perXoom im Interview – „Wir müssen uns gegenseitig mehr helfen“
Co-Founder Wojciech Konieczny von perXoom.

Gut ein Jahr schon gibt es perXoom, aber heute ist es gefragter als je zuvor. Der Grund: perXoom aus der Nähe von Gießen bietet kostenlose und zugeschnittene Weiterbildung in der digitalen Arbeitswelt an. Klar, dass gerade zurzeit durch Corona dafür viel Bedarf vorhanden ist. Co-Founder Wojciech Konieczny hat uns erzählt, wie es dem jungen Unternehmen seit seinem Beginn beim Start-Up Weekend Mittelhessen im vergangenen Jahr ergangen ist und warum es beim Erfolg auch auf den Buchstaben T ankommt.

Das Startup Weekend Mittelhessen bezeichnet Konieczny gewissermaßen als den Auftakt, denn damals seien nur er, sein Co-Founder Nikolay Stoyanov und drei Studenten im Team gewesen. Heute sind sind sie zu siebt. „Das war unheimlich wertvoll für uns: Das Feedback von echten Expert:innen, die Arbeit an der Idee, aber vor allem auch das extrem wichtige Netzwerken“, so Konieczny. An dem Wochenende im Mai 2019 war auch Patrick Losert anwesend – der heutige CTO von perXoom war damals Mentor bei der Veranstaltung.

„Wir haben uns nur eine Viertelstunde unterhalten, aber da hat Patrick schon super wertvollen Input geliefert“, schmunzelt Konieczny im Nachhinein. Ein Beispiel: Das kleine Team habe sich Gedanken darum gemacht, wie viel die Entwicklung der Website koste. Mehrere zehntausend Euro seien veranschlagt gewesen, sehr viel für das junge Unternehmen. Losert habe mit seinen Tipps für das günstige WordPress und verschiedene Plug-Ins genau da geholfen, wo es die Gründer brauchten. Heute ist er sogar Teil des Kernteams geworden. Und auch sonst sind die Gründer „heute noch mit vielen von damals befreundet, wir helfen uns gegenseitig und nutzen Synergieeffekte“.

Von München nach Hessen

Eigentlich ist perXoom eine Ausgründung der ibo Gruppe, einem Beratungs- und Weiterbidungsunternehmen. Ibo ist Gesellschafter, genauso Konieczny und Stoyanov. Trotzdem behalten die beiden Gründer die Zügel fest in der Hand, denn Unabhängigkeit ist bei einer Plattform das A und O, betont Konieczny. Beide haben von ibo die Chance bekommen, das Geschäftsmodell von perXoom zu entwickeln und beim Startup Weekend Mittelhessen nachzuschärfen. Konieczny selber hat  an der TU München Wirtschaftsingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Entrepreneurship studiert und schon neben dem Studium in Startups gearbeitet. Für die Promotion zum Thema Geschäftsinnovation ging er an die Justus-Liebig-Universität Gießen, dort kam der Kontakt zur ibo Akademie zustande.

perXoom hat 30 verschiedene Themen im Angebot

Auf der Plattform von perXoom können Nutzer:innen nach einem kurzen Selbsteinschätzungstest zur Orientierung Weiterbildungsangebote in verschiedenen Bereichen der digitalen Arbeitswelt bekommen. Das können zum Beispiel SEO-Themen oder die Arbeit mit Scrum, einem Framework für Agiles Projektmanagement sein. Insgesamt 30 verschiedene Themen stehen so auf dem Plan für Basiswissen. „Wir bieten kostenfreie, Grundlagenbildung in den relevanten Themen der Digitalisierung an.“, erzählt Konieczny. „Wenn du als junge:r Absolvent:in in ein Unternehmen kommst und zum Beispiel schon Grundlagenwissen zu Scrum hast, ist das ein Riesenvorteil. An Unis können diese Themen der Digitalisierung nicht studiengangsübergreifend gelehrt werden.“

Im Kopf habe perXoom dabei die sogenannte T-shaped-skills: Der lange Strich des Buchstaben bildet die Spezialisierung ab, der Querstrich das breit gefächerte Grundlagenwissen – und genau hier setzt perXoom mit seinen Bildungsangeboten an. Dabei ist perXoom auch ein unfreiwilliger Profiteur von Corona, schließlich sind genau solche Angebote zurzeit gefragt. „Gerade aktuell merken die Leute, dass Wissen zur Digitalisierung notwendig und relevant ist. Wir merken, dass das Bewusstsein für Digitalisierungsthemen jetzt ein ganz anderes ist. “, so Konieczny.

