Erster Hessen Startup Monitor – die Szene trotzt der Corona-Krise

Premiere für den Hessen Startup Monitor: Bisher gab es ihn in einer bundesweiten Studie und für einzelne Länder wie NRW und Berlin, jetzt erscheint er auch für das Land Hessen. 161 Startups hat der Bundesverband Deutsche Startups e.V. zum Befinden des Ökosystems im Auftrag von Hessen Trade&Invest (HTAI) befragt. Vorab schonmal: Die Startup-Szene in Hessen bleibt trotz der Corona-Krise im vergangenen Jahr dynamisch. Und die Branchen-Cluster in Darmstadt und Frankfurt sowie die vielen Hochschulen befördern das Wachstum der Startup-Szene. Einen Rat geben die Macher:innen der Region auch mit auf den Weg: Sie muss ihre Erfolgsstorys noch stärker kommunizieren. Hier sind die Ergebnisse.

„Hessen schafft es, seine Stärken zu nutzen“, resümiert Franziska Teubert. Sie ist aus Berlin zugeschaltet, dort fungiert sie als Geschäftsführerin beim Bundesverband Deutsche Startups e.V. Es sei immer wieder spannend, die regionalen Unterschiede zu sehen, sagt sie. Der Verband gibt seit 2013 jedes Jahr den bundesweiten Startup Monitor heraus. Die größte Startup-Befragung Deutschlands gibt es seit einigen Jahren auch in Landes-Editionen, zum Beispiel für Berlin und NRW. Jetzt wurde sie auch das erste Mal für Hessen durchgeführt. Und Hessen, stellt Teubert fest, hat vor allem zwei Startup-Leuchttürme: Frankfurt und Darmstadt.

Startup-Gründungen vor allem in Frankfurt und Darmstadt

Das kommt wenig überraschend, erregen Frankfurt mit seiner FinTech-Szene und Darmstadt vor allem mit der TU-Darmstadt und dem IT-Sektor doch immer wieder Aufmerksamkeit. Die Erfolgsstorys von Wingcopter aus Darmstadt und Clark aus Frankfurt stehen beispielhaft für die beiden Städte.

So wurden 2020 auch in Frankfurt und Darmstadt die meisten Startups gegründet. In Hessen waren es insgesamt 169 Neugründungen, damit liegt das Land im bundesweiten Vergleich in Bezug auf die Einwohnerzahl auf Platz 6. Davon wurden in Frankfurt 70 und in Darmstadt 22 Startups gegründet. Gießen, Marburg und Kassel als Universitätsstandorte könnten dort noch aufholen, so der Report. Insgesamt ist die Zahl der Neugründungen durch die Corona-Krise leicht zurückgegangen. So waren es im dritten Quartal 2019 beispielsweise 52 Neugründungen, während die Zahl im dritten Quartal 2020 bei 45 lag.

Starke Business Angel-Landschaft in Hessen

Der Hessen Startup Monitor sei dabei natürlich nur eine „Momentaufnahme“, sagt Teubert. Aber mit dem Blick auf andere Regionen könne man durchaus sagen, dass Hessen eine starke Business Angel Landschaft aufgebaut hat. In diesem Bereich habe das Land anderen Regionen sogar etwas voraus. 2020 haben 5,4 Prozent aller Finanzierungsrunden in Deutschland in Hessen stattgefunden, bezogen auf die Einwohner ist das Platz 5. Dabei waren gut an drei Vierteln (73,6 Prozent) der Finanzierungsrunden Business Angels beteiligt. Auch hier wieder mit starkem Fokus in Darmstadt und Frankfurt.

Die nächste große Stärke der Region, so Teubert: Die große Menge an IT-Studierenden. Die Unistädte Frankfurt, Darmstadt, Kassel, Marburg und Gießen sorgen für eine überdurchschnittliche Menge an Studierenden im IT-Bereich: In Hessen gibt es 379 Informatik-Studierende pro 100.000 Einwohner:innen. Insgesamt gibt es mehr als 250.000 Studierende in Hessen, zehn Prozent davon im Bereich Informatik. „Dass so viele junge Fachkräfte in der Region ausgebildet werden, ist eine gute Voraussetzung für das Wachstum von Startups“, sagt Teubert. Ob die jungen Spezialist:innen dann allerdings in der Region bleiben, misst der Startup Monitor nicht. Würden diese aber erst einmal die Vorzüge der Region zu spüren bekommen, sei es wahrscheinlicher, dass sie auch bleiben.

