Das geflügelte Wort: Nachhaltigkeit. Sie ist in aller Munde. Alle sind irgendwie nachhaltig, und trotzdem hat Deutschland seine Klimaziele 2020 nur wegen der Corona-Pandemie eingehalten. Viele Unternehmen wollen jetzt aus eigener Initiative nachhaltig(er) werden, ist die Vereinbarkeit des Geschäftsmodells mit dem Wohlergehen des Planeten doch auch zunehmend ein Argument für seine Langlebigkeit. Campana & Schott, eine Management- und Technologieberatung aus Frankfurt, engagiert sich beim Thema Nachhaltigkeit gleich doppelt. Wie eine nachhaltige Transformation aussieht, haben uns Founder Eric Schott und Anna Adler, Director Corporate Development, erzählt. Und die beginnt vor allem innen.
Wer sich auf der Website von Campana & Schott über die Beratungsfirma schlau machen möchte, der wird vom Thema Nachhaltigkeit zugegebenermaßen nicht gerade erschlagen. Man wolle eher dezent kommunizieren, erklärt Anna Adler, „aber mit aller Kraft dazu beitragen, eine lebenswerte Zukunft zu gestalten.“ Und die bedeute eben auch, Nachhaltigkeit als Priorität zu sehen. Anna Adler kam vor über 20 Jahren zu Campana & Schott, hat Mathe studiert, kam währenddessen erstmals über eine neuartige Ring-Lehrveranstaltung mit Nachhaltigkeit in Berührung. Seitdem ist es ihr Thema. Nachhaltigkeit, so Adler, sei die größte Herausforderung unserer Zeit. Genau deswegen müssten Firmen ihr Geschäftsmodell auch grundlegend ändern. Campana & Schott wolle Wachstum so gestalten, dass es nicht nur die Bedürfnisse der aktuellen Generation befriedigt, sondern auch für folgende keine Gefahr darstellt, sagt Adler.
Sustainable Development Goals als Orientierungspunkt
Ein gutes Rahmenwerk dafür seien die Sustainable Development Goals (kurz „SDGs“) der United Nations. 17 Kriterien sind das. Dazu gehören neben der Bekämpfung von Armut und Hunger auch zum Beispiel verantwortungsvoller Konsum und Produktion und Reduced inequalities. Diese Ziele geben Unternehmen ein Framework an die Hand, mit dem sie ihren Impact messen können. „Das ist auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern immer wichtiger“, sagt Eric Schott. Er hat Campana & Schott gut 25 Jahren gegründet, mit ihm ist die Campana & Schott auf über 400 Mitarbeiter:innen gewachsen. Für globale Consulting-Maßstäbe ist das vielleicht noch nicht die Champions-League, Stand heute besitzt das Unternehmen mit Sitz in Deutschland, den USA und Frankreich aber die Größe eines ausgewachsenen Mittelständlers. Stolz weist das Unternehmen auf seiner Website darauf hin, dass 90% der DAX-Konzerne die Dienste der Beratungsfirma in Anspruch genommen haben.
„Wir möchten nicht nur finanzielle Ergebnisse realisieren, sondern auch für die Gesellschaft. Dazu gehört eine ökologische Ebene, aber auch eine soziale“, erklärt Schott. Campana & Schott berate aber nicht nur Unternehmen, sondern räume auch bei sich selbst auf. Denn Nachhaltigkeit sei zwar immer wichtig gewesen, jedoch nie systematisch angegangen worden.
Keine leeren Versprechen
Das werde jetzt geändert, sagt Adler. Dafür hat das Unternehmen zunächst einmal analysiert, auf welche Ziele das Unternehmen überhaupt einzahlen kann. „Wir können wenig zum Kampf gegen die Verschmutzung der Meere beitragen. Aber wir können unseren CO2-Fußabdruck minimieren und die Gender Equality vorantreiben“, sagt Adler. Und das bedeutet: Maßnahmen ableiten, die zur Senkung des Footprints führen oder ihn zumindest kompensieren sollen. Dieser Prozess sei insgesamt eine Reise über mehrere Jahre, betont Adler. „Eine Deadline setzen wir uns, sobald wir unseren Footprint kennen. Wir wollen wirklich etwas verändern und nicht einfach eine willkürliche Zahl nennen, die sich dann nur durch reine Kompensation realisieren lässt“, so Adler.
Ein konkreteres Ziel haben Adler und Schott beim Thema Gender Equality vor Augen: Bis 2023 soll der Anteil von Frauen in der Führungsebene bei 35% liegen. Global gesehen habe Campana & Schott eine gute Frauenquote mit 33 Prozent, aber vor allem in der Führungsebene hapere es, so Schott. Das hänge vor allem zusammen mit dem Jobprofil: Von Berater:innen wird erwartet, dass sie flexibel sind, eine Zeit lang beim Zielunternehmen verbringen. „Ich war da selbst auch betriebsblind“, erzählt Schott.
Vor allem das Teilzeitmodell habe dementsprechend oft Probleme bereitet. Jetzt werden die Beratungsmandate besser nach den verschiedenen Arbeitsmodellen angepasst. Bedeutet auch: Überzeugungsarbeit bei den Kund:innen leisten. Das sei es jedoch wert, sagt Adler: „Gerecht ist, wenn jeder die gleichen Chancen hat. Und dafür müssen wir die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen anpassen“. Themen wie Gender Equality kämen übrigens auch bei Startups oft zu kurz. Zum Vergleich: Laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung waren im Jahr 2018 insgesamt 26 Prozent der Führungskräfte der obersten Leitungsebene in der Privatwirtschaft Frauen. Auf der zweiten Führungsebene lag ihr Anteil immerhin bei 40 Prozent.
Analogie zur digitalen Transformation bei Campana & Schott
Neben der Transformation nach innen berät Campana & Schott auch seine Kund:innen zum Thema Nachhaltigkeit. Vieles, was Campana & Schott dabei in der Beratung zur digitalen Transformation gelernt habe, finde auch jetzt Anwendung. Das Sustainability Dashboard verschafft Klarheit über den Stand der eigenen Organisation und hilft, KPIs zu setzen. Mit einer Community of Sustainability werden Initiativen von Mitarbeiter:innen untereinander koordiniert, Transparenz und Schlagkraft geschaffen. „Das ist eine spannende Analogie. Wie auch bei der digitalen Transformation weiß man am Anfang nicht, wo die Reise hingeht. Aber man nähert sich an über KPIs und Messbarkeitsinstrumente. Letztlich ist es die größte Herausforderung, die Möglichkeiten überhaupt zu sehen, etwas zu verändern“, so Schott. Erst dann sei es möglich, zum Beispiel die Lieferkettennachverfolgung oder den Bereich E-Commerce in Richtung Nachhaltigkeit zu verändern.