Car-Sharing ist Caring – in Zukunft wird geliehen

Noch mehr SUVs? Na klar, sagt Guido Arndt von stromerX. Der Clou: Das Startup mit Sitz in Kelsterbach am Frankfurt Airport vermietet batteriebetriebene SUVs auf Langzeit. Wie das funktioniert, erzählt uns Arndt im Interview.

Von außen sind sie von nichts zu unterscheiden: Schick, modern und leiser als ihre benzinbetriebenen Geschwister. Mit der passenden Ladestation können sie über 150 Kilometer mit nur 18 Minuten Ladezeit fahren. Für die meisten mehr als genug, um zur Arbeit und zurückzufahren.

Bei dem Startup kann jeder Zeitraum gemietet werden, das heißt tage-, wochen-, monats- oder jahresweise. Für den Bestseller SUV geht’s über drei Jahre mit stolzen 1.177 Euro im Monat für die Fahrzeuge los, aber hier kommt das Besondere hinter stromerX ins Spiel. Langzeitmieter:innen können ihre Autos zwischenzeitlich auch weitervermieten. Das kann für einen Nachmittag sein, oder für ein ganzes Wochenende. Eben dann, wenn der oder die Hauptmieter:in das Auto nicht braucht, zum Beispiel während des Arbeitstags im Büro. Wenn man so sein Auto für zwei Wochenenden weitervermietet, dann sind bis zu 20% des Mietpreises schon gespart, rechnet Arndt vor. „Wir kümmern uns natürlich auch um die coronagerechte Reinigung“, so Arndt weiter. Seit dem Start in Rhein-Main im Juli hätte so schon eine zweistellige Anzahl an Kund:innen die E-Mobilität für ein Wochenende ausprobiert.

Der Vorteil des stromerX Modells: Sein Auto spreche gleich mehrere Personas an: Ein Zweipersonenhaushalt komme damit genauso gut in ein verlängertes Wochenende wie eine Familie, die das große Auto regelmäßig für Einkäufe, für die Kinder oder für Urlaubsfahrten benutzt. stromerX bewegt sich damit m Premiumsegment. „Unsere Kund:innen sind vor allem businessorientiert und interessieren sich für nachhaltige Elektromobilität. Billig und Standard kann jeder“, erklärt Arndt. Genau deswegen hätten sie bei stromerX auch viel Wert auf das Kundenerlebnis gelegt. Zustellung, Reinigung, Aufladen, alles drin im Paket bei der Kurz- & Langzeitmiete. „Wir achten bei der Vermittlung von Kurzzeitmieten und Langzeitmieten auch darauf, dass Mieter und Vermieter gut zueinander passen“, so Arndt weiter.

Gut 350 Kilometer Reichweite

Eine Reichweite von gut 350 Kilometer und einer Schnellladefunktion dürfte für die allermeisten Trips ausreichen. „Alles ab 300 Kilometer Reichweite ist akzeptabel, dann zählt viel eher die Ladegeschwindigkeit“, erklärt Arndt, wenn er auf die in Deutschland verbreitete Kritik an mangelnder Verfügbarkeit von Ladestationen und der begrenzten Reichweite angesprochen wird. Viel wichtiger seien überall Schnellladestationen und natürlich das zum Schnellladen fähige Auto. Diese Schnellladestationen seien bei längeren Autobahnstrecken schon heute gut vorhanden, aber vor allem in der engen Stadt und auf dem Land noch nicht in ausreichender Zahl da. Das aber werde sich ändern, und dann sei stromerX zur Stelle. Denn die Mobilität der Zukunft sei intermodal, prophezeit Arndt: „Das heißt, wir werden verschiedene Fortbewegungsarten miteinander verbinden.“

„Damit werden Anbieter wie wir zukünftig mehr und mehr Kilometer mit unterschiedlichen Fahrzeugen verkaufen und nicht mehr jeder nur ein einziges Fahrzeug kaufen“, ergänzt Dr. Jörg Kariger, Mitgründer des Unternehmens. Das Leihmodell trage damit auch der Verkehrswende Rechnung – schließlich würden so insgesamt weniger Fahrzeuge in Deutschlands Innenstädten und Ballungsgebieten benötigt, die heute einen Großteil ihrer Zeit einfach stünden und in der Regel verteuerte Parkgebühren kosteten.

stromerX will Flottenmanager werden

Der Masterplan von stromerX geht aber noch einen Schritt weiter. Das Startup möchte sich zu einem Flottenmanager weiterentwickeln – das in Zukunft auch selbstfahrende Autos verleiht. Elektroautos sind dabei im Prinzip nur eine Brückentechnologie. „Autonome Fahrzeuge werden ein Vielfaches mehr kosten als unsere heutigen. Da zum aktuellen Fahrzeug noch intensive Rechenleistung im Betrieb hinzukommt“, sagt Arndt. Wenn man für ein Auto dann also auf einmal 250 000 Euro bezahlen muss, bleibe das nur erschwinglich, wenn sich viel mehr Menschen diese Investition zum Beispiel in Form eines Leihmodells teilen, erwarten Guido Arndt und Mitgründer Dr. Jörg Kariger.

Kennengelernt haben sich Kariger und Arndt an der Universität St. Gallen – beide haben dort Logistik studiert. Dabei kam ihnen dann die Idee mit stromerX und es wurde schnell gegründet. Seit 2019 gibt es das Elektromobilitäts-Startup, seit Sommer 2020 ist es am Markt.

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