Venture Capital – der Weg zum langfristigen Erfolg?
Daniel Spengemann, regionaler Koordinator der NextLevel Startup Initiative bei PwC Deutschland

Im zweiten Teil unserer Serie “PwC Startup Corner” steht für Daniel Spengemann das Thema Corporate Venture Capital (CVC) im Fokus, also die Investition etablierter Unternehmen in Startups. Er hat dafür seine Kollegin Klara Körber eingeladen, ihre Einblicke in dieses Thema zu schildern. Klara Körber ist Co-Head des Center of Excellence für CVC bei PwC Deutschland und hat langjährige Erfahrung in der Zusammenarbeit zwischen Startups und Investoren. Sie zeigt Euch, warum die Beteiligung eines CVCs für Euer Startup spannend ist und mehr bedeuten kann als der reine Zugang zu Kapital.

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Rund zwei von drei Startups in Deutschland nehmen bereits externe Finanzierungsmöglichkeiten in Anspruch. Externes Eigenkapital – also Venture Capital – aufzunehmen, ist für die Mehrheit der Startups und Scaleups ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Denn so können sie ihr Geschäftsmodell (schnell) skalieren. Doch welche Geldgeber gibt es eigentlich bei der Startup-Finanzierung – und geht es hierbei nur ums Geld?

Venture Capital Fonds – die Profis für Wagniskapital

Venture Capital ist mittlerweile ein gängiges Investitionskonzept. In Deutschland, Europa und weltweit gibt es viele institutionelle Venture Capital Fonds, die sich auf diese Art der Unternehmensfinanzierung spezialisiert haben. Die Portfolio-Gesellschaften sind so zahlreich wie die Geschäftsmodelle vielseitig – sie unterscheiden sich je nach Investment-Fokus und Laufzeit des jeweiligen Fonds. Für den Investor steht dabei jeweils ein möglichst hoher finanzieller Return on Investment im Fokus.

Teams mit innovativen und gut skalierbaren Ideen, die dem Nutzer einen klaren Mehrwert bieten, sind für Venture Capital Fonds besonders interessant. Denn sie versprechen schnelles Wachstum. Der Venture Capital Fonds wird durch die Investition Mitgesellschafter des Startups. Aber nicht nur das. Das Investment-Team bringt oftmals auch profunde Management- und Finance-Expertise ein. So kann es die Startups bei der Skalierung ihrer Geschäftsmodelle bestmöglich unterstützen.

Viele Gründerinnen und Gründer sehen Venture Capital damit als Wachstumsmotor und zögern nicht, mit institutionellen Venture Capital Fonds zusammenzuarbeiten. Dies kann jedoch dazu führen, dass im Einzelfall bessere, langfristige Chancen nicht erkannt werden.

Corporate Venture Capital – der Katalysator im Markt

Immer mehr etablierte Unternehmen beschäftigen sich auch mit den Vorteilen, die die Zusammenarbeit mit Startups für ihre Strategie und Geschäftsfelder bedeutet. Zwischen 2014 und 2019 haben sich die Corporate-Venture-Capital-Aktivitäten – also die Investitionen vonetablierten Unternehmen in Startups – weltweit verdreifacht (The 2019 Global CVC Report, CB Insights).

In Deutschland haben es sich aktuell bereits mehr als 140 aktive Corporate-Venture-Capital-Einheiten (CVCs) als Teil eines etablierten Unternehmens zur Aufgabe gemacht, Startups bei ihrem Wachstum zu unterstützen. Die Mehrheit der Unternehmen verfolgt dabei strategische Ziele: Sie wollen beispielsweise neue Geschäftsfelder erschließen, ihre interne Forschungs- und Entwicklungseinheit erweitern oder sich Zugang zu innovativen Technologien verschaffen.

CVC bedeutet für Startups in erster Linie die Ausstattung mit frischem Kapital. Gleichzeitig können Startups aber auch von den gefestigten, erfahrenen Unternehmen zusätzlich profitieren – etwa im Bereich Vertrieb oder Kundengewinnung. Denn der Deutsche Startup Monitor zeigt:

Genau in diesen Bereichen liegen aktuell die größten Herausforderung für die Mehrheit der deutschen Startups. Wer einen breiten Zugang zu Kunden und Märkten hat, kann sein Geschäft leichter skalieren. Und dafür spielt die Zusammenarbeit mit etablierten Unternehmen eine wichtige Rolle. Prozesse, die für Startups großen Aufwand bedeuten und mit hohen Kosten verbunden sind, gehören in etablierten Unternehmen oftmals zum Tagesgeschäft. Durch die Zusammenarbeit mit einem CVC erhält ein Startup also nicht nur Zugang zu Kapital, sondern kann von der langjährigen Erfahrung, der guten Infrastruktur und den ausgebauten Vertriebskanälen der etablierten Unternehmen profitieren.

So findet Ihr den richtigen Partner

Auch wenn Venture Capital in erster Linie darauf abzielt, ein Startup und dessen Wachstum zu finanzieren, spielen bei der Auswahl des Investors weitere Kriterien eine Rolle. Ihr solltet Euch darüber im Klaren sein, welche Erfolgsfaktoren für Euch bei der Auswahl des richtigen Partners wichtig sind. Ein passender institutioneller Venture Capital Fonds kann Euch bei der Weiterentwicklung wesentlich unterstützen, wenn neben der reinen Finanzierung auch Themen wie Business Modelling oder Skalierung auf Eurer gemeinsamen Agenda stehen. Schon länger sehen auch diese Geldgeber ihre Aufgabe nicht mehr nur darin, “Dumb Money” bereitzustellen. Aber auch eine Corporate-Venture-Capital-Einheit kann der passende Partner sein, um eure Ziele zu erreichen und Euch zusätzliche Vorteile zu verschaffen.

Diese vier Fragen helfen Euch, zu entscheiden, welche Art von Investor Euer Startup am besten unterstützen und weiterentwickeln kann:

1.Strategie: Was sind Eure Ziele?

Was ist Eure kurz-, mittel- und langfristige Strategie?

Verfolgt der (potenzielle) Investor als Partner hier gleichgelagerte Interessen?

Je nach Phase im Lebenszyklus Eures Startups werdet Ihr diese Fragen unterschiedlich beantworten. Werdet Euch also klar darüber, was heute und zukünftig die wichtigsten Meilensteine sind. Das ist die Grundlage, um den richtigen Partner für die nächste Etappe zu identifizieren.

2. Stolpersteine: Was sind Eure größten Herausforderungen?

Welches Skills Set bringt Ihr als Startup-Team bereits mit? Wo warten auf dem Weg ins Ziel die größten Herausforderungen auf Euch?

Nicht nur das Geschäftsmodell an sich wird auf dem Wachstumspfad auf die Probe gestellt, auch Bereiche wie Personal, Infrastruktur, Marktzugang, Produktentwicklung und viele weitere können Stolpersteine für die Umsetzung Eurer Strategie enthalten.

3. Mehrwert: Was sind Eure Erfolgsfaktoren?

Löst Geld Eure Probleme tatsächlich oder gibt es weitere Erfolgsfaktoren, die Euch bestmöglich für die anstehenden Herausforderungen wappnen?

Stellt Euch die Frage, wer diesen Mehrwert am besten liefern kann.

4. Partner oder Wettbewerber: Wie positioniert Ihr Euch?

Viele Startups drängen mit ihren innovativen Geschäftsmodellen in bestehende Märkte und können so mit etablierten Unternehmen in Wettbewerb stehen. Welche Märkte fordert Ihr mit Euren Produkten und Services heraus? Welches Geschäftsmodell revolutioniert Ihr?

Setzt Euch mit der Frage auseinander, ob Ihr die bisherigen Akteure verdrängen wollt oder ob es eventuell sinnvoller ist, die bestehenden Infrastrukturen und Ressourcen gemeinsam zu nutzen. Aus der Zusammenarbeit als “Partners in Crime” lassen sich unter Umständen noch mehr Synergien heben.

Egal, wie Ihr Euch entscheidet. Fest steht: Venture Capital ist mehr als der Zugang zu Kapital. Im Idealfall arbeiten Startups und Investoren gemeinsam an der Umsetzung neuer Ideen und Geschäftsmodelle. Die Aufnahme von Corporate Venture Capital kann Startups großen zusätzlichen Mehrwert bieten – in Form von Erfahrung, Infrastruktur und dem Zugang zu Vertriebskanälen und Kunden. Neben klassischen institutionellen Venture Capital Fonds sind daher auch CVCs sehr attraktive Partner auf dem Wachstumspfad von Startups.

Die Autorin Klara Körber

Klara Körber ist auf Transaktionsberatung im Bereich Venture Capital spezialisiert und berät institutionelle Investoren, Corporates und Family Offices bei Investitionen in und Übernahmen von Startups. Seit Mitte 2020 ist Klara Körber zudem Co-Lead des Center of Excellence für Corporate Venture Capital @ PwC und begleitet in dieser Funktion Entscheidungsprozesse und die Durchführung von Partnerschaften zwischen Corporates und Startups. In Berlin hält sie regelmäßig Vorträge im Startup Ökosystem und führt Workshops durch. Kontakt über LinkedIn oder per E-Mail

Daniel Spengemann

Daniel Spengemann ist Wirtschaftsprüfer bei PwC im Bereich Private Equity & Familienunternehmen und Leader der PwC-Startup-Initiative Next Level im Gebiet Rhein-Main. Durch seine langjährige Erfahrung erkennt er Herausforderungen frühzeitig und unterstütz Unternehmen diese zu bewältigen. Kontakt über LinkedIn oder per E-Mail.

Hier geht es zum Center of Excellence for CVC

Und hier zur Startup Initiative NextLevel

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