Networking mit Impact: Das Ökosystem wächst

Das war der 3. Impact Day Wiesbaden: Die Kulisse könnte symbolhafter kaum gewesen sein. Im Schwurgerichtssaal, wo einst Angeklagte, Verteidiger und Richter Platz nahmen und über die Missstände der Gesellschaft geurteilt wurde, ist ein Ort entstanden, der diese mit Engagement, Herzblut und kreativen Ideen voranbringen soll.  In seinem neuen Hub im alten Landgericht hat der Heimathafen Wiesbaden letzte Woche nun bereits zum dritten Mal mit einem tagesfüllenden Programm zum Impact Day eingeladen. Im Mittelpunkt standen die Themen Impact und Nachhaltigkeit. Rund 150 interessierte Besucher:innen nutzen dort die Chance, sich zu informieren, Kontakte zu knüpfen und auf diese Weise auch ihre Business-Ideen voranzutreiben. 

Aber was genau bedeutet Impact eigentlich?

Das Wort ist heutzutage in aller Munde und man schmückt sich teils sogar gerne damit. Dominik Hofmann, Geschäftsführer vom Heimathafen und Co-Organisator des Impact Days, erklärt, dass für ihn der Begriff “Impact” innerhalb eines Business-Konzepts in vielen Dimensionen interpretiert werden kann: 

“Das Spektrum ist wirklich sehr breit und umfasst von Non-Profit-Organisationen bis hin zu gewinnorientierten Unternehmen jegliche Art von Social Business. Dabei ist es egal, ob man als nachhaltige oder soziale NGO neben Spendengeldern zusätzliche monetäre Mittel generieren möchte oder sich ein Unternehmen durch den Einsatz des eigenen Profits stärker nachhaltig oder sozial engagieren möchte. Im Endeffekt geht es darum, den Businessplan danach auszurichten, durch Ressourcen-Akquirierung mehr Verantwortung in Sachen Klimawandel und Gesellschaft zu übernehmen”. 

Ziel des Impact Days solle deshalb sein, aktiv einen Beitrag zu leisten, Bewusstsein zu schaffen, das Ökosystem der Social Businesses zu vernetzen und auszuweiten, Ressourcen durch qualitativ passende Kooperationen effizient zu nutzen und durch gegenseitige Hilfe die gemeinsame Vision zu verfolgen.

Wie gut das Ökosystem bereits funktioniert, zeigt die Diversität der Anwesenden. Die Plattform bot nicht nur Start-ups und Gründer:innen die Chance, Inspiration für ihre innovativen Ideen zu sammeln und diese vorzustellen – sie räumte auch ausreichend Raum ein für ihre Sorgen, Herausforderungen und offenen Fragen. Denn auch die erfahrenen Persönlichkeiten aus der regionalen Gründerszenen waren sehr engagiert und teilten gerne ihre Expertise zu den Themen PR, Marketing, Finanzen, Management und Organisation. 

Starkes Programm: modular, individuell und breitgefächert

Das Programm war bunt, divers und für jeden etwas dabei. Dies zeigte sich bereits beim Auftakt-Format “Coffee & Connect”. Hier wurde nicht nur die Vision des Impact Days vorgestellt, sondern es wurde auch unter Beweis gestellt, wie breit sich das Spektrum beim Thema Impact tatsächlich entfalten kann. In lockerer Atmosphäre wurden hier verschiedene Stakeholder des Events vorgestellt und ein erster Überblick über die richtigen Ansprechpartner:innen verschafft. Nicht zuletzt kamen bereits hier Akteur:innen aus dem Social Entrepreneurship mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten zu Wort. Beindruckend war der Beitrag von Nici von Alvensleben, die das Sozialunternehmen “Stitch by Stitch” mitgegründet hat, das geflüchtete Schneiderinnen beschäftigt und ihnen beim Ankommen in Deutschland hilft. 

Die Mischung machts! So waren neben Startups natürlich auch Vertreter von bereits etabiertern Unternehmen as der Region.”Der Impact Day Wiesbaden repräsentiert für uns bei Seibert Media (Wiesbaden) eine Gelegenheit zur positiven Veränderung” sagt Teilnehmer Manuel Löffler. “Wir glauben, dass jedes Unternehmen die Kraft hat, eine wichtige Rolle in der Gesellschaft zu spielen. Wir setzen uns aktiv dafür ein, nachhaltige Veränderungen zu fördern und einen positiven Einfluss auf unsere Gemeinschaft auszuüben. Dafür sehen wir im Impact Day großes Potenzial für Austausch und gegenseitige Inspiration. Bei Seibert verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz der gesellschaftlichen Verantwortung. Wir setzen uns für Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit und Bildung ein. Beispiele für unsere Initiativen sind unser Engagement in den Netzwerken Ökoprofit und CSR Regio.net sowie unser Bildungsformat programmieren.de. Diese Bemühungen spiegeln unseren Einsatz für eine nachhaltige Entwicklung wider, sowohl lokal als auch global. In meiner Rolle bei Seibert wirke ich aktiv an der Gestaltung und Umsetzung unserer CSR-Initiativen mit. Es ist mir ein persönliches Anliegen, positive Veränderungen voranzutreiben und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu motivieren, sich aktiv an gemeinnützigen Aktivitäten zu beteiligen. Wir sind davon überzeugt, dass jeder Einzelne einen Beitrag leisten kann, nicht umsonst heißt es in unseren Unternehmenswerten: Wir lieben Veränderung.”

Experten Workshops

Weiter ging es mit verschiedenen Workshops. In zwei Zeitslots von eineinhalb Stunden, je einer am Vor- und einer am Nachmittag, konnten sich Besucher:innen entsprechend ihrer Interessenlage für unterschiedliche interaktive Sessions mit Expert:innen anmelden. Thematisch umfasste das Angebot hier breitgefächerte Fokusschwerpunkte: Von allgemeinen Gründungstipps, Finanzierungsmöglichkeiten und Ressourcen-Akquirierung bis hin zu Kommunikationsstrategien, Design Thinking und der mentaler Gesundheit konnten Teilnehmende hier hilfreiche Learnings mitnehmen, die es Rund um das Thema Gründung zu beachten gilt.

Impact Startups Pop-Up-Ausstellung

Der Impact Day richtete sich allerdings nicht nur auf beratende und informative Formate aus. In einer Pop-Up-Ausstellung in den Fluren des Gebäudes zeigten sechs Impact Start-ups aus dem Ökosystem Präsenz und stellten ihre Produkte und Geschäftsmodelle aus dem Bereich des Social Business vor.  Die Gründer:innen von HOPE4SCHOOL, Die Gute Stunde, Mietzy, Urbany, NaMoWo (Nachhaltige Mobilität im Wohnungsbau) oder Revoltech freuten sich dort über die Möglichkeit, sich über relevante Erfahrungswerte auszutauschen, wertvolle Kontakte für potenzielle Kooperationen zu knüpfen oder neu Sponsoren für sich zu gewinnen. “Beim Impact Day in Wiesbaden soll nicht nur viel miteinander gesprochen, sondern auch wirklich was getan werden”, sagte H.O.P.E Gründer Konrad Licht, und deshalb haben sie eine Spendenaktion für ein kostenloses Schüler Klima-Camp initiiert. Die kleinen Info- Klima-Factsheets, die überall verteilt waren, finden nun vielleicht sogar längerfristig ihren Platz im Heimathafen.

Für Emily von Revoltech, einem Start-up für Sustainable Material Solution, war der Tag ein voller Erfolg. Vor allem weil sie selbst aus Wiesbaden kommt, fühlt sie sich dem Event sehr verbunden: “Die Atmosphäre hier ist super inspirierend. Natürlich ist es eine tolle Möglichkeit für uns, Präsenz zu zeigen und Kontakte zu knüpfen. Vor allem aber die Gespräche sind wirklich wertvoll und motivieren mich. Man spürt hier bei allen das vorherrschende Mindset und den Tatendrang, tatsächlich etwas bewegen zu wollen.”

Wertvolle Elemente: Coaching Café, das traditionelle schwarze Brett & der Vinokilo Vintage-Kilo Sale

Alle Programm Elemente liefen perfekt ineinander über. Wer nach den Gruppeneinheiten noch offene Fragen hatte, konnte sich für individuelle Beratung am Nachmittag einen 30-minütigen Slot im Coaching Café buchen. Vier-Augen-Gespräche mit Expert:innen ermöglichten hier den Besucher:innen persönliche  Pain Points zu thematisieren, spezifische Fragen zu klären und erlaubten somit einen Deep Dive in relevante Themen wie Finanzierung, Kommunikation, Rechtsformwahl, Buchhaltung, Strategieentwicklung oder Business Plan. 

Neben dem direkten Austausch in Gesprächen mit Mitwirkenden der Impact-Szene und wertvollen Take-Aways aus den interaktiven Sessions in den Räumen des alten Gerichts konnte außerdem ganz traditionell an einer Art schwarzem Brett eine Anzeige aufgegeben werden, welche Ressource oder Information eine Person sucht oder zu bieten hat.   

Einen gebührenden Abschluss fand das Event schließlich am Abend mit einem Kaltgetränk und guter Musik bei der Eröffnung des Pop-Up-Stores von Vinokilo. Im Erdgeschoss des Heimathafens hatten am vergangenen Wochenende Schnäppchenjäger und Vintage-Begeisterten beim größten Vintage-Kilo-Sale Europas die Chance, nach modische Kostbarkeiten und trendigen Raritäten zu stöbern und sich somit den Kleiderschrank auf Basis von Reusable Fashion zu füllen. Vinokilo Gründer Robin Balser ist begeistert von dem Ort, der hier in Wiesbaden geschaffen wurde und sich entwickelt. Fast 100 Mitarbeiter hat sein Startup weltweit. Vor Kurzem zog er den operativen Sitz von Mainz nach Wiesbaden in den Impact Track des Heimathafens, um möglichst nah am Geschehen dabei zu sein.

Durchweg positive Resonanz aus dem Publikum

Mit dieser erfrischenden und abwechslungsreichen Agenda setzte das Heimathafen-Team ein klares Statement für die vielen Möglichkeiten, mit denen man sich sowohl im großen als auch im kleinen Rahmen für Impact und Nachhaltigkeit einsetzen kann. Co-Organisatorin Sarah Gronwald wollte damit keinen Wunsch unberücksichtigt lassen: 

“Die Herausforderung bei der Erstellung des Programms war es, eine gute Balance aus Networking, Freetime, Coaching und Workshops zu finden und dabei natürlich auch verschiedene Perspektiven einzubeziehen. Der Grundgedanke war eine modulare Gestaltung des Events mit dem Ziel, individuellen Bedürfnissen und Prioritäten Raum zu geben. Oftmals zeigt sich allerdings erst im Nachhinein, ob dieses Vorhaben auch in der Realität gut fruchtet”. Wie diese Resonanz der Besucher:innen zeigte, waren hier jedoch jede Sorgen unbegründet. 

Nicht nur das Programm war sehr divers gestaltet, sondern auch das Publikum hätte unterschiedlicher kaum sein können. Eine Besucherin steht nach zehn Jahren Backpacking nun mit viel Motivation vor einem weißen Papier und sammelt alles an Input und Inspiration, um eine Idee für ein nachhaltiges Start-up zu finden. Andere wiederum stehen bereits mit einem fertigen Business-Plan kurz vor dem Launch ihres Produktes und suchen konkrete Expertise oder personelle Unterstützung. 

Egal aus welcher Richtung, das Feedback war durchweg positiv. Ein Gründer-Duo, das sich kurz vor der Implementierung seines Start-ups befindet und auf der Suche nach neuen Mitarbeitenden für das Team ist, besuchte den Impact Day auf Empfehlung ihrer Bankberatung und zeigte sich sehr positiv gestimmt: “Die Gespräche sind toll und der Input ist sehr wertvoll. Außerdem sind die Menschen hier wirklich sehr offen und gehen auf einen zu. So kommt man wirklich ohne Schwierigkeiten und total ungezwungen in Austausch.” Es zeigt sich also, dass das Event mehr als gelungen war und für alle Beteiligten einen echt echten Mehrwert mit sich brachte.

Der Heimathafen als Impact Impact Hub in Wiesbaden

Kreative Ideen und Gründungskonzepte können in den Räumlichkeiten des Heimathafens aber nicht nur während des Impact Days vorangetrieben werden. Die Fläche von 2.500 Quadratmetern bietet auch im Alltag viel Raum für Zukunft in Form von Co-Working-Spaces, Eventlocations und Konferenzräumen. Diese konnte man während der angebotenen einstündigen Führungen durch die Hallen des alten hessischen Landgerichts erkunden, sich von der geschichtsträchtigen Umgebung inspirieren lassen und dabei Näheres zur Wiesbadener Stadthistorie lernen. 

Hier geht’s zum Impact Day Aftermovie.

Hier ist das Agenda nochmal im Überblick und bietet auch im Nachgang der Veranstaltung eine ideale Inspirationsquelle mit wichtigen Ansprechpartnern.

Hier geht es zu allen Artikeln aus der Serie.

Dieser Artikel ist Teil der Reihe “Impact Spotlight – Creating Impact Together” im Rahmen des 3. Impact Days Wiesbaden. Die Reihe ist in Auftrag und Zusammenarbeit mit StartHub Hessen, der zentralen Anlaufstelle für Start-ups in Hessen. Ein Projekt des Landes Hessen und Teil der Hessen Trade & Invest GmbH.

Das letzte Gründerfrühstück in 2023 findet am 13.12. statt. Jetzt anmelden.

Stay Tuned!

Sunday Briefing - Dein kostenloser Newsletter aus dem Startup- und Innovations-Ökosystem FrankfurtRheinMain direkt ins Postfach.

Sunday Briefing - Der kostenlose Newsletter für Startups und Innovation in FrankfurtRheinMain.