Bei perXoom geht es um breit gefächerte Basics

Zielgruppe sind Unternehmen und Absolventen:innen. Dafür haben die Gründer in zweieinhalb Monaten den Content zusammengesucht und kuratiert. „Es geht am Anfang nicht um Expertenwissen, sondern wir wollen die Basics vermitteln und unseren Nutzer:innen zeigen, wo die Reise hingehen kann“, so Konieczny weiter. So bietet perXoom eine kurze Zusammenfassung dazu an, wie Kommunikationstools wie zum Beispiel Zoom funktionieren.

Und sei damit auch für Unternehmen interessant: „Wir zielen vor allem auf den Mittelstand. In diesem Bereich gibt es viele, die sich eine gezielte Personalentwicklung nicht leisten können, bei der ein oder zwei Workshoptage schnell mal mehrere tausend Euro kosten. Und da gibt es Unternehmen, die haben in Jahrzehnten Firmengeschichten noch kein Videomeeting gehalten. Bei uns verstehen sie in fünf Minuten, wie das Ganze funktioniert. Und das komplett for free.“

Viele wüssten gar nicht, dass so viel Wissen frei im Netz verfügbar ist, wie zum Beispiel Programmierkurse des MIT (Massachusetts Insitute of Technology). PerXoom finanziert sich dabei zum einen natürlich über die Nutzungsdaten und bald auch personalisierte Werbung. Zum anderen aber auch über die Vermittlung kostenpflichtiger E-Learnings und Seminare für den Aufbau von Expertenwissen und spezielle inhaltliche Wünsche der Unternehmen. Diese würden durch die Inhalte der Plattform angesprochen und dann für zusätzlichen Inhalt, von dem letztlich alle Nutzer:innen profitieren, Geld in die Hand nehmen.

In diesem Zusammenhang steht auch das nächste Vorhaben von perXoom: Über die Plattfform www.getyouragile.coach sollen Expert:innen zu agilen Themen stündlich buchbar sein, je nach Budget, Ziel und Interesse. Die Idee sei in der Corona Zeit entstanden, wo ein Coaching und Seminar vor Ort nicht mehr möglich war. Auch hier fangen die Gründer bei Expert:innen an, die sie persönlich oder aus ihrem Netzwerk kennen.

Menschen als Gemeinschaft wahrnehmen

Generell, das unterstreicht Konieczny, sei der Gedanke des Netzwerkens ganz zentral für perXoom. „Wir sollten uns Menschen als Gemeinschaft wahrnehmen und diese effektiv nutzen, um uns gegenseitig unterstützen“, erklärt Konieczny. So habe es ihnen auch mehr geholfen, offen mit ihrer Idee umzugehen, als damit hinterm Berg zu halten, denn „nur so bekommst du wertvolles Feedback“. Was sich Konieczny daher wünscht: Noch viel mehr Netzwerken und Sich-Gegenseitig-Helfen. Die Hilfe bei den ersten Schritten einer Idee sei vor allem für junge Menschen extrem wichtig. Mitte Juni sei perXoom so beispielsweise bei einer Vorlesung in Gießen dabei, um junge Menschen bei der Entwicklung ihrer Idee zu einem Business zu unterstützen.

Und, auch das ist Konieczny wichtig, ihnen die Angst vorm Versagen zu nehmen: „Hier hast du gleich versagt, wenn deine Idee nicht aufgegangen ist. Im Silicon Valley aber sagt man, dass du keinen Erfolg haben kannst, wenn du nicht auch mal danebenlagst. Zum Lernen gehört auch einfach das Fehlermachen und daraus lernen dazu. Dieses Verständnis brauchen wir hier in unserer Community.“

Das nächste Startup Weekend Mittelhessen findet am 6-8 November 2020 statt. Mehr Infos hier.

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