Mehr als Möbel – Roomhero will Innenarchitektur revolutionieren
Das Roomhero-Gründerteam. Von links: Daniel Kuczaj, Dominik Schroeter, Steven Cardoso Neumann, Arthur Rehm, Norbert Apostel. (Foto: Roomhero).

Maßgeschneidert statt Möbelhaus, Algorithmen statt Ausmessen: Das Frankfurter Startup Roomhero will Innenarchitektur revolutionieren und setzt dabei auf „Alles aus einer Hand“. Was das Startup von anderen PropertyTech-Unternehmen unterscheidet und wie es sich das Arbeiten der Zukunft vorstellt, erfahrt ihr in unserem Porträt.

Wer schon einmal seinen Samstag in der Kassenschlange eines großen Möbelhauses verbracht hat, weiß: Einrichten kann schrecklich anstrengend sein. Das war auch die erste Idee der fünf Gründer von Roomhero im Jahr 2014: Ein digitaler Einrichtungsservice, der von der Konzepterstellung bis zum Aufbau der Möbel alles abdeckt, für „Menschen, die geschmackvoll leben wollen“, wie Mitgründer Norbert Apostel es ausdrückt. Doch statt von Privatpersonen erhielten sie immer mehr Anfragen aus der Immobilienbranche. Und spätestens 2017 war dem Team klar: Seine Zukunft liegt nicht im B2C-, sondern im B2B-Bereich.

Roomhero bietet alles aus einer Hand

Heute haben sie sich auf zwei Kernbereiche spezialisiert: „Löffelfertige“ Wohnungen für Immobilienentwickler, bei denen sogar Besteck bereits integriert ist, und moderne Office-Konzepte. „Bei uns bekommt man alles aus einer Hand“, sagt Apostel stolz. Denn Roomhero ist kein klassischer Interiordesigner, sondern bezeichnet sich selbst als PropTech-Unternehmen. Ein Unternehmen also, das mit technischen Lösungen die Immobilienbranche voranbringen möchte. „Wir verbinden viele Disziplinen, die der Kunde sich sonst auf dem Markt zusammensuchen muss“, so Apostel. Möchte ein gewerblicher Vermieter beispielsweise ein Gebäude mit Ein-Zimmer-Einheiten möbliert vermieten, bekommt er bei Roomhero das ganze Paket: Das Startup kalkuliert die prognostizierte zusätzliche Rendite, die sich über eine möblierte Vermietung erzielen lässt, berechnet einen Kostenvoranschlag, gestaltet mit den Kund:innen das Interieur, liefert die Möbel und organisiert einen Wartungsservice für mitvermietete Geräte.

Dafür ist im ersten Schritt nicht zwingend ein menschlicher Berater nötig. Interessenten können sich in etwa 8 Minuten durch einen Fragebogen klicken, der Informationen wie die Größe der zu möblierenden Immobilie, als auch den gewünschten Stil abfragt. „Innerhalb von 24 Stunden senden wir dem Kunden dann ein Angebot mit Festpreis“, erzählt Apostel. Das funktioniere so zügig, weil ein Teil der Angebotserstellung komplett automatisch ablaufe. Diese Lösungen seien „hausgemacht“, sagt Apostel stolz.

Flexibles Arbeiten fordert flexibles Wohnen

Das Geschäftsmodell hat Zukunft, sind sich die Gründer sicher. Wohnen auf Zeit sei ein Trend, sagt Apostel: „Möblierte Wohnungen sind praktisch, zum Beispiel für Young Professionals, die immer nur für eine begrenzte Zeit an einem Ort leben oder am Wochenende nach Hause pendeln.“ Das rechtfertige auch den Aufpreis für die Möblierung: „Wer seine Wohnung selbst einrichtet, muss auch Möbel kaufen, da ist man auch schnell bei 10.000 Euro. Wenn man sie mietet, zahlt man dafür ein bisschen mehr, hat aber nach dem Auszug nichts mehr damit zu tun.“ Den Nachmieter zur Ablöse zu überreden, oder auf Käufer über Kleinanzeigenportale zu hoffen, sei so passé. Eine Wohnung möbliert bereitzustellen, ist aber auch ein Weg für Vermieter, die Bindung an ortsübliche Vergleichsmieten zu umgehen.

Der Trend zu möbliertem Wohnen kann so den Immobilienmarkt weiter anheizen. Dass Roomhero dazu beiträgt, weist Apostel weist von sich: „Es gibt immer wieder schwarze Schafe, die ein billiges Sofa reinstellen und so eine höhere Miete kassieren.“ Wenn Roomhero eine Wohnung ausstattet, biete das dem Mieter aber einen Mehrwert, der das Geld durchaus wert sei, so Apostel. Außerdem unterstütze man Vermieter dabei, zu ermitteln, ob eine Möblierung Sinn macht. Liege eine Immobilie etwa weit außerhalb, sei sie für die Zielgruppe — Young Professionals, Pendler:innen, Studierende — eventuell nicht interessant. „Die Kultur des Arbeitens hat sich verändert“, sagt er, sie sei flexibler geworden, schnelllebiger. Roomhero habe so eine bereits vorhandene Lücke gefüllt.

Roomhero bietet mehr als andere Raumausstatter

Das gilt auch für Büros: Wo früher jeder Mitarbeitende seinen Stammarbeitsplatz hatte, und die Teeküche das höchste der Entspannungsgefühle war, wünschen sich Arbeitgeber:innen und -nehmer:innen heute flexible, moderne und komfortable Lösungen. „Wir fragen uns: Wie wird das Office der Zukunft aussehen?“, so Apostel. Etwa, falls sich das hybride Arbeiten — teils im Büro, teils mobil — durchsetzt. Wie kann eine Firma die Größe ihres Büros verringern, wenn Mitarbeitende die Hälfte der Zeit zuhause sind, und sich so plötzliche Tische teilen können? Und wenn sie ins Büro kommen: Wie kann sichergestellt werden, dass jeder einen Platz erhält? Das Stichwort sei „Connectivity“, sagt Apostel. Genau das hebe Roomhero von anderen Raumausstattern ab: Eine Softwarelösung, die die Officebelegung plant, werde hier gleich mitgeliefert. Das Startup arbeitet übrigens auch selbst mobil und dezentral — es gibt zwar eine Zentrale in Frankfurt, alle Besichtigungen und Übergaben erfolgen aber online. So ist Roomhero in ganz Deutschland aktiv.

Nachhaltigkeit ist Teil des Geschäftsmodells von Roomhero

Wer im Officekonfigurator seine künftige Ausstattung plant, kann zwischen verschiedenen Kategorien wählen: Light, Medium, Premium und Premium Plus. Wer eine Wohnung möblieren möchte, kann ebenfalls zwischen verschiedenen Preis- und damit auch Designstufen wählen. „Alle Möbel sind objekttauglich“, so Apostel. Das heißt: Sie sind geschaffen für eine langjährige Verwendung, ob durch Mieter oder Mitarbeiter. Nachhaltigkeit sei so immer Teil des Geschäftsmodells. Man verwende daher keine Produkte bekannter Möbelhäuser, sondern kaufe Markenprodukte oder produziere selbst.

„Diese Abstufungen machen kaum einen Qualitätsunterschied aus. Wer Light wählt, bekommt junge und weniger bekannte Designer, Premium Plus ist eher der Rolex-Standard“, erklärt er. Ein Stuhl mit Seidenbezug werde kaum so lange halten wie ein guter Bürostuhl. So könne ein Stuhl mit Polyesterkissen eine nachhaltigere Lösung sein als ein reines Naturprodukt. Man achte auch deshalb auf ein zeitloses, neutrales Mobiliar: „Wir arbeiten immer mit der Zielgruppe, nicht nach unserem subjektiven Stil.“ So bleibt das Interieur lange modern, kann immer wieder verwendet werden — und ist damit umweltfreundlicher als ein nur kurz im Trend liegendes oder schnell verschleißendes Stück.

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