Im beschaulichen Sulzbach im Taunus hat sich kürzlich eine Weltneuheit zugetragen: Das weltweit erste Internetradio nur für startuprelevante Themen ist gestartet. Dahinter steht Jörn „Joe“ Menninger, ehemaliger Startup-Scout, heute der Kopf des 24/7 Startupradios und Gründer des Podcasts „Startuprad.io“.
Mittlerweile arbeitet Jörn Menninger von zuhause aus. Das habe natürlich Vorteile, sagt er. Näher an der Familie dran, mittags Zeit zum Essen und für die Kinderbetreuung. Früher war er Startup Scout bei Deloitte, immer auf der Suche nach neuen interessanten Unternehmen. Da blieb wenig Zeit für Familie und Co. Nebenbei hat er gepodcastet. Zunächst auf Deutsch, dann auf Englisch.
Dieser Podcast ist heute Startuprad.io, das 2015 gegründet wurde. Zunächst nur nebenbei, heute in Vollzeit. „Auch wegen der Kinder“, sagt er. Der Podcast hat 2020 insgesamt über 4,7 Millionen Unternehmer:innen und Investor:innen auf der ganzen Welt erreicht. Eine Stärke des Formats: Der Podcast ist auf Englisch und kann somit von sehr vielen Menschen verstanden werden. Die neueste Ergänzung des Podcasts ist nun der Internet-Radiosender, den das Team in Zusammenarbeit mit verschiedenen internationalen Partnern wie Laptop Radio, Starting Y Podcast, Radio Free Enterprise und IBGR.Network realisiert.
„Einmalig in Deutschland“
„Was wir mit unserem Podcast machen, ist einmalig in Deutschland“, erklärt Menninger. Podcasting, das ist auch ein bisschen Leidenschaft für ihn. Die Idee hinter Startuprad.io: Mit Startupgründer:innen sprechen, aber so, dass es für Investor:innen, andere Gründer:innen und Dienstleisterfirmen interessant ist. Konfektionierter Content, der eben auch vor allem von ranghohen Entscheider:innen gehört wird. Was die erfahren wollen, das weiß Menninger von seiner Zeit als Startup-Scout aus erster Hand. „Es ist echt selten, dass du dir unseren Podcast als Hobby anhörst“, sagt Menninger selbst. Aber als B2B-Angebot komme er sehr gut an.
Laut der New Yorker Podcast-Analyse Plattform Chartable gehörte Startuprad.io im Jahr 2020 sogar zu den globalen Top 100 Science Podcasts und Top 150 Technology Podcasts. Es schwingt auch ein bisschen stolz mit, wenn Menninger von den Zahlen berichtet. Aber, das sei auch klar: „Unser Ziel sind mindestens die Top 100 Global“.
Startuprad.io versteht sich als ein Business-Medium, das auch mal lustig ist, in dem gequatscht und gelacht wird. Menninger fasst es so zusammen: „Wenn auf der einen Seite einer Skala Bibi’s Beauty Palace und auf der anderen Seite Bloomberg ist, dann versuchen wir eher bei Bloomberg mit ein bisschen Unterhaltung zu sein.“ Menninger ist mit seinem Podcast auf Streamingplattformen auf der ganzen Welt gelistet, unter anderem in Europa, den USA und sogar in der Volksrepublik China. Dort helfen ihm chinesischsprachige Freunde, die Podcast-Infos auf Chinesisch zu veröffentlichen.
Startuprad.io ist auch für neue Talente offen
Das Internetradio wird nun unter der Schirmherrschaft von Startuprad.io 24/7 gesendet. Dabei läuft der Content in sechs Stunden-Blöcken, deren Programm täglich wechselt. Jede ungerade Kalenderwoche laufen zweistündige Interviews mit Gründer:innen aus FrankfurtRheinMain. Im Moment wird noch gut 70% des Contents von Staruprad.io gestellt, aber das Ziel sei, bei 50% zu landen. „Es ist absolut langweilig, nur meine Stimme zu hören“, schmunzelt Menninger. Deswegen wird sich das Internetradio also auch neuen Talenten öffnen, Gründer:innen und Podcaster:innen zusammenbringen. Auch einen Alexa Skill gibt es inzwischen, um das Radio über den Smartspeaker zu hören.
Der Inhalt soll sich dabei aber gar nicht so stark verändern. Seit seiner Gründung sei dieser nämlich viel fokussierter geworden, erklärt Menninger. B2B, Tech-Fokus, Deutschlandbezug, gut 30% RheinMain. Und dabei immer mitgedacht, was interessierte Firmen und Investor:innen hören müssen, damit sie für sich in dem vorgestellten Startup oder Projekt einen Mehrwert sehen. Das sind die Zutaten von Startuprad.io.
„Ein Podcast ist einfach und überall konsumierbar“
So viel und mit scheinbarer Leichtigkeit zu produzieren, das war lange nicht selbstverständlich für Menninger. Seit Anfang des Jahres arbeitet er Vollzeit an dem Projekt, vorher als Nebenjob. Audio- und Video-Editing zu lernen sei ein schmerzhafter Prozess gewesen, erzählt er. So sei es damals oft vorgekommen, dass er abends noch Posts verfassen und Podcasts schneiden musste und keine Zeit mit seiner Familie verbringen konnte. Sogar unbezahlten Urlaub musste er nehmen und die Mittagspausen so legen, dass er aufnehmen konnte. Jetzt, in Vollzeit für Startuprad.io, sei das natürlich anders.
Mittlerweile sei es auch kein Problem mehr, den Content zu finden, denn Startups, PR Agenturen und Investoren gehen selbst auf Startuprad.io zu. Ein Problem sei vielmehr die Auswahl. Am Morgen vor diesem Gespräch hätten allein schon zwei Startups nach einem Interview gefragt. Und warum Podcast? Das ergebe am meisten Sinn, so Menninger. Ein Podcast auf dem Smartphone sei einfach und überall konsumierbar und gut wiederverwertbar. Der FRM-Bezug ist übrigens auch ein persönliches Anliegen von Menninger: „Ich habe hier viele Freunde, die sehr sehr gut und sehr sehr hart arbeiten, aber das wird kaum wahrgenommen, weil immer noch Großteil der internationalen Berichte über Startups aus Berlin geht.“