“Stiefelwunder – der Name ist nicht zufällig gewählt.” – Michaela Krcho über ihr Frankfurter Startup

Eine Powerfrau, die sich einem Herzensthema widmet. Was kommt da raus? Ein Stiefelwunder, so wissen Kenner der Gründerszene des Rhein-Main-Gebiets. Gründerin Michaela Krcho im Interview mit Rhein-Main Startups.

RMS: Bitte stelle Dich uns kurz vor. Wer bist Du und was machst Du?

Michaela Krcho: Ich bin Michaela Krcho, Gründerin von Stiefelwunder, einem Online-Shop für Stiefel mit dem entscheidenden Plus an Auswahl: Bei mir gibt es nämlich die schönsten Modelle und Styles in Formen, die auch wirklich passen. Die meisten Frauen kennen das Problem: Ignoriert von der Schuhindustrie finden 40 bis 50 Prozent aller Frauen weltweit keine schönen Stiefel, die passen. In den meisten Geschäften bekommt man Stiefel aus Produktionsgründen nur in einer
einheitlichen Standardweite oder maximal ein paar Modelle mit sogenanntem Weitschaft das dann aber auch nur in einer zusätzlichen Weite. Massenproduktion eben, die an der Realität und am Markt klar vorbei geht.

Frauenbeine sind wunderschön, aber bestimmt nicht Standard. Sie kommen in den unterschiedlichsten Formen und Stärken. Herkömmliches Shoppen kann da schrecklich frustrierend sein. Bei Stiefelwunder schaffen wir Abhilfe: unsere Modelle gibt es in 25 individuellen Schaftweiten – da ist für jedes Bein das Richtige dabei.

RMS: Wie kam es zur Gründung von Stiefelwunder?

Michaela Krcho: Durch Marktbeobachtung und Leidenschaft. Eigentlich komme ich aus der Medien- und Marketingbranche mit starken Wurzeln im Vertrieb. Nach über 15 Jahren war es aber an der Zeit, einen neuen Schritt zu wagen. Die Entscheidung für e-Commerce als Basis für mein Unternehmen war aufgrund meines Hintergrunds und natürlich der Wachstumsprognosen für diesen Sektor naheliegend. Dass es Stiefel wurden, ist großteils meiner Passion für gute Schuhe geschuldet. Natürlich habe ich auch hier sorgfältige Analysen betrieben, ob auf meiner Idee, einen spezialisierten Shop mit starkem Service-Charakter, aufzubauen ist.

Hilfreich waren die Erfahrungen, die ich vom britischen Online-Shop DUO-Boots mitnehmen konnte – ich hatte zunächst angedacht, deren Modell nach Deutschland zu holen, aber DUO-Boots war zu dem Zeitpunkt mit seiner Expansion schon weiter und hatte hier schon eine Präsenz. Also entschied ich mich für meinen eigenen Shop in einem Segment, dessen Marktpotential definitiv vorhanden, aber noch lange nicht erschlossen ist.

RMS: Welche Vorzüge bietet Euer Shop den Kundinnen gegenüber anderen Online-Stores?

Michaela Krcho: Stiefelwunder – der Name ist nicht zufällig gewählt. Unser Produkt- und Größenangebot ist einzigartig. Wir verkaufen Weitschaftstiefel, aber auch Stiefel mit schmalen Schaft und ausgewählte Designer-Stiefel mit Standardschaft. Solche Stiefel findet man nicht woanders. Frauen lieben Labels, also haben wir attraktive Markenstiefel im Sortiment.

Neben dem konkurrenzlosen Angebot an verschiedenen Passformen, die meinen Kundinnen viel Frustration bei der Stiefelsuche erspart, ist aber das Thema Stil und Qualität das A und O meines Shops. Alle Stiefel sind ausschließlich in Europa designed und produziert. Ich habe mich selbst von den Qualitätsstandards überzeugt, indem ich bei der Auswahl der Zulieferer persönlich durch Europa getourt bin, um Hersteller zu finden, denen ich vertraue und die den Standard liefern können, den ich für meine Kundinnen und Kunden haben möchte. Bis hin zu 100 Prozent handgefertigten Modellen oder sogar Sonderanfertigungen.

Und schließlich ist der Einkauf bei mir kinderleicht: einfach die persönliche Kombination aus Schuhgröße und Schaftweite aussuchen und dann das Lieblingsmodell wählen. Wer Fragen hat, für den sind wir persönlich erreichbar und beraten oder nehmen Sonderwünsche, zum Beispiel hinsichtlich der Schuhfarbe an. Geht nicht, gibt es bei uns nicht. Wenn es sein muss, lassen wir einzelne Modelle einfach in der gewünschten Form oder Farbe produzieren. Schön und passend, gemäß unserem Motto – Design trifft Bein.


RMS: Wie hast Du die Finanzierung von Stiefelwunder gestemmt?

Michaela Krcho: Stiefelwunder wurde aus Eigenmitteln anschubfinanziert und ist hervorragend angelaufen. Die engen Kundenbindungen, die ich aufbauen konnte und die positiven Rückmeldungen sowie die geringe Retour-Rate zeigen mir, dass ich mit meinem Konzept richtig liege. Als Nischen-Anbieter stellt sich aber natürlich die Frage nach einer künftigen Wachstumsstrategie. Momentan bin ich daher auf der Suche nach einem Co-Investor oder Partner, der mir hilft, Stiefelwunder auf das nächste Level zu heben: entweder indem wir einen größeren Teil des Marktpotenzials ausschöpfen und somit wachsen, oder indem wir das
Produkt-Portfolio sinnvoll erweitern. Ich bin da sehr offen für Gespräche und Ideen…

RMS: Was waren die größten Stolpersteine, die Du bisher bei der Gründung und dem Aufbau
von Stiefelwunder überwinden musstest?

Michaela Krcho: Von Stolpersteinen möchte ich gar nicht sprechen, eher von Herausforderungen. Der Anfang ist natürlich zäh. Das Wichtigste war es, die Hersteller für meine Sonderwünsche zu gewinnen. Schuhmanufakturen ticken anders und die Produktion individueller Schaftweiten ist zu aufwendig und zu teuer. Die ‚Neins‘ und ‚geht nicht‘ kann ich gar nicht mehr zählen. Dazu kommen die persönlichen – und sicherlich auch verständlichen – Eitelkeiten der Designer hinsichtlich ihrer Modelle. Nicht jeder findet den Gedanken auf Anhieb ansprechend, den in den Augen des Designers bereits formvollendeten Stiefel
mit einer anderen Schaftweite zu produzieren. Da verlangt es Fingerspitzengefühl und Überzeugungskraft.

Eine weitere Herausforderung ist sicherlich das Funding, auch wenn ich einen guten Sockel hatte. Ohne Kapital geht gar nichts. Es ist auch unabdingbar, sich ein gutes Netzwerk aufzubauen, sich weiterzubilden. Ich konnte mein langjähriges Netzwerk nutzen und habe so vor einem Jahr mit Stiefelwunder beim Founder Institute in Berlin graduiert. Das Institute ist zwar eher technologielastig, soll aber uns den Zugang in die USA ebnen – denn der Amerikanische Markt ist ganz klar ein großes Ziel an meinem Horizont. Einige Mentoren stehen mir begleitend zur Seite und das, obwohl sie selbst nicht im e-Commerce-Bereich unterwegs sind. Das große Bild sehe ich ganz klar, aber Stiefelwunder braucht jemanden, der uns auf die nächste Stufe hilft.

RMS: Was machst Du, um den Bekanntheitsgrad von Stiefelwunder weiter auszubauen?

Michaela Krcho: Anfangs habe ich mich um die operativen Seiten meines Business gekümmert und bin gleich in medias res gegangen: Erst einmal mussten Shop und Operation aufgesetzt werden. Pakete mussten verpackt und Retouren abgewickelt werden. Vorrangig ging es um den Proof-of-Concept und der Umsatz wurde mit SEM und SEO angekurbelt. Inzwischen habe ich mir eine sehr rege Präsenz im Social Web aufgebaut, die ich künftig noch intensiver nutzen möchte. Vereinzelt habe ich auch ganz klassisch PR in Zeitschriften und auf Blogs wie LesMads und Modeopfer110 und Frau gemacht, aber nicht in großem Stil. Das soll jetzt, wo ich eben auch Partner suche, anders werden. Die Frankfurter Agentur Oseon unterstützt mich derzeit mit der Entwicklung eines Konzept für crossmediale PR, mit deutlichem Schwerpunkt auf Social Media und die Blogosphäre. Ziel ist natürlich die Steigerung der Bekanntheit und des Wiedererkennungseffekts.

Gute Erfahrungen habe ich auch mit Kooperationen mit Celebrities gemacht. Selbst wenn die ein oder andere prominente Kundin aufgrund bestehender Werbeverträge nicht öffentlich für mich werben darf, so sind Weiterempfehlungen in der Szene doch Gold wert. Eine meiner treuesten Kundinnen, eine bekannten Größe im Fernsehen, unterstützt Stiefelwunder dennoch durch Ihre Käufe – teils Sonderanfertigungen hinsichtlich bestimmter Farbwünsche – und persönlichen Empfehlungen.

RMS: Wie siehst Du den Gründungsstandort Rhein-Main? Ist die Region eine gute Gegend
für Startups?

Michaela Krcho: Als Frankfurter Mädsche wünsche ich mir natürlich, dass auch Frankfurt als Gründerstadt neben Berlin, Hamburg, München und Köln seinen Platz findet. Schließlich haben wir hier den größten Business-Angel-Club, einige VC’s sitzen hier und es gibt mittlerweile auch einen Inkubator. Wir nennen es in Frankfurt eben Private Equity und setzen etwas weniger auf Hypes. Es tut sich einiges. Letzten Monat fand beispielsweise das erst Start Up-Weekend Rhein-Main statt. Und wir liegen günstig: In einer Stunde bin ich in Köln und in vier Stunden in Berlin. So waren wir beispielsweise auf Veranstaltungen wie Exceed, heureka oder Spätschicht. Stiefelwunder ist flexibel und standortunabhängig.

RMS: Welchen Tipp möchtest Du abschließend anderen Gründern mit auf den Weg geben?

Michaela Krcho: Segeln – auch mit einer Jolle im Ozean.

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