Software Startup ivicos gewinnt Jack Wolfskin Gründer Ulrich Dausien als Investor und erhält Förderung durch Distr@l
Die ivicos-Founder Kai Holger Müller-Kästner und Thomas Lehr (links), Investor und Jack Wolfskin Founder Ulrich Dausien (rechts)

Arbeiten wie im Büro, aber zuhause: ivicos stellt mit seinem „Hybrid Office“ ein echtes Büro im Digitalen nach. Das bedeutet Büros, Kaffeeräume, Meetings und mehr. Hinzu kommt ein innovatives Whiteboard, das nicht nur bei der Ideensammlung, sondern auch bei der Entscheidungsfindung hilft. Dafür hat das Startup aus Frankfurt insgesamt 1,2 Millionen eingesammelt. Ein Teil davon kommt aus dem Förderprogramm Distr@l des Landes Hessen für digitale Innovation, Forschung und Entwicklung. Beraten wurde das Startup übrigens von einem Frankfurter CMS-Team. ivicos ist Teil von im CMS eigenen Startup Förderprogramm equIP.

Wer sich als Gast im ivCampus, so heißt der digitale Workspace von ivicos, einloggt, der muss erst einmal an der Tür warten, wie im echten Büro. Der Bildschirm zeigt in der Mitte an, dass dem Gesprächspartner Bescheid gesagt wird. Auf der linken Seite läuft ein kleines Video, dass das Prinzip vom ivCampus erklärt: Ein hybrides Office, das Firmen als Sololösung nutzen können für hybrides Arbeiten, also von zuhause aus und unterwegs oder im Büro. Natürlich ist eine Chat-Funktion eingebaut, man kann aber auch jederzeit bei eingeloggten Kolleg:innen „anklopfen“ und fragen, ob sie kurz Zeit für eine Frage haben. Hinzu kommen verschiedene Räume, zum Beispiel ein Kaffeeraum, in dem man sich zwischendurch treffen kann. Externe Gäste können über die Kontaktadresse jederzeit schauen, ob die gewünschte Person Zeit hat.

Nach zwei Minuten öffnet Thomas Lehr die digitale Tür. „Ich hole nur kurz den Ulrich rein“, sagt Lehr, er ist Co-Founder von ivicos, der „hybriden Heimat für Unternehmen“.  Der Jack Wolfskin Founder Ulrich Dausien ist gerade bei dem Startup eingestiegen. Er soll vor allem bei Markenführung und Vertrieb unterstützen. Zusammen mit Dausien kommt eine Förderung durch das Distr@l Förderprogramm des Hessischen Digitalministeriums, sowie weitere Investoren. Mit diesen Mitteln hat ivicos seinen Campus entwickelt, Anfang Septemberonline geht. Hinzu kommt der ivSpace, ein smartes Whiteboard.

„Der Space führt schneller zu Ergebnissen“

„Am Ende könnte der iviSpace sogar das wertvollere Produkt werden“, sagt Dausien. Denn das Whiteboard kann nicht nur smart beim Organisieren der Ideen helfen, es unterstützt auch durch Visualisierungmethoden bei der Ergebnissicherung und Visualisierung, und damit letztlich bei der Entscheidungsfindung. So kann der Space in ein paar Klicks eine PowerPoint-Präsentation entwerfen, die dann noch im Detail angepasst werden kann. „Der Space führt schneller zu Ergebnissen“, so Dausien. Zusätzlich können mit dem Tool Umfragen und Bewertungen von Ideen vorgenommen werden, sogar die Redezeit pro Sprecher:in kann das Board anzeigen. So soll das hybride Arbeiten erleichtert und eventuelle Ungleichheiten aufgedeckt werden.

Der digitale Campus ist bewusst so angelegt, dass er eine Büroumgebung nachstellt. Neben Meeting-Räumen und Büroräumen sind zum Beispiel virtuelle Serviceräume denkbar, in denen die Technik-Abteilung abrufbar ist. Sogar Fitnesstrainer für eine Gruppe wären denkbar, sagt Lehr, und das „war vorher nur für große Unternehmen möglich“.

ivicos ist mit Idee eines digitalen Whiteboard gestartet

In den Workspace und das Whiteboard fließen dabei mehrere Jahrzehnte an Consulting Arbeit. Lehr hat ivicos im Mai 2019 gegründet, zusammen mit Kai Holger Müller-Kästner. Die beiden haben Unternehmen beraten und selbst mit verschiedenen Softwares zur Entscheidungsfindung gearbeitet. Lehr war in der Geschäftsführung, ist während seines Berufslebens viel gereist. Dennoch, „ich hatte schon immer den Wunsch, einmal unternehmerisch zu arbeiten“, sagt er heute.

Eigentlich sind die beiden Gründer dabei mit der Idee des digitalen Whiteboards gestartet – die Idee kam dazu aus der Erfahrung bei der Consulting Arbeit. Frühere Programme hätten weniger Funktionen gehabt und seien ein Produkt gewesen, dessen Ergebnis man per Beamer auf die Wand werfen musste. Das Whiteboard sei nun die smarte „Software as a service“-Lösung. Bei der Entwicklung haben die Gründer dann gemerkt, dass ein passender Workspace dazu das Produkt gut ergänzen könnte. „Wir brauchten dann einen Videochat, dann Breakout-Rooms, dann Drag&Drop für Dateien, und so hat sich das zum Workspace entwickelt“, erzählt Lehr weiter.  Die Pandemie schließlich hat den digitalen Campus zur Priorität gemacht, das Whiteboard stand erst einmal auf Pause. Jetzt geht der Campus online, in 12 Monaten Förderzeitraum soll das Whiteboard zum Minimum Valuable Product entwickelt werden.

Dausien kümmert sich bei ivicos um Vertrieb und Marketing

Die Rolle von Dausien ist dabei klar Vertrieb und Marketing. Er sei froh, sagt Lehr, dass sie einen Geschäftspartner mit Erfahrung ins Boot holen konnten. Und der Investor, der eigentlich vor allem im Sporteinzelhandel unterwegs war, kam wie so oft durch persönliche Kontakte zu ivicos. Dausien suchte gerade selbst nach einem Startup, in das er investieren könnte. Und ivicos habe ihn sofort begeistert, weil es auch seine eigenen Unternehmen vorangebracht hätte. „Und es ist in Frankfurt. Das war mir wichtig, dass ich auch einmal real guten Tag sagen kann“, so Dausien. Der gebürtige Hanauer hat 1981 Jack Wolfskin gegründet, danach SINE Outdoor und war lange Vorstand der YEAH AG, die unter der Marke McTrek Funktions- und Outdoorkleidung vertrieb.

Hybrides Arbeiten – bald Normalität?

Dass es jetzt ins Digitale geht, macht Dausien und Lehr keine Angst. Vielmehr geht es um den langfristigen Aufbau der Marke, Kund:innen zu gewinnen und ein Vertrauensverhältnis zu schaffen. Und dabei soll Dausien helfen. Konkurrenzprogramme wie Zoom, sagt Dausien, seien „fürchterlich gemacht und kosten im Jahr auch noch 140 Euro“. Ivicos gehe einen anderen Weg. Nach einer dreimonatigen Probe-Phase liegt der Early-Bird Preis ab 9,90 Euro pro User. Damit ist ivicos bisher günstiger als zum Beispiel das reine Videochatprogramm Zoom, und bietet eine gute Portion mehr Funktionen.

Genau diese Kombination und Verknüpfung von Funktionen sei es, die ivicos besonders machen, so Lehr. Denn viele würden noch mit dem Home Office fremdeln, auch wenn er sicher sei, dass hybrides Arbeiten bald die Normalität werde. Und Ivicos stelle die Büroumgebung so nach, dass Arbeitgeber:innen weiterhin engen Kontakt mit ihrer Belegschaft haben, gleichzeitig aber das Prinzip Vertrauensarbeit herrscht. Das werde auch HR-Abteilungen freuen, so Dausien, denn neue Talente könnten so viel flexibler rekrutiert werden. Auch ivicos selbst arbeitet übrigens voll online. Die zwölf Mitarbeiter:innen des Unternehmens arbeiten komplett hybrid, viele haben Lehr und sein Co-Founder noch nie in echt gesehen – und die Zusammenarbeit funktioniere gut, sagt er. „Dadurch, dass wir es von Anfang an so gemacht haben, fühlt es sich normal an. Wir hätten ivicos nicht so hinbekommen wie heute, wenn alle nach Frankfurt hätten kommen müssen“.

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