Das Darmstädter Kältetechnik-Startup MAGNOTHERM, eine Ausgründung der Technischen Universität Darmstadt, schließt eine Finanzierungsrunde über 600.000€ ab. MAGNOTHERM entwickelt magnetokalorische Materialien und baut magnetische Kältesysteme für Anwendungen bei Raumtemperatur. Wir haben exklusiv mit Co-Founder Timur Sirman über den Deal und die Pläne von MAGNOTHERM gesprochen.
MAGNOTHERM nutzt bei der magnetischen Kühlung den riesenmagnetokalorischen Effekt ressourceneffizienter eisenbasierter Legierungen. Die Technologie ermöglicht es, Kühlgeräte und Klimaanlagen zu bauen, die bis zu 50% weniger Strom als Gas-Dampf Kompressorsysteme verbrauchen und dabei keinerlei klimaschädliche Kältemittel einsetzt. Die Systeme funktionieren bei sehr geringen Arbeitsdrücken, erfordern weniger Wartung und sind sicherer als alternative Kältemittel.
Die Finanzierungssumme stammt aus dem 2 Mrd.-Euro-Maßnahmenpaket des Bundes für Startups, welches über verschiedene VCs abgewickelt wird.
Hier unser Exklusiv-Interview zum Deal mit Co-Founder Timur Sirman
Was bedeutet diese Finanzierung für euch und euer Startup?
Wir freuen uns, dass wir nach der Förderung mit dem EXIST Forschungstransfer sowie den weiteren Programmen von der ESA, dem EIT RawMaterials sowie der Deutschen Bundesstiftung Umwelt auch das Vertrauen bekommen, diese revolutionäre Kühltechnologie weiterzuentwickeln. Für uns ist die erste Finanzierungsrunde die Bestätigung unseres bisherigen Weges und ermöglicht uns, den Schritt aus der Universität in eigene Räumlichkeiten zu gehen sowie unser Team weiter aufzubauen.
Wofür werdet ihr die neuen Mittel verwenden?
Aktuell haben wir einen funktionalen Laborprototypen, der bereits Getränke magnetisch herunterkühlen kann. Mit dem neuen Kapital werden wir diesen so weiter entwickeln, dass er leichter, kleiner und für erste Kundentests einsatzbereit ist. Darüber hinaus werden wir mit dem Umzug neue Maschinen und Anlagen anschaffen, damit der Entwicklungsprozess beschleunigt wird und wir schneller iterieren können. Darüber hinaus wollen wir unsere vielen Ideen zu weiteren Patenten anmelden.
Kannst du kurz erklären, wer bei euch investiert hat?
Die Fördergelder kommen aus dem zwei Milliarden Euro-Maßnahmenpaket des Bundes für Startups. Die Vergabe der Mittel wird über verschiedene Institutionen und VCs abgewickelt, bei uns war das der High-Tech Gründerfonds. Mit diesem stehen wir natürlich auch weiterhin in Kontakt und haben in ihm einen sehr guten Sparringspartner gefunden.
Ihr wart ja auch bei boozt your business. Wie hat euch das Startup-Programm geholfen?
Durch das Programm konnten wir mit erfahrenen Ingenieuren und Strategen der Zühlke Engineering AG in einen engen und geschützten Austausch gehen. Wir haben neben der Optimierung unseres Entwicklungsprozesses gutes Feedback zu unserer Markteintrittsstrategie sowie der damit verbundenen Geschäftsmodelle bekommen können.
Im Oktober 2019 haben wir euch das erste mal in 5 Fragen an … vorgestellt. Wie war eure Reise seitdem?
Es hat sich viel getan fühlt sich deutlich länger als 1,5 Jahre her an. Wir sind nun knapp 20 Wissenschaftler, Ingenieure und Designer, die gemeinsam an der Vision von umweltfreundlichen und hoch-effizienten Kühlsystemen arbeiten. Wir haben sehr viel gelernt über unsere zukünftigen Kund:innen und Partner:innen in der Kühlbranche, über den Aufbau einer Organisation, über Kooperationen mit Mittelständlern und Konzernen sowie über die Technologie der magnetischen Kühlung selbst.
Was ist eure Vision für MAGNOTHERM?
Wir sehen uns weiterhin als Pionier der Magnetokalorik und haben das Ziel, als Erste diese vielversprechende Technologie zunächst in einem Nischenmarkt zu kommerzialisieren. Langfristig wollen wir das Potential der Technologie für stationäre Klimaanlagen zur Verfügung stellen, denn hier wird sich die Zahl der Geräte bis 2050 versechsfachen und in Konsequenz auch der Stromverbrauch sowie die Emissionen. Hier wollen wir mit unseren Festkörper-Kältemitteln einen signifikanten Beitrag zur Reduzierung der direkten und indirekten Treibhausgase leisten.