Creative Tech: kompreno im Interview
kompreno Gründer Jochen Adler. Fotos: Claudia Simchen

Die digitale Plattform kompreno liefert seit 2022 keine Breaking News, sondern Hintergründe für alle, die Kontext wollen und brauchen – und das europaweit. Das Frankfurter Startup ist eins von neun Unternehmen, welches am CreativeTech TrainingsCamp (CTTC) 2024 teilgenommen hat. CTTC ist ein Akzeleratorprogramm für Cross Innovationen der Wirtschaftsförderung Frankfurt, welches von Juli bis November 2024 lief. Wir wollen mehr über kompreno und der Motivation und Vision für das Produkt erfahren und haben Jochen Adler daher ein paar Fragen zu kompreno gestellt, die er uns hier beantwortet.

Wie würdet Ihr Euer Geschäftsmodell in einem Satz beschreiben?

Über 30 hochwertige Quellen, 15 europäische Länder, und 100% Vertrauen: Wir stellen Dir Deinen persönlichen Informations-Mix so zusammen, dass Du besser weißt, was wichtig wird.

Welches Problem löst Ihr mit der Anwendung?

Everything, everywhere, all at once: Weil unsere Welt hyper-vernetzt ist, kann sie zum Stillstand kommen, wenn in Wuhan ein neues Virus entsteht oder ein Containerschiff im Suez-Kanal feststeckt. Anders gesagt, haben lokale Ereignisse weltweit Auswirkungen. Um die globalen Herausforderungen unserer Zeit zu lösen, müssen wir vor Ort handlungsfähig bleiben und zupacken. Dieses neue Zeitalter braucht ein neuartiges Informationsangebot.
Was uns zur Frage bringt: Wer weiß schon, welchen Informationen aus anderen Weltregionen man vertrauen kann? Social Media und Blogs sind oft zu spezialisiert und voreingenommen, mit viel Meinung, aber wenig Ahnung. Klassische Abonnements von Zeitungen und Zeitschriften sind hochwertiger, aber wir müssten aus sehr vielen Quellen “querlesen”, um wirklich Bescheid zu wissen. Schließlich gibt es für Spitzenpolitiker und Strategieberater natürlich Research-Datenbanken und Media-Monitoring-Dienste. Die sind aber für Normalbürger nicht bezahlbar.
Deshalb sammelt kompreno in ganz Europa die besten Analysen, Reportagen und Kommentare ein, schneidet sie auf den persönlichen Bedarf zu, und übersetzt (natürlich auch auf Deutsch). Damit wir uns jederzeit aus garantiert vertrauenswürdigen Quellen informieren können, jenseits unserer angestammten „Filterblasen“.
Nicht zuletzt ist das unser gesellschaftlicher Beitrag, um Qualitätsjournalismus als Kulturgut zu erhalten, und Freiheit und Wohlstand gegen autoritär gesteuerte Desinformation zu verteidigen.

Wie seid Ihr auf die Idee gekommen?

Als vor 20 Jahren soziale Netzwerke und algorithmische Newsfeeds aufkamen, konnte man das Risiko für unsere Wissensökonomie und den demokratischen Prozess bereits absehen, wenn Menschen derart “gefiltert” ihre Informationen aufnehmen. Es war eine Frage der Zeit, bis auch die digitale Transformation der Medienlandschaft entsprechend Fahrt aufgenommen hatte. Schließlich braucht unser Angebot Sprachtechnologie, um auch in kontinentalem Maßstab zu funktionieren, also haben wir intensiv beobachtet und getestet. Als die generativen Tools, über die heute alle reden, auf dem Weg zum entsprechenden Reifegrad waren, haben wir gegründet.


Video: 3 Fragen an….kompreno

Welche Märkte bzw. Zielgruppen sind für Euer Business relevant?

Überall auf der Welt gibt es Menschen, die besser Bescheid wissen müssen, oft aus beruflichen Gründen. Sie benötigen ein verlässliches “Fenster zur Welt” und eine unbestechliche Außenansicht auf Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zu Hause. Für U25-jährige ist unser Produkt als Bildungszugang kostenlos, und wir suchen Partnerschaften mit Schulen, Universitäten und Bibliotheken. Unternehmen müssen neue Märkte erschließen und dortige Kunden besser verstehen. Häufig wollen sie Mitarbeitende ins Ausland entsenden, ihre Führungskräfte entsprechend entwickeln, einen Kulturwandel vollziehen. Ich habe einen Hintergrund in der Beratung, also bieten wir hierfür Lösungen an. So lernen wir ständig dazu. Wir können unser Inhalte-Portfolio gezielt erweitern und unseren Service nach und nach in beliebig viele weitere Länder und Märkte bringen.

Wo seht Ihr Euer Produkt in 5 Jahren?

Der Wegfall von Sprachbarrieren schafft zum ersten Mal einen echten europäischen Binnenmarkt auch für Medienerzeugnisse, wie er in anderen Wirtschaftszweigen längst Alltag war. Wir sehen durch unser Produkt erste “Netzwerkeffekte”: Unsere internationalen Medienpartner können über uns auch untereinander ins Geschäft kommen.
Es entsteht ein neuer Marktplatz, wo Qualitätsmedien beispielsweise regionale Analysen und Korrespondentenberichte untereinander austauschen. Wir werden zum Motor einer Kreislaufwirtschaft, weil wir hochwertigen Presseerzeugnissen zu globalen Zielgruppen verhelfen – und gleichzeitig durch Übersetzungen Kannibalisierung wirksam ausschließen.

Was verbindet Euch mit FrankfurtRheinMain?

Unser Business ist digital und ortsunabhängig, unser Team verteilt. Ich selbst bin aber schon mit meinem Opa ins Waldstadion gegangen, und mein Nachname ist Adler. Noch Fragen? Im Ernst: Frankfurt steht für Seriosität und Internationalität – im Herzen von Europa! Das haben wir von Anfang an gespürt, auch im Gespräch mit Medienhäusern in London, Paris, Berlin oder Hamburg.

Welche Tipps habt Ihr für andere Entrepreneure, die wie Ihr dabei sind, ein neues und innovatives Produkt am Markt zu positionieren?

Geduld haben! Manchmal ist die Zeit noch nicht überall reif für Euch. Wenn es Widerstände gibt, dauern die Dinge eben länger, als man es sich wünschen würde. Gerade auch gegenüber potenziellen Investoren solltet Ihr lieber konservativ planen und realistisch kommunizieren. Lasst Euch bei allem Optimismus, den es braucht, nicht zu naiver Euphorie hinreißen. Und wenn es Angebote zu Beratung und Vernetzung gibt: unbedingt nutzen. In Stichpunkten: Fragen stellen, zuhören. Weitermachen!

Wie hat Euch die Teilnahme am CTTC weitergebracht? 

Zugang zur eben angesprochene Experten-Hilfe zu bekommen, war für uns fantastisch, gerade in den Bereichen Markenführung, Finanzen, Recht und Steuern; ein echter “geldwerter Vorteil” dieses Programms. Zudem ist das Netzwerk an Gründer:innen-Persönlichkeiten fantastisch. Hier herrscht instant trust: Wir kommen alle mit unterschiedlichen Erfahrungen, aber die Herausforderungen sind ganz oft die gleichen. So versteht man sich intuitiv.


Weitere Artikel

Alle Interviews der neun Unternehmen, die am CTTC 2024 teilgenommen haben, können bald hier im Überblick nachgelesen werden.

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