Zugang zu Venture Capital bleibt Problem

Dennoch, die Region hat auch mit Problemen zu bekämpfen. Die befragten Startups bewerten zum Beispiel zwar das Gründer:innen Netzwerk und die Nähe zu Universitäten mehrheitlich als positiv, dennoch unter dem Bundesdurchschnitt. Insgesamt wird das Ökosystem von 46,6 Prozent der Befragten als positiv bewertet. Im bundesweiten Durchschnitt sind es 61,4%. In Darmstadt bewerten übrigens 63,6 Prozent das Ökosystem als positiv, in Frankfurt 51%.

Ein Problem ist vor allem der Zugang zu Venture Capital. 40 Prozent der Startups wünschen sich dieses, nur 11% bekommen es auch. „Eine Riesenlücke“, so Teubert. Trotz der vielen Business Angels und der guten Bedingungen für frühphasige Startups, falle es vielen schwer, im zweiten und dritten Schritt Finanzierungen zu bekommen. Die Gründe hierfür seien vielfältig: Viel Kapital wandert auch aus dem Ökosystem heraus in die großen Startup-Zentren in Berlin oder München. Außerdem, so Teubert, werde Frankfurt vor allem als FinTech-Standort wahrgenommen. Dort klappe es dann auch mit den Finanzierungen, aber darüber hinaus ist die Strahlkraft der Region begrenzt. Zu unrecht, findet Teubert.

Denn es gebe sie, die Erfolgsstorys. „Die Hessen machen einfach“, schmunzelt sie, „aber man muss auch darüber berichten. Da sind die Medien genauso gefragt wie staatliche Stellen, Startups eine Bühne zu bieten. Die Region muss sich noch mehr nach vorne trauen“. In Berlin würde zum Beispiel auch aufgrund des hohen Konkurrenzdrucks viel mehr über Startups berichtet. Und das trägt zu einer positiveren Wahrnehmung der Region bei, auch bei Investor:innen. Neben einer erhöhten Sichtbarkeit sei es auch wichtig, das Netzwerk noch weiter auszubauen. Innerhalb von Hessen liefe das zwar schon ganz gut, aber auch zu VCs in Deutschland und der Welt müsse weiter Kontakt aufgebaut werden.

Zahl der Serial Entrepeneurs wächst

Nicht ganz offensichtlich, dennoch ein wichtiger Punkt: Mit der fortschreitenden Entwicklung der Startup-Szene in Hessen nimmt auch die Erstgründer:innenquote ab – denn die Zahl der Serial Entrepeneurs steigt zunehmend. Und damit auch das KnowHow der Szene. So ist schon heute mehr als die Hälfte der Gründer:innen in Frankfurt (51,7 %) Serientäter und bringt seine Erfahrungen aus vorherigen Unternehmungen ins neue Startup.

Hessen Startup Monitor im Auftrag von HTAI

Die Kooperation zwischen dem Bundesverband Deutsche Startups und HTAI ist aus der Startup-Initiative Hessen erwachsen, die im Auftrag des Hessischen Wirtschaftsministeriums bei der HTAI seit 2018 umgesetzt wird. Die Ergebnisse der Studie fließen auch in die Weiterentwicklung der Initiative ein. „Hessen bietet Innovation, Gründer- und Gründerinnengeist und beste Voraussetzungen für erfolgreiche Start-ups. Das spiegeln auch die Ergebnisse des Startup Monitors wider. Auf dieser Grundlage wollen wir aufbauen und der Szene weiteren Anschub geben,” erklärt Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir.

Für noch mehr Infos

Hier geht’s zum Hessen Startup Monitor. Bei weiteren Fragen wendet euch an Alex Grau vom Starthub Hessen: alexander.grau@htai.de

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