GEM 2024/25: Wo in Deutschland wird am meisten gegründet?
Hessen ist Gründungshotspot! Mit 9,7 % die höchste Gründungsquote unter den Flächenländern in Deutschland (Fotocredit: Foto von Kelly Sikkema via Unsplah)

Die Sonderauswertung des Global Entrepreneurship Monitor (GEM) Länderberichts Deutschland 2024/25 beleuchtet die Gründungsquote in allen 16 Bundesländern. mit spannenden Erkenntnissen für Hessen: Unter den Flächenländern ist Hessen führend.
Wie häufig gründen Frauen im Vergleich zu Männern? Gibt es Unterschiede zwischen Ost und West? Besonders interessant: Hessen zählt mit einer GEM-Gründungsquote von 9,7 % zu den dynamischsten Gründungsregionen Deutschlands. Der GEM liefert aktuelle Zahlen und Trends zum Gründungsgeschehen in Deutschland und im internationalen Vergleich. Erstellt wurde die Studie vom RKW Kompetenzzentrum gemeinsam mit dem Johann Heinrich von Thünen-Institut für Innovation und Wertschöpfung in ländlichen Räumen.

Was sind die wichtigsten Erkenntnisse aus der aktuellen GEM Studie in Bezug auf die deutschen Regionen? Die in diesem Jahr erstmalig durchgeführte Auswertung zum Vergleich nach Bundesländern zeigt, dass die GEM-Gründungsquote in den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg besonders hoch ist. Das ist sicherlich keine Überraschung. Aber wie sieht es in den anderen Bundesländern aus? Unter den flächenmäßig größeren sind die Einwohnerinnen und Einwohner von Hessen, Bayern und Schleswig-Holstein besonders gründungsaktiv. Insgesamt besteht in Deutschland ein – wenn auch schrumpfender – Gender-Gap bei den Gründungen, es gründen bundesweit gesehen mehr Männer als Frauen. Hier findet ihr die Datenauswertung mit Fokus auf Hessen.

Gründungsquote

Hohe Gründungsdynamik in Hessen

Die Stadtstaaten Berlin (GEM-Gründungsquote 13,2 Prozent), Bremen (GEM-Gründungsquote 12,1 Prozent) und Hamburg (GEM-Gründungsquote 11,2 Prozent) wiesen in den letzten fünf Jahren (2020 bis 2024) eine besonders ausgeprägte Gründungsdynamik auf. Der Bundesländer-Vergleich zeigt, dass sie bezogen auf die GEM-Gründungsquote an der Spitze stehen. Städte – und somit Stadtstaaten – weisen grundlegend eine starke Gründungszene auf und ziehen gründungsorientierte Menschen an, deswegen sind die Stadtstaaten in einer eigenen Kategorie gesondert von den anderen Bundesländern zu sehen. Unter den Flächenländern ist Hessen (gepolte Daten 2020 bis 2024) mit 9,7 Prozent das Bundesland mit der höchsten GEM-Gründungsquote, gefolgt von Bayern und Schleswig-Holstein (Gründungsquote jeweils 8,5 Prozent). Die GEM-Ergebnisse zeigen, dass Hessen unter den deutschen Bundesländern ein „Gründungshotspot“ ist.

Die GEM-Gründungsquote (Total early-stage Entrepreneurial Activity, TEA) bezeichnet den Anteil der 18- bis 64-Jährigen, die in den letzten 3,5 Jahren ein Unternehmen gegründet haben und/oder derzeit ein Unternehmen gründen.

Gründungen durch Frauen

In Hessen besteht ein Gendergap im Gründungsgeschehen

Die GEM-Daten zeigen, dass im deutschen Gründungsgeschehen generell ein Gendergap besteht, Frauen gründen seltener als Männer. Betrachtet man die GEM-Gründungsquote der Frauen (2020 bis 2024) wird ersichtlich, dass Hessen mit 7,0 Prozent diesbezüglich unter den 13 Flächenländern auf einem guten vierten Platz liegt. Der Unterschied zu Brandenburg, dem Flächenland mit der höchsten weiblichen Gründungsquote, beträgt 1,9 Prozentpunkte. Schaut man auf den Gendergap, den Unterschied zwischen der Gründungsquote der Männer und der Frauen, wird ersichtlich, dass in Hessen Männer (Gründungsquote 12,2 Prozent) mit einem Unterschied von 5,2 Prozentpunkten (deutlich) gründungsaktiver sind als Frauen (Gründungsquote 7,0 Prozent). Das Ergebnis zeigt, dass bezogen auf Gründungen durch Frauen in Hessen noch Potential ist, dass aus ökonomischer und gesellschaftlicher Perspektive noch gehoben werden kann.

Gründungsfähigkeiten

Die Gründungsfähigkeiten sind in Hessen leicht über dem Bundesdurchschnitt

Die GEM-Analyse zeigt, dass Hessen bezüglich der Selbsteinschätzung der Grünungsfähigkeiten in der Bevölkerung – Personen zwischen 18 und 64 Jahren die angeben, die Fähigkeiten und die Erfahrungen zum Gründen zu haben – im Bundesländervergleich (2020 bis 2024) leicht überdurchschnittlich abschneidet. Im Bundesland beträgt der Anteil an Personen die bei sich selbst gut ausgeprägte Gründungsfähigkeiten sehen 41,0 Prozent, der Durchschnitt aller Bundesländer beträgt hier 39,5 Prozent.

Analysiert man die Gründungsfähigkeiten in den Bundesländern nach Geschlecht (2020 bis 2024) zeigt sich für Hessen, dass hier ein großer Unterschied zwischen Männern (52,1 Prozent schätzen ein, dass sie über ausreichende Gründungsfähigkeiten verfügen) und Frauen (28,7 Prozent schätzen ein, dass sie über ausreichende Gründungsfähigkeiten verfügen) besteht. Die Vermittlung von Gründungswissen ist daher ein möglicher Ansatzpunkt, um in Hessen den Gendergap zwischen Männern und Frauen im Gründungsgeschehen künftig zu schließen. Eine offene Einstellung zum Unternehmertum muss bereits bei jungen Menschen durch ökonomische Bildung in Schule und Hochschule sowie in der beruflichen Bildung gefördert werden.


Global Entrepreneurship Monitor

Der Global Entrepreneurship Monitor (GEM) Deutschland 2024/2025 ist am 1. Juli 2025 erschienen. Das Launch-Event für den neuen Länderbericht Deutschland fand in Frankfurt am Main statt, die Veröffentlichung der neusten GEM-Ergebnisse wurde gleichzeitig auch als Live-Stream übertragen. In der Veranstaltung wurden unter anderem die neuen Schwerpunktthemen des aktuellen GEM-Berichtes, Künstliche Intelligenz sowie Gründungen in ländlichen Räumen, in einer Podiumsdiskussion diskutiert.

Mehr Informationen zu den aktuellsten Gründungszahlen für Deutschland im internationalen Vergleich unter: www.gem-deutschland.de

Der Global Entrepreneurship Monitor (GEM) ist weltweit die einzige Erhebung, die einen räumlichen und zeitlichen Vergleich der Gründungsaktivitäten, Gründungsmotive und Gründungseinstellungen in der Gesamtbevölkerung in Deutschland und in über 50 weiteren Ländern auf allen Kontinenten ermöglicht. Der GEM wurde 1999 das erste Mal veröffentlicht.


Über das RKW Kompetenzzentrum

Das RKW Kompetenzzentrum ist ein neutraler Impuls- und Ratgeber für den deutschen Mittelstand. Es sensibilisiert angehende wie etablierte kleine und mittlere Unternehmen für Zukunftsthemen und unterstützt sie dabei, ihre Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft auszubauen. Das RKW Kompetenzzentrum leistet damit einen Beitrag zur Stärkung des Gründungsgeschehens und zur nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung in Deutschland. Zu den aktuellen Schwerpunktthemen „Gründung“„Fachkräftesicherung“„Digitalisierung“ und „Innovation“ bietet das RKW Kompetenzzentrum daher praxisnahe und branchenübergreifende Informationen sowie Handlungshilfen an. Bei der Verbreitung der Ergebnisse vor Ort arbeitet das RKW Kompetenzzentrum mit Sitz in Eschborn eng mit den RKW Landesorganisationen in den Bundesländern zusammen.

Das RKW Kompetenzzentrum wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. Weitere Informationen: www.rkw-kompetenzzentrum.de


Weitere Beiträge

Bereits 2020 haben wir mit der Projektleiterin für die GEM-Studie im RKW Kompetenzzentrum Dr. Natalia Gorynia-Pfeffer über die Ergebnisse des Global Entrepreneurship Monitor (GEM) 2018/2019 gesprochen. Das Interview findet ihr hier.

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