A Woman Who Inspires: Almaz Andezion
Gründerin Almaz Andezion (Foto: Ivory Cosmetics)

Im ersten Teil unserer Serie “A Woman Who Inspires” haben wir euch Luisa El Bouyahyani von LuBu vorgestellt. Gemeinsam mit Women Who Inspire Rhein Main haben wir nun eine weitere Powerfrau interviewt: Almaz Andezion, Gründerin von Ivory Cosmetics.

Bitte stelle dich kurz vor: Wer bist? Wie bist du zu dem gekommen, was du heute machst? Und mit welchen Projekten beschäftigst du dich momentan?

Mein Name ist Almaz Andezion. Ich komme ursprünglich aus Eritrea und habe Ende 2017 die Firma Ivory-Cosmetics gegründet. Ich weiß aus eigener Erfahrung, welchen Einfluss unsere Haut auf unser allgemeines Selbstbewusstsein haben kann. Sind wir unzufrieden und unsicher aufgrund unserer schlechten Haut, so tragen wir diese Unsicherheit auch oft nach außen. Mit Ivory Cosmetics möchte ich etwas dafür tun, eine Welt zu schaffen, in der sich Frauen stets stark und selbstbewusst fühlen. Die tägliche Hautpflege ist dabei der erste Schritt.

Unter dem Motto „Mehr Natur, weniger Chemie“, habe ich mir zum Ziel gemacht, hochwertige Kosmetik „Made in Germany“ für all diejenigen zugänglich zu machen, die ihrer Haut wirklich etwas Gutes tun wollen. Ich befasse mich mit Kosmetik bereits seit meinem 14. Lebensjahr. Damals litt ich sehr unter Akne und probierte alles aus, was mir von Freunden und Familie empfohlen wurde. Nichts hat wirklich geholfen. Deshalb war mein Wunsch groß, eine eigene Beauty-Marke auf den Markt zu bringen und Produkte zu entwickeln, die gut zur Haut sind und wirken.  

Meine Idee dazu wurde Anfang 2017 konkreter. Damals war ich noch als globale Produktmanagerin tätig und mit einem wundervollen Team für den weltweiten Erfolg von drei Produktgruppen verantwortlich. Trotz meines Status als Führungskraft und weltweiter Verantwortung, hatte ich nur begrenzte Möglichkeiten, wirklich etwas zu bewegen. Nach langem Überlegen habe ich mich dazu entschieden meinen eigenen Weg zu gehen.

Im Juni 2018 habe ich schließlich meine ersten fünf eigenen Produkte gelauncht. Bereits im September wurden die Produkte dann von Hautschutzengel in der Kategorie Inhaltsstoffe und Wirkung als besonders empfehlenswert ausgezeichnet – ein erster größerer Erfolg.

Momentan fokussiere ich mich darauf, Ivory-Cosmetics als internationale Marke zu etablieren und treibe die Entwicklung und Markteinführung neuer Pflegeprodukte voran. Das Erweitern meines Netzwerkes und meine Tätigkeit als Speakerin machen mir auch sehr viel Freude. So kann ich meine eigenen Erfahrungen als Gründerin und Führungskraft weitergeben.

Welche Hilfsmittel, Erfahrungen oder Begegnungen haben dich bei deiner Entwicklung maßgeblich beeinflusst haben?

Die Tätigkeit als Produktmanagerin hat mir sicherlich geholfen, einige Fehler in der Gründungsphase zu vermeiden. Ich war quasi die „kleine Unternehmerin im Unternehmen“ und beispielsweise für Business Cases, Markteintrittsstrategien, Preiskalkulationen oder Verhandlungen mit Lieferanten zuständig. Wichtige Erfahrungen also, auf die ich als Gründerin zurückgreifen konnte.  

Außerdem inspirieren mich jeden Tag die Wünsche und Ideen von Kunden, die in ein Produkt einfließen. Es ist sehr sinnvoll, echte Probleme zu lösen. Ich liebe die Freiheit, meine Kreativität durch meine Produkte auszudrücken. Das Identifizieren neuer Zutaten und das Erstellen von Proben sind ein sehr aufregender Prozess. Zu wissen, dass meine Kreativität zur Einführung eines neuen Produkts geführt hat, erfüllt mich mit Stolz.

Wer sind deine wichtigsten Vorbilder, wer hat dich inspiriert? Zu welchen Frauen schaust du auf, wen bewunderst du?

Es gibt zahlreiche Frauen die mich inspiriert haben, die ich auch als Vorbilder bezeichnen würde. Vorbilder sind für mich Menschen, die im wahrsten Sinne über sich hinauswachsen, wenn sie sich nicht auf ein Thema oder eine Kategorie reduzieren lassen, sondern weit blicken und mehrere Perspektiven einnehmen können.

Hast du dich jemals diskriminiert oder benachteiligt gefühlt, weil du eine Frau bist?

Ich komme ursprünglich aus Eritrea, bin weder blond noch weiß – und bin auch noch eine Frau. Ich vereine somit zwei Diskriminierungsfaktoren. Jeder Mensch hat Klischees im Kopf, daher liegt es sicher in der Natur des Gesetzes, dass man Diskriminierung im Alltag erfährt, wenn man nicht in ein bestimmtes Raster passt.

Tatsächlich gibt es viele Frauen in der Startup-Szene, aber es ist immer noch sehr schwierig, zu gründen und zu wachsen. Ein Teil der Startup-Kultur ist stark auf junge Männer zugeschnitten, nicht auf Frauen. Nach wie vor sind es Frauen, die Familie und Beruf unter einen Hut bringen müssen. Eine Vollzeit-Gründung ist für viele Frauen durch die Doppelbelastung nicht möglich. Auch die Kapitalbeschaffung stellt Frauen häufig vor besonders große Herausforderungen. Daher wünsche ich mir eine gezielte Wirtschaftsförderung, um die Ungleichbehandlung auszugleichen.

Aber: Gerade in den letzten Jahren beobachte ich einen Wandel. Frauen gründen inzwischen mutiger und entschlossener, stellen sich allen damit verbundenen Herausforderungen und sind bereit, mehr Risiko einzugehen. Zusätzliche Angebote, Vereine und die spezifische Förderung von Gründerinnen, z.B. durch Frauennetzwerke, helfen, weiblichen Gründerinnen den Rücken zu stärken und Diskriminierung entgegenzuwirken.

Was muss geschehen, damit die Benachteiligung von Frauen endlich kein Thema mehr ist?

Mit dem Thema Gleichberechtigung trifft man natürlich den Nerv der Zeit. Es ist nicht leicht, einzugestehen, dass das, was man in seinem Leben erreicht hat, nicht nur die Folge eigener Entscheidungen, Anstrengungen und Leistungen war, sondern vielleicht auch auf der Benachteiligung anderer beruht. Es ist wichtig, Gruppen, die von Diskriminierungen wenig betroffen sind, zu sensibilisieren. Chancengleichheit bedeutet keinen Verlust für eine Gruppe, sondern ist ein Gewinn für alle.

Als Gründerin und leidenschaftliche Netzwerkerin fällt mir in Gesprächen oft auf, dass wir Frauen unsere eigenen Fähigkeiten leider massiv unterschätzen. Die Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdeinschätzung ist bei uns Frauen sehr viel größer als bei Männern. Wenn wir Frauen uns gegenseitig stärken, aufbauen und zusammenarbeiten, können wir uns besser positionieren und so Benachteiligung entgegenwirken.  

Welche Ratschläge würdest du anderen Frauen, die wachsen und Innovationen vorantreiben wollen, geben?

Glaub’ an dich und deine Fähigkeiten!

Hab Mut zu Risiko und sei entscheidungsfreudig!

Lass dich nicht von Nein-Sagern aufhalten!

Umgib dich mit Menschen, die dich fordern und fördern!

Netzwerke und teile dein Wissen mit anderen!

Höre nie auf zu lernen!

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