CAPTIQ bietet Banken digitale Antragsstrecke für den KfW-Schnellkredit
Soraya Braun und Lorenz Beimler, die Geschäftsführung von CAPTIQ. (Foto: CAPTIQ)

Die Coronakrise stellt kleine und mittelständische Unternehmen vor existenz-bedrohende Liquiditätsengpässe. Neben den bisherigen Programmen soll der am 15. April 2020 gestartete KfW-Schnellkredit noch bessere Abhilfe schaffen, für den die Staatsbank 100 Prozent des Bankrisikos übernimmt. Damit dringend benötigte Mittel noch schneller bei den Unternehmen landen, hat das Frankfurter Fintech CAPTIQ eine digitale Antragsstrecke entwickelt, die eine Abwicklung in nur fünf Minuten von zuhause aus ermöglichen soll. Die Strecke kann von allen Banken und Sparkassen in ihre Online-Angebote integriert werden.

„Seitdem wir am Montagmorgen unsere Pressemitteilung verschickt haben, stehen unsere Telefone nicht mehr still“, freut sich Soraya Braun, Co-Founderin von CAPTIQ.  „Unser Vorteil ist, dass unser Geschäftsmodell ohnehin auf die Kooperation mit Finanzdienstleistern ausgerichtet ist. Somit konnten wir nach wenigen Tagen Programmierarbeit eine Lösung präsentieren, die jede Bank innerhalb kürzester Zeit auf ihrer Webseite integrieren kann“, so Braun weiter.

Antragsprozess auf fünf Minuten reduziert

Das Problem, mit dem sich die Banken in Deutschland konfrontiert sehen: Das hohe Antragsaufkommen, das in Kombination mit analogen Antragsprozessen und zu wenigen Kreditsachbearbeitern nur schleppend abgebaut werden kann. Im Austausch mit der KfW hat das Frankfurter Fintech deswegen die Online-Antragsstrecke für den KFW-Schnellkredit in weniger als 48 Stunden gebaut. Die weiteren KfW-Corona-Programme werden derzeit in die Antragsstrecke integriert und sollen bis zum 22. April 2020 zur Verfügung stehen. CAPTIQ ist auf die automatisierte Bewertung und Bearbeitung vieler Kredite unter 1 Millionen Euro Volumen spezialisiert, eigentlich ausschließlich für Kammerberufler. Das habe es einfacher gemacht, erklärt Braun: „Unser Produkt kann man sich wie einen Baukasten für Kreditstrecken vorstellen. Da war es für uns naheliegend, diese Struktur auf Anträge für KfW-Schnellkredite zu übertragen.“

Das universell einsetzbare Tool kann von jeder Bank individuell genutzt und über einen Link z. B. auf der Webseite der Bank platziert werden. Die Kunden können den Kredit so digital beantragen und alle Unterlagen einreichen. Die Einbindung des Links auf der Webseite halte den IT-Aufwand für die Hausbank gering. Das Geschäftsmodell von CAPTIQ basiere dabei auf einem B2B-Ansatz, weshalb die Produkte des Unternehmens auf einen Einsatz im Frontend ausgerichtet seien, erläutert Braun: “Daher können wir nur wenige Tage nach Verkündigung des KfW-Schnellkredits eine Lösung präsentieren, welche die Antragsflut für Finanzinstitute umgehend beherrschbar macht. Als Fintech sehen wir uns in der Pflicht, effiziente Möglichkeiten zur Krisenbewältigung auszuarbeiten.”

„Erhebliche Entlastung für die Banken“

Die Idee dahinter sieht so aus: Die Bank erhält den aufbereiteten Antrag sofort übermittelt, angepasst an die Anforderungen der KfW. Individuelle Anpassungen für einzelne Institute können innerhalb weniger Tage umgesetzt werden. Kunden und deren Daten bleiben bei der den Antrag annehmenden Bank. Durch die digitale Selbsterfassung des Kunden werden Anträge effizienter und schneller bewältigt, Prozesskosten eingespart und es kommen mehr dringend benötigte Hilfsmittel beim Kunden an. “Dies bedeutet für Banken und Sparkassen eine erhebliche Entlastung speziell im Frontoffice und für Unternehmen einen enormen Zeitgewinn bis zur Auszahlung der Kredite. Bei der Umsetzung stand im Vordergrund, dass wir den Zugang zu Corona-Hilfsmitteln erhöhen, indem wir für die Banken eine individuelle Lösung anbieten und diese Ihren Kunden in der eigenen Corporate Identity zur Verfügung stellen können.”, so Co-Gründer und Geschäftsführer Lorenz Beimler. “Da KfW-Corona-Hilfen nur über die Hausbank beantragt werden können, möchten wir mit dieser Lösung schnelle Abhilfe leisten.” Als Venture des Company Builders Fincite kann CAPTIQ auf den zu erwartenden Antragsansturm auf ausreichend Entwickler- und Serverkapazitäten zurückgreifen.

 „Es würde uns sehr freuen, wenn unsere Lösung breite Anwendung findet und wir dadurch dazu beitragen können, dass dem Mittelstand schnell dringend benötigte Liquidität zufließt“, schließt Braun ab.

KfW-Schnellkredit 2020

Für Anschaffungen (Investitionen) und laufende Kosten (Betriebsmittel) können Unternehmen seit 15. April 2020 den neuen KfW-Schnellkredit 2020 beantragen. Der Kredit wird zu 100 Prozent abgesichert durch eine Garantie des Bundes, was die Chancen für eine Kreditzusage deutlich erhöhen soll. Die Hausbanken tragen kein eigenes Risiko. Sie können eine vereinfachte Kreditprüfung vornehmen. Damit soll sichergestellt werden, dass das Geld schnell da ankommt, wo es besonders dringend gebraucht wird.

Der maximale Kreditbetrag beträgt bis zu 25 Prozent des Jahresumsatzes 2019. Unternehmen mit bis zu 50 Beschäftigten erhalten maximal 500.000 Euro, Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten erhalten bis zu 800.000 Euro.

Viel Veränderung im vergangenen Jahr

2019 war von CAPTIQ übrigens schon in unserer Rubrik 5 Fragen an … zu lesen. Seitdem habe sich viel getan, berichtet Braun: „Wir haben eine weitere Finanzierungsrunde gestemmt und somit nun insgesamt über 1 Mio. Euro an Eigenkapital aufgenommen. Wir haben unser Geschäftsmodell geschärft und weitere Partner für den Vertrieb an uns binden können. Last but not least steht unsere Struktur für die Refinanzierung der Kredite, die an die Kammerberufler vermittelt werden sollen. Wir emittieren zurzeit eine Anleihe und haben von Creditreform als erste Lending-Plattform in Europa ein Investment-Grade-Rating erhalten. Das ist die Voraussetzung dafür, dass die Anleihe von institutionellen Investoren wie Pensionskassen erworben werden kann.“

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