Gründer Peter Hart: Dr. Severin ist jetzt Trendscout
Foto: Ricarda Piotrowski

Im Sommer 2015, als Startups und Gründer noch keine Mainstream-Themen waren, pitchte Peter Hart, der Macher von Dr. Severin, bereits in der Höhle der Löwen. Damals sorgte der Frankfurter Unternehmer mit einem Intim-Aftershave bundesweit für Aufsehen. Heute macht Dr. Severin immer noch Kosmetik, doch Hart und sein Team verstehen sich zunehmend als Berater für andere Firmen. Ihr Spezialgebiet: Trendscouting.

Vor dreieinhalb Jahren galten Jungunternehmer wie Peter Hart noch als vergleichsweise seltene Spezies – vor allem dann, wenn sie nicht aus Berlin kamen. Und auch das Produkt, mit dem Hart damals vor die Jury der VOX-Sendung Die Höhle der Löwen trat – ein Aftershave für den Intimbereich – sorgte dafür, dass dem heute 28-Jährigen die Aufmerksamkeit der Medien sicher war.

Gegenüber der FAZ gab Hart im letzten Jahr zu Protokoll, dass er über den Amazon-Shop von Dr. Severin alleine am Tag der Ausstrahlung seines Auftritts 200.000 Euro umsetzte. Seitdem ging es weiter bergauf: Das Produktportfolio wurde bis heute auf mehrere Marken und über 40 Artikel ausgebaut, der Umsatz lag im vergangenen Jahr bei 2,6 Millionen Euro. Was bisher allerdings kaum jemand wusste: Der Großteil des Amazon-Markengeschäfts ist laut Hart inzwischen mit einer “größeren Firma gemerged”.

‘Kurkuma’ unbedingt mit ‘K’ schreiben

Zwar agiert der Gründer auch in der neuen Konstellation weiterhin als Geschäftsführer, allerdings fokussieren er und sein Team sich unter dem neuen Dach Swarm Market Research AI zunehmend auf die Beratung. “Seit Beginn arbeiten wir bei der Produktfindung datengetrieben. Wir haben irgendwann erkannt, dass unsere Stärke darin liegt, das richtige Produkt zur richtigen Zeit zu entwickeln. Inzwischen bieten wir unsere Trenderkennung als Dienstleistung an”, erklärt Hart. Doch was genau hat es damit auf sich?

“Leute müssen innerhalb einer Millisekunde von einem Regalprodukt getriggert werden”, erklärt Hart. Dabei geht es neben Produktdesign oder dem richtigen Preis beispielsweise auch um die Wiedererkennung bestimmter Wörter. So habe die KI-basierte Trendsoftware Suchanfragen ausgewertet und erkannt, dass der Großteil der Deutschen nach ‘Kurkuma’ statt ‘Curcuma’ sucht. Zwar sei ‘Curcuma’ nicht falsch, allerdings würde der Konsument die entscheidende Produktinfomation im Laden nicht als solche wahrnehmen.

Fast jede dritte Drogerie-Marke als Kunde

Der Mehrwert von Swarm liegt in einer extrem tiefen Kenntnis des Endverbrauchers, von der der stationäre Handel profitiert. Und dieser scheint auf einen entsprechenden Dienstleister gewartet zu haben, werden doch bereits heute der Drogerie-Riese Rossmann oder auch Mäurer & Wirtz mit bekannten Düften wie Betty Barclay oder TABAC von Swarm betreut. Nehme man alle Kunden zusammen, so Hart, mache dies etwa 30 Prozent aller Marken in deutschen Drogerien aus.  

Nicht ausgeschlossen, dass Hart mit seinem neuen Geschäftszweig, der im Übrigen auch den Bereich Amazon-Management beinhaltet, eines der etabliertesten Handelssegmente in der Bundesrepublik nachhaltig prägen wird. Und Hart wäre nicht er selbst, würde er nicht schon einen Schritt weiterdenken. So plant er bereits, neben dem FMCG-Segment unter anderem Medienunternehmen mit seinen Trend-Daten zu versorgen, um so beispielsweise Content-Formate noch näher am Publikum auszurichten.

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