Seed-Runde für Inklusions-Startup talking hands!
Laura Mohn, Jami Mohn und Maria Möller von talking hands. Foto: talking hands

Sie haben den Frankfurter Gründerpreis eingeheimst, einen erfolgreichen Auftritt bei „Die Höhle der Löwen“ hingelegt und mehr Bestellungen, als sie überhaupt liefern können. Vergangenes Jahr lief so richtig rund bei Maria Möller und Laura Mohn von talking hands. Jetzt hat das Startup mit seinen Daumenkinos, die spielend Gebärden beibringen sollen, eine Seed-Runde abgeschlossen. Wir haben vorab mit Maria Möller über die Finanzierungsrunde gesprochen.

Mit den neuen Investor:innen kommt eine ordentliche Portion KnowHow : Dennis Schmoltzi und Manuel Müller von Emma Matratzen, beide kürzlich als EY Entrepreneur Of The Year ausgezeichnet, Eric Demuth, Founder des Wiener Tech-Unicorns Bitpanda, der ehemalige Welt-Chefredakteur und aktuelle Geschäftsführer der Axel Springer Consulting Group Christoph Keese und schließlich Ilknur Gur, Founder und Managing Director der Tiana GmbH, einer Investment und Consulting Firma mit Fokus auf Female Founders. Sie alle sollen dem Startup nicht nur finanziell helfen, sondern vor allem mit Rat und Tat zur Seite stehen. Über die Höhe der Seedrunde möchten die Gründerinnen keine Angabe machen.

Mohn und Möller haben die Gründer von Emma übrigens bei einer Veranstaltung des unibators der Goethe Universität in Frankfurt kennengelernt. Manuel Müller unterstützt und waren schon länger als Mentoren an Board bei takling hands, jetzt auch als Business Angels. „Mich hat überzeugt mir welcher Klarheit, Stringenz und Ambition die Gründerinnen an einem so wichtigen Thema wie Inklusion arbeiten und einen nachhaltigen Einfluss auf unsere Zukunft haben können. Und so wie wir von Business Angels unterstützt wurden bei unserer Gründung, so möchten Manuel und ich nun auch junge Gründer unterstützen und etwas weitergeben“, sagt Manuel Müller.

Die große Vision: ein internationales Inklusionsunternehmen aufbauen

Die neuen Mittel will das Frankfurter Startup, das 2021 seine eigenen Erwartungen weit übertroffen hat, nun in den Ausbau der Produktpalette und in eine Expansion in das europäische Ausland investieren. Dazu gehört vor allem: Die Daumenkino-Sammlung erweitern. Heiß begehrt sind die Gebärden für „zaubern“ und, das wurde natürlich von den Eltern gewünscht, „Zahnpasta“ und „Zahnbürste“, verrät Möller. Außerdem entwickelt talking hands gerade eine App, damit auch zuhause Gebärden gelernt werden können – übrigens mit Unterstützung der Technologieberatung Zühlke.

Die Daumenkinos von talking hands helfen bei der sogenannten unterstützten Kommunikation durch Gebärden. Damit helfen sie Kindern mit Behinderung, mit ihrer Umwelt zu kommunizieren, können aber auch Sprachbarrieren zum Beispiel bei Kindern, die noch nicht so gut Deutsch können, verringern. Kurzum: Die Daumenkinos sollen ein Produkt für alle Kinder sein und nicht ausschließlich in integrativen Kitas eingesetzt werden. „Nur wenn Erzieher:innen und Kinder mit Themen wie barrierefreier Kommunikation in Berührung kommen, können wir ein Verständnis für Inklusion schaffen. Ansonsten besteht die Trennung zwischen behinderten und nicht-behinderten Kindern weiter fort, und so funktioniert Inklusion nicht“, ist Möller überzeugt.

Für ihre Produkte seien sie in engem Austausch mit Eltern von Kindern mit Behinderung und Pädagog:innen. Die Schwester von Laura Mohn lebt mit dem Down-Syndrom und arbeitet auch bei talking hands. Diese Erfahrungen fließen mit ein in das Produktdesign. So habe es talking hands geschafft, in vielen Kitas einen Stein für das Thema Inklusion ins Rollen zu bringen.

Der soziale Aspekt steht bei talking hands im Vordergrund

Die neuen Investor:innen würden den Willen, das Thema Inklusion voranzubringen, voll und ganz teilen, so Möller. „Das waren alles vorher unsere Mentor:innen“, sagt sie. Der Kontakt zu Dennis Schmoltzi besteht zum Beispiel schon seit anderthalb Jahren, angefangen hat er als talking hands noch eine Idee in Form eines Prototypen war: „Ich bin nach einem Vortrag von Dennis an der Goethe-Uni in Frankfurt einfach zu ihm hingegangen und hab ihm eines unserer Daumenkinos in die Hand gedrückt.“ Schmoltzi war sofort begeistert von der Idee und bot an, die beiden Gründerinnen als Berater auf ihrem Weg zu begleiten.

Durch den Kontakt ist das in Frankfurt gegründete Startup auch auf die Impact Factory der Haniel Group aufmerksam geworden und mit seiner späteren Investorin Ilknur Gur in Kontakt gekommen. An die Handelsgruppe Haniel hatte Emma kurz vorher einen Exit hingelegt. „So wie wir von Business Angels unterstützt wurden bei unserer Gründung, so möchten Manuel und ich nun auch junge Gründer unterstützen und etwas weitergeben. Entsprechend waren wir schon länger als Mentoren an Bord und freuen uns nun auch als Investoren das Team von Talking hands auf Ihrem ambitionierten Weg zu unterstützen“, erklärt Dennis Schmoltzi.

Mit erfahrenen Geschäftsleute an der Seite

Sein Netzwerk hat talking hands also bisher ordentlich weitergeholfen. Nach dem Auftritt bei der Höhle der Löwen im vergangenen Oktober zum Beispiel, als talking hands in ein paar Wochen ausverkauft war und die beiden Gründerinnen schleunigst Druckereien finden mussten, die trotz globaler Lieferschwierigkeiten von Papier liefern konnten. „Wir haben da quer durch die Welt telefoniert und es schien alles aussichtslos“, erzählt Möller. Heute kann sie darüber lachen, damals sah das wahrscheinlich anders aus. Denn gestandene Unternehmerinnen, das sind die gelernten Designerinnen noch nicht, gibt sie offen zu. Deswegen helfe es enorm, erfahrene Geschäftsleute an der Seite zu haben. Wie zum Beispiel Keese, der den entscheidenden Kontakt zu den Druckereien geben konnte.

Und warum die Daumenkinos von talkings hands so gut ankommen? In ihrem ersten Geschäftsjahr verkauften sie rund 160.000 Stück. Zum einen sähen ähnliche Produkte bisher immer sehr klinisch und nicht ansprechend aus, erklärt Möller. Zum anderen sei im Moment wahrscheinlich auch einfach ein guter Zeitpunkt in der Gesellschaft, um über das Thema Inklusion zu reden. „Wir wollen dazu beitragen, dass das Thema Inklusion in aller Munde ist und jeder weiß, wie wichtig es ist. Und Gebärdenlernen geht viel besser, wenn Kinder dabei Spaß haben“, sagt Möller. Derzeit bietet talking hands gut 120 verschiedene Gebärden an. Im nächsten Jahr werden wohl noch einige hinzukommen.

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