Weltpremiere für die Flugdrohnen von Wingcopter aus Darmstadt
Foto: Wingcopter

Weltpremiere für die Flugdrohnen von Wingcopter: In einem bundesweit einzigartigen Projekt konzipieren und testen die Frankfurt University of Applied Sciences, Merck und der Drohnen-Hersteller Wingcopter derzeit den Einsatz von Lieferdrohnen in der standortübergreifenden Werkslogistik. Vergangenen Mittwoch fand der erste Test statt. Wingcopter testet erfolgreich Drohne zwischen Germsheim und Darmstadt

Eine besondere Herausforderung bei dem weltweit wahrscheinlich ersten Flug seiner Art: Zur Drohne besteht nicht immer Sichtkontakt – und das in der Metropolregion Frankfurt-RheinMain mit all seinen Strom- und Zugtrassen, Straßen und Industriegeländen. Bei den Tests werden Pigmentproben mit einer Wingcopter-Lieferdrohne aus dem Merck-Werk Gernsheim zum Labor im rund 25 km entfernten Stammsitz des Wissenschafts- und Technologieunternehmens in Darmstadt geflogen, wo sie zur Sicherstellung der Qualität im laufenden Produktionsprozess analysiert werden müssen. „Das Projekt zeigt das spannende Potenzial für die Anwendung unserer Wingcopter-Drohnen in der werksübergreifenden Logistik. Und es zeigt, dass wir mit unseren Wingcoptern nicht nur medizinische Güter in schwer zu erreichende Gegenden in Entwicklungs- oder Schwellenländern liefern können, sondern es auch diverse Anwendungsfälle für uns in Industrieländern gibt“, erklärt Ansgar Kadura, COO von Wingcopter.

Ziel ist langfristiges Geschätftsmodell

Kernaufgabe des Projekts namens „ProGeDa – Probenstransport zwischen Gernsheim und Darmstadt“ ist es, ein langfristiges Geschäftsmodell zu entwickeln. Zuvor ist beispielsweise täglich ein Kleintransporter die Strecke zweimal gefahren. Durch die Drohnen können Zeit, Emissionen und Arbeit gespart werden. Die Zusammenarbeit der Projektpartner laufe dabei vorbildlich, so Kadura von Wingcopter: „Mit Merck als starkem Industriepartner haben wir seit unserer Zeit im Accelerator-Programm im Innovationszentrum von Merck auf die Umsetzung dieses Projektes hingearbeitet. Wir werden gemeinsam mit den Projektpartnern einen Abschlussbericht erstellen und Wirtschaftlichkeit, Zeitersparnis und die Beiträge zur Nachhaltigkeit und bedarfsorientierten Lieferung analysieren. Wir freuen uns über diesen ersten Schritt zur Etablierung drohnenbasierter Lieferservices für Deutschland.“

Sehen so die Paketboten der Zukunft aus? Ja, sagen die Gründer von Wingcopter.
Sehen so die Paketboten der Zukunft aus? Ja, sagen die Gründer von Wingcopter. Foto: Wingcopter

Förderung durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur

Das Research Lab for Urban Transport (ReLUT) von Prof. Dr. Kai-Oliver Schocke von der Frankfurt UAS leitet das Projekt und evaluiert es mit Unterstützung von Keimer Aviation. Schwerpunkt des ReLUT sind die Entwicklung von wirtschaftlichen und ökologischen Lösungen für Liefer- und Frachtdienste. Das Startup Wingcopter hat die Spezial-Drohne entwickelt, plant und führt den Flugbetrieb durch und koordiniert alle luftfahrtrechtlichen Fragen. Merck steuert den Gesamtprozess und stellt die zu transportierenden Güter. Das laufende Projekt wird im Rahmen der Förderrichtlinien Modernitätsfonds („mFUND“) mit insgesamt 107.000 Euro durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert. Diese Förderung erhalten Wingcopter und die Frankfurt UAS. Wingcopter wurde für das Projekt ausgewählt, da seine Drohnen alle Eigenschaften für den Luftfrachtverkehr zwischen zwei oder mehreren Werken aufweisen: Sie können auf kleinstem Raum senkrecht starten und landen, dank ihres Schwenk-Rotor-Mechanismus aber auch größere Strecken deutlich effizienter, schneller und leiser zurücklegen als herkömmliche Multicopter.

Drohnenflüge als Garant von Nachhaltigkeit

Im Mittelpunkt des Projekts steht die Bestimmung einer optimalen Route zwischen den beiden Standorten unter Berücksichtigung verschiedenster Rahmenbedingungen (Luftfahrtrecht, Umweltschutz, geeignete Start- und Landeflächen, Bodenprozesse, Kosten etc.). Die drei Kooperationspartner gehen davon aus, dass sich der Transport per Drohne nicht nur als schneller und nachhaltiger, sondern auch als kostengünstiger flexibler erweisen wird. „Mit diesem Projekt werden wir die Nachhaltigkeit von Drohnenflügen zu kommerziellen Zwecken im öffentlichen Raum in allen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie und Soziales – nachweisen. Wir gehen von einer weitreichenden Skalierbarkeit und Übertragbarkeit auf andere Branchen aus“, sagt Prof. Dr. Kai-Oliver Schocke.

Die Drohnen von Wingcopter sind wendig, schnell und leise. Das schafft vielfältige Anwendungsmöglichkeiten. Foto: Wingcopter

Über Wingcopter

Wingcopter hat bereits diverse Projekte erfolgreich durchgeführt, bei denen medizinische Hilfsgüter über lange Strecken in abgelegene Regionen geliefert wurden, u.a. im Rahmen eines sechsmonatigen Pilotprojekts mit DHL und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (giz) in Tansania sowie  auf der Südseeinsel Vanuatu, wo Wingcopter im Auftrag des dortigen Gesundheitsministeriums und unterstützt durch UNICEF über mehrere Monate die Lieferung von Impfstoffen für Kinder erfolgreich erprobt hat. In beiden Tests konnte die bisherige Wartezeit der Patienten von mehreren Stunden oder sogar Tagen dank des Wingcopters auf wenige Minuten reduziert werden. Wingcopter kann somit vielerorts zu einer signifikanten Verbesserung der Gesundheitsversorgung beitragen.

Vor dem Projektstart war das Startup Wingcopter bereits im StartUp – Programm des House of Logistics and Mobility (HOLM) am Flughafen Frankfurt sowie Teil des Accelerator-Programms im Innovationszentrum von Merck. In dieser Zeit arbeitete das Team intensiv im Makerspace des Innovationszentrums und entwickelte mithilfe des Rapid-Prototyping-Labors seine vertikal startende und landende Drohne weiter. Durch den Austausch mit internen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entstand die Idee des ProGeDaProjekts, das im weiteren Vorgehen durch den Merck Accelerator und das Innovationszentrum unterstützt und begleitet wurde.

Über Merck

Merck ist ein Wissenschafts- und Technologieunternehmen und in den Bereichen Healthcare, Life Science und Performance Materials tätig. Rund 56.000 Mitarbeiter arbeiten an Hightech-Lösungen in verschiedenen Bereichen: Von der Entwicklung präziser Technologien zur Genom-Editierung über die Entdeckung einzigartiger Wege zur Behandlung von Krankheiten bis zur Bereitstellung von Anwendungen für intelligente Geräte. 2018 erwirtschaftete Merck in 66 Ländern einen Umsatz von 14,8 Milliarden Euro.

Über Die Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS)

Die Frankfurt University of Applied Sciences zielt auf angewandte Wissenschaft, hohe Internationalität und gelebte Vielfalt. Durch Partnerschaften mit weltweit rund 200 Hochschulen ist die Frankfurt UAS in einer globalen Bildungswelt gut vernetzt. Vier Fachbereiche bieten 72 Studiengänge mit technischer, wirtschaftlich-rechtlicher und sozialer Ausrichtung an. Weiterbildungsprogramme ermöglicht auch Externen berufsbegleitendes, lebenslanges Lernen.

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