Exklusiv: Twinsity schließt siebenstellige Seed-Runde mit dem C3 Fund: FinLab EOS VC ab
Fabien und Uwe Chalas (Foto: Twinsity)

Twinsity bildet die Realität im 3D-Modell ab, direkt abgefilmt per Drohne. Die Anwendungsfälle dafür sind vielfältig: Schwer zugängliche Stellen bei Brücken oder Dächern können inspiziert werden, in Zukunft kann nicht nur die Baubranche von der Technik profitieren, sondern auch Versicherungen und die Polizei.

Fabien Chalas ist 24 Jahre und bereits CEO eines Startups. Gegründet hat er Twinsity zusammen mit seinem Vater, Uwe Chalas. Fabien ist Softwareentwickler, genau wie sein Vater. Mittlerweile fokussiert er sich aber mehr auf die Geschäftsentwicklung und die Führung des Software-Startups. Und das hat große Ziele: „Längerfristig wollen wir von einem reinen Software-Unternehmen zum Full-Service Provider werden“, erzählt Chalas von seiner Vision. Er ist eingespielt als Geschäftsführer, das merkt man ihm beim Reden an.

Das 2019 gegründete Startup Twinsity entwickelt SaaS-Lösungen für digitale 3D-Replikas realer Objekte, sogenannte digitale Zwillinge. Mit Twinsitys SaaS Plattform TwinSpect können hochdetaillierte Inspektionen von Infrastrukturen, Gebäuden oder Industrieanlagen virtuell durchgeführt werden. Die Nutzer:innen können dadurch Schadstellen identifizieren, markieren, ausmessen und kollaborativ mit ihrem