„Genossenschaften sind sind ein cooles Mind- und Toolset“ – André Dörfler, R+V
André Dörfler

Genossenschaften sind im voll Trend und gestalten Zukunft, findet André Dörfler, Innovation- und Changemanager bei der R+V Versicherung (Wiesbaden). Um die Genossenschaftsidee zu stärken und die Zahl der Genossenschaften in Deutschland zu erhöhen, hat Dörfler mit seinem Team das MakerCamp Genossenschaften organisiert, das im Januar 2020 in Wiesbaden stattfand. Wir haben mit Dörfler über die Veranstaltung, die Genossenschaftsidee und Social Entrepeneurship geredet.

„Das war eine tolle Veranstaltung. Wir haben so vielfältige Akteure aus genossenschaftlichen Unternehmen und Verbänden, Innovation, Nachhaltigkeit, Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft zusammen gebracht wie noch nie“, freut sich Dörfler. Das erklärte Ziel, zu dem das MakerCamp beitragen soll: 30.000 Genossenschaften bis 2030 in Deutschland. Das bedeutet eine Vervierfachung innerhalb von zehn Jahren. Dörfler ist guter Dinge, die Motivation sei hoch: „Wir haben eine richtige Aufbruchstimmung, Genossenschaften nach vorne zu bringen und mit deren Werten gesellschaftliche Probleme und Herausforderungen zu lösen“.

Projekte direkt angehen

Im MakerCamp wurden Projekte initiiert, um die Infrastruktur für die Gründung für Genossenschaften zu verbessern. Die Projekte starten gerade und die Teams werden interdisziplinär besetzt, d. h. mit Menschen aus der Genossenschafts-, Startup- und Social Entrepreneurship-Szene. Eines der Projekte beschäftigt sich damit, wie mehr Know-how über Genossenschaften in Gründungsberatung und -zentren kommen kann. So ist unter anderem die Idee entstanden, im Alten Gericht in Wiesbaden, das gerade vom heimathafen Wiesbaden zum Laufen gebracht wird, Beratung und Unterstützung für die Gründung von Genossenschaften anzubieten. Außerdem wird mit den sieben Impact Hubs in Deutschland über den gleichen Gedanken gesprochen.

Genossenschaften sind nicht nur eine Unternehmens- und Rechtsform, sondern viel mehr, so Dörfler. Nämlich hybride Organisationen, die die Stärken von Unternehmen und Vereinen zusammenbringen – und so einen Beitrag zu einer besseren Welt leisten. „Werte wie Solidarität, Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Fairness stecken in der DNA von Genossenschaften. Sie sind weit mehr als eine langweilige Rechtsform, sie sind ein cooles Mindset und Toolset für nachhaltiges Wirtschaften und solidarisches Handeln“. Genossenschaften könnten so viel besser zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung der UN beitragen, die vor fünf Jahren festgelegt wurden – denn sie haben keine Gewinnmaximierung zum Ziel und leisten Beitrag zur Gesellschaft. Sie sind gemeinwohlorientiert. „Generell sind wir immer auf der Suche nach coolen Ideen, die neu entwickelt und mit Franchising vervielfältig werden können“, erklärt Dörfler.

Enormer Bedarf an Genossenschaften

Der Bedarf dafür sei enorm, so Dörfler. Herausforderungen wie die Energiewende und bezahlbarer Wohnraum könnten von Genossenschaften angegangen werden. „Wir haben rund 900 Energiegenossenschaften und 2000 Wohnungsgenossenschaften in Deutschland, aber wir brauchen noch viel mehr.“ Die Infrastruktur für Gründungen sei zwar da, jedoch muss sie deutlich verbessert werden. Dazu zählt auch, dass Genossenschaften oft keinen guten Zugang zu Finanzierungs- und Förderungssystemen haben, weil sie in der Öffentlichkeit nicht so stark bekannt seien. Um das Bild einer schnöden Rechtsform zu korrigieren, hat R+V die Gründung der ersten hessischen Schülergenossenschaft „Green Leibniz“ am Gymnasium Leibnizschule Wiesbaden initiiert und unterstützt. In der Schülergenossenschaft treffen die SchülerInnen selbständig unternehmerische Entscheidungen und lernen nachhaltiges Wirtschaften und solidarisches Handeln. Für Dörfler ein erfolgreiches Projekt: „Schülergenossenschaften zeigen, wie jung und frisch die Genossenschaftsidee ist“.

Und Dörfler persönlich? Er ist Innovationsmanager nicht zuletzt aus persönlichen Gründen: „Ich bin ein sehr werteorientierter Mensch. Als Innovationsmanager arbeite ich daran, das Mindset und Toolset von Gründern, Startups und innovativen Unternehmen mit Nachhaltigkeit und Genossenschaften zu verbinden.  Ich vereine die Kräfte von Genossenschaften mit Social Entrepreneurship und Social Business.“

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