Die Digitalisierung der Baubranche
Das Modular One Team

Mit seinem Startup “Modular One” will Moritz Hofmann die Baubranche digitalisieren und richtet sich vor allem an den Mittelstand. Hierfür nutzt das Startup nicht nur die BIM-Methodik, sondern auch Augmented Reality, Innovationsgeist – und Humor.

Moritz Hofmann hat viel zu sagen. Sein Lachen ist ansteckend, sein Enthusiasmus, für das was er tut, auch. „Ich hatte immer den Drang zu gestalten“, sagt er über sich selbst. Und wer Moritz Hofmann erlebt, merkt schnell, dass der gebürtige Gießener aus voller Überzeugung gegründet hat und für seine Ziele brennt.

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Dieser Beitrag ist Teil unserer Kolumne Mittelhessen Spotlight. Hier präsentiert unser Kooperationspartner Foundershub Mittelhessen regelmäßig ausgewählte Artikel aus der mittelhessischen Gründungsszene, um die Vernetzung der Ökosysteme Frankfurt Rhein Main und Mittelhessen zu stärken.

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Schon während seines Masterstudiums begann er als Berater für Konzerne in der Baubranche zu arbeiten, wie für die Hochtief AG und DB Engineering and Consulting. “Dort habe ich gemerkt, dass diese großen Unternehmen die BIM-Strategie nutzen, damit sie erfolgreicher sind.” Moritz erlangte seinen Masterabschluss in Bauingenieurwesen an der THM. Besonders faszinierten ihn digitale Themen, denen er im Studienschwerpunkt “5D BIM – Virtual Design and Construction” begegnete. BIM, “Building Information Modeling” (BIM), was auf deutsch so viel wie “Bauwerksdatenmodellierung” bedeutet, weckte seine Neugier besonders. BIM  ist eine Arbeitsmethode, die auf partnerschaftlicher Projektzusammenarbeit und digitalen Methoden beruht. “Mit BIM kann man anhand von Daten, die das allerwichtigste sind, Effizienzgewinne und Sinnhaftigkeit ziehen – wenn man zusammenarbeitet,” erklärt Moritz, “unser Startup will als Schnittstelle Mittelständler verbinden, um ihnen den Einstieg in die Digitalisierung und in die Arbeitsmethodik BIM erleichtern.”

Was kann BIM?

Decken, Fenster, Türen, der Energieverbrauch, Wände aus Holz, Lehm oder Mauerwerk – all das sind grundlegende Informationen unser aller Behausungen, die Moritz und sein Team in einem digitalen Modell zusammenbringen und in einem Datengerüst visuell darstellen. “Denn so kann jeder, der an der Wertschöpfungskette beteiligt ist, davon profitieren. Egal ob Architekt, Handwerker, Bauingenieur oder Bauplaner, alle haben ein Interesse daran. Und ganz nebenbei bringt das auch ansatzweise die Wertigkeiten den Menschen nah,” erklärt Moritz den Nutzen von BIM.

Auch gedruckte Pläne, die oft noch in der Bauwirtschaft zum Einsatz kommen und schnell nicht mehr dem aktuellen Stand entsprechen, können durch BIM ersetzt werden.

Die Gebäude, in denen wir leben und arbeiten haben meist noch einen sehr hohen Energieverbrauch und sind für viele Treibhausgasemissionen verantwortlich. “Wenn wir also die Klimakrise bewältigen wollen, dann muss sich etwas in der Baubranche tun,” auch in diesem Zusammenhang kann BIM Aufschluss und Vorteile liefern erklärt Moritz.

Der Mittelstand: genial und mutlos?

Während seiner Praktika im Bachelorstudium hat der Gründer “die Genialität des Mittelstandes gespürt. Mich hat zutiefst beeindruckt, dass Unternehmen mit teilweise nur zehn Mitarbeitern bei Problemen auf der Baustelle schnell eine Lösung aus dem Ärmel schütteln. Kleine Teams lösen riesige Probleme, die haben eine unglaublich krasse Expertise in dem was sie tun,” erklärt er seine Faszination für den Mittelstand. Was dem Mittelstand aber fehlt, sind laut Moritz, finanzielle und personelle Ressourcen und “vielleicht der Mut, den Einstieg in die Digitalisierung zu wagen.” Auf Basis dieser Erfahrungen gründeten er, David Handrick und Sascha Homfeld 2019 die Modular One GmbH.

Startup Weekend Mittelhessen als Impulsgeber

Modular One ist nicht Moritz’ erste Gründung. Unter anderem war er Mitgründer von “bashtag”. Mit diesem Startup nahm er bereits 2018 an der Startup Weekend Mittelhessen teil, von dessen Inspiration er bis heute profitiert. “Es war wirklich wahnsinnig viel Input,” erinnert er sich zurück, “spannende Gespräche, seine eigene Idee vorzustellen, mit Coaches zu arbeiten, die einen prüfen, aber auch mit einem nach Lösungsansätzen suchen, das war richtig spannend. Gerade weil es ganz praxisnah war, zum Beispiel wie man sich einem passenden Pricing für sein Produkt nähert.” “Es ist das Event in Mittelhessen für alle, die unternehmerisch tätig werden wollen,” fasst er zusammen.

Eine Begegnung mit Folgen

Durch einen glücklichen Zufall lernte er Guido Emmelius, den Geschäftsführer von Mittelstand.ai kennen. Mittelstand.ai ist eine Tochtergesellschaft der Volksbank Mittelhessen, die sich besonders mit Innovationen im und für den Mittelstand engagiert. Auch das Thema Gebäude spiegelt sich im Portfolio wider. Emmelius fragte Moritz, ob Modular One Daten über Gebäude erzeugen und diese strukturiert an Mittelstand.ai übergeben kann. Mit diesen Daten könnten Finanzberater, die die Kredite bearbeiten, zukünftig genauer bewerten und prüfen, ob die Leistungen auf den Baustellen überhaupt erbracht werden. “Genau dafür ist BIM da. Diese Begegnung war ein großes Glück für uns. Bei dem Zusammenschluss mit Mittelstand.ai bzw. der Volksbank Mittelhessen stand nicht einzig das benötigte Kapital, sondern vor allem das weitreichende Netzwerk und das bestehende Ökosystem der Bank im Vordergrund. Als Finanzdienstleister sind sie natürlich in verschiedenste Bauprozesse involviert und kennen unheimlich viele Unternehmen in der Region, gerade im mittelständischen Bereich, das war einfach ein Match,” erzählt Moritz begeistert.

Visionen vs. Starrköpfigkeit

Doch auch bei all den positiven Aspekten stößt das Startup häufig auf Zurückhaltung. “Es kam immer mal die Frage auf, was es im Einzelfall bringt und was es kostet. Das war sehr mühsam,” berichtet Moritz. “Wir erleben hier eine Auseinandersetzung verschiedener Generationen und Denkweisen, das ist eine große Herausforderung,” erzählt er. “Modular One lebt und arbeitet eher den amerikanischen Visionsgedanken, dabei stoßen wir aber auch mal auf mitteleuropäische Starrköpfigkeit. Wir wollen in unseren Gesprächen nicht nur mit Zahlen sondern auch mit Emotionen und Augmented Reality überzeugen. Das kommt nicht immer gleich gut an,” sagt er augenzwinkernd.

“Ich habe ein sehr gefestigtes Bild darüber, wie sich die Zukunft gestalten wird. Wir als Startup sehen uns nicht als Retter der Welt. Aber wir wollen unser Wissen teilen und Unternehmen dabei helfen, grundlegende Herausforderungen zu meistern. Und ganz nebenbei mischen wir die eher trockene Baubranche mit Innovation, Emotionen und ein bisschen Spaß auf,” lacht Moritz.
Und wir sind uns sicher, dass Moritz und seinem Team das gelingt.

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