 64-Jährigen (6,9 Prozent). Dagegen lag die Gründungsquote der 55- bis 64-Jährigen bei lediglich 3 Prozent. Somit war die Gründungsquote der jüngsten Altersgruppe fast dreimal so hoch wie die der ältesten.

Corona-Pandemie bietet auch unternehmerische Chancen

Mehr als ein Drittel der Gründerinnen und Gründer in Deutschland stimmte 2021 der Aussage zu, dass die Pandemie neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnet habe. Im Jahr 2020 basierte lediglich ein Viertel der Gründungen auf der Nutzung von Gründungschancen, die sich erst durch die Pandemie ergaben. Zudem haben 29 Prozent der 2021 befragten Gründenden junger Unternehmen („Young Entrepreneurs“, also diejenigen Gründenden, die in den letzten 3,5 Jahren ein Unternehmen gegründet haben) angegeben, dass sie als Reaktion auf die Corona-Pandemie digitale Technologien genutzt haben, um Produkte oder Dienstleistungen zu verkaufen. Weiterhin haben 22,5 Prozent der Gründenden junger Unternehmen aufgrund der Corona-Pandemie bereits vorher bestehende Pläne, digitale Technologien zum Verkauf von Produkten oder Dienstleistungen zu nutzen, erweitert.

Niedriger Anteil an Geschäftsaufgaben in Deutschland

In Deutschland haben im internationalen Vergleich wenige Personen (3,2 Prozent), bezogen auf die befragten 18- bis 64-Jährigen in Deutschland, in den letzten zwölf Monaten ein Unternehmen verkauft, aufgegeben oder geschlossen. In den USA (6,4 Prozent) oder Kanada (11,5 Prozent) liegt dieser Wert deutlich höher als in Deutschland. Mangelnde Profitabilität und günstige Gelegenheiten, das Unternehmen zu verkaufen, sind die häufigsten Ursachen für eine Geschäftsaufgabe in Deutschland. Die Corona-Pandemie spielt in diesem Zusammenhang nur eine untergeordnete Rolle.

Über den Global Entrepreneurship Monitor (GEM)

Seit 22 Jahren untersucht der GEM das weltweite Gründungsgeschehen. Bis zu 70 Länder erheben dabei jährlich Daten zu nationalen Gründungsaktivitäten und den jeweiligen Rahmenbedingungen, was den GEM zum weltweit größten Projekt der ländervergleichenden Gründungsforschung macht.

Der neue GEM-Länderbericht, der in Kooperation zwischen dem RKW Kompetenzzentrum in Eschborn und dem Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover entstanden ist, analysiert sowohl Gründungsaktivitäten und -einstellungen als auch gründungsbezogene Rahmenbedingungen in Deutschland im internationalen Vergleich. Die Ergebnisse des neuen Länderberichts basieren auf über 148.000 befragten Bürgerinnen und Bürgern in 47 Staaten (davon 3.797 Befragte in Deutschland) sowie 2.078 Gründungsexpertinnen und Gründungsexperten in 50 Staaten (davon 74 in Deutschland). Er steht unter hier zum Download zur Verfügung.

Zu diesen und anderen Ergebnissen des aktuellen GEM 2021/22 ist ein kostenloser Infografiken-Band als Download und Printversion hier erhältlich.

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