Cansativa erhält Zuschlag für Vertrieb von erstem deutschen Cannabis
Jakob Sons (Co-Gründer und General Counsel), Benedikt Sons (Co-Gründer und CEO), Roland Schneller (Prokurist und COO). Foto: Cansativa.

Deutschlandpremiere für medizinisches Cannabis: Cansativa aus Mörfelden-Walldorf bei Frankfurt darf im Auftrag des Bundes in den nächsten vier Jahren gut 10,4 Tonnen in Deutschland angebautes Medizinalcannabis vertreiben. Das ist das erste in Deutschland angebaute medizinische Cannabis. Cansativa hat den Zuschlag als einziges Unternehmen aus einem Kreis von gut 18 Bewerbern bekommen.

Der Auftrag kommt vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Cansativa wird damit im Auftrag der Cannabisagentur den Vertrieb der Cannabisblüten aus deutschem Anbau an Apotheken durchführen und unter anderem für Lagerung, Kommissionierung und Ausgangslogistik verantwortlich sein.  Durch den Zuschlag wird Cansativa zukünftig die von drei Herstellern in Deutschland angebauten Cannabisblüten zentral im Auftrag der Cannabisagentur vertreiben. Die Vertragslaufzeit mit dem BfArM erstreckt sich über vier Jahre bei einem Gesamtvolumen von bis zu 10,4 Tonnen.

Am schnellsten wachsender Markt in Europa

Cansativa importiert und vertreibt bereits seit über zwei Jahren Medizinalcannabis an deutsche Apotheken. Der deutsche Markt ist der größte und am stärksten wachsende Markt für medizinisches Cannabis in Europa. Jedes Jahr wächst er um mehrere Tonnen. Dieses Jahr werden allein über zehn Tonnen importiert – und das bei einem Produkt, das in kleinen einstelligen Grammportionen konsumiert wird. Mit einem umfassenden Angebot an Produkten von führenden internationalen Herstellern wie Aurora, Bedrocan, Tweed und Tilray hat sich Cansativa als unabhängiger „One-Stop-Shop“ zum spezialisierten Großhändler und zur zentralen Anlaufstelle für Medizinalcannabis im deutschen Markt entwickelt.

Bei der Vergabe des anspruchsvollen Auftrags sei es auf zahlreiche Faktoren wie die Lagerkapazitäten, wie viel Ware bereits bewegt wurde und den Preis angekommen. „Das waren am Ende so 300 – 500 Seiten, die wir da abgegeben haben“, erklärt Benedikt Sons weiter. Cansativa meldet beispielsweise jedes einzelne Gramm Cannabis, das sie vertreiben – das musste dann im Zuge der Bewerbung auch nachgewiesen werden.

Gründung war Traum aus Kindertagen

Cansativa wurde 2017 gegründet. Die Gründung eines eigenen Unternehmens ist ein Traum aus Kindertagen für die beiden Brüder. „Wir wollten schon als kleine Jungs irgendwann mal zusammenarbeiten“, so Benedikt Sons. Bei einer Familienfeier habe man sich dann über Medizinalcannabis ausgetauscht. Medizinisches Cannabis als komplexes Produkt auf einem neuen Markt habe sie beide gereizt – zudem konnten die Brüder so zusammenarbeiten. Die Idee war also geboren, dann sei alles relativ schnell gegangen: Zwischen Gründung 2017 und den ersten Cannabisimporten im April 2018 lag gut ein Jahr.

Vor allem diese Zeit war besonders intensiv für die beiden Brüder. Sie hatten beide noch andere Jobs, Jakob Sons gerade sein erstes Kind bekommen: „Wir haben tagsüber gearbeitet und nachts sind wir ins Lager gefahren und haben Pakete gepackt“.

„Wir glauben an die Therapieform“

Die Zusammenarbeit zwischen den Brüdern funktioniere übrigens sehr gut – meistens wüssten sie schon, was der andere zu einer bestimmten Frage denkt. „Und wenn nicht, dann können wir uns klar und ehrlich die Meinung sagen“, erzählt Benedikt Sons. Die Aufgaben sind klar verteilt: Im Unternehmen ist Wirtschaftsingenieur Benedikt Sons für die betriebswirtschaftlichen Bereiche zuständig, während sich der Jurist Jakob Sons um Regulation, Qualitätssicherung, IT und Rechtliches kümmert.

Ziel von Cansativa sei es, die Industrie zu professionalisieren und die nachhaltige Versorgung mit Medizinalcannabis sicherzustellen. Auch die negativen Stigmata des medizinischen Gebrauchs von Medizinalcannabis möchte Cansativa bekämpfen „Wir beide sind keine Enthusiasten und waren nicht in der Cannabisszene unterwegs. Aber ausländische Erfahrungen haben gezeigt: Es hilft den Leuten. Wir glauben daher an die Therapieform und wollen helfen, sie nachhaltig und langfristig positionieren.“, so Benedikt Sons weiter.  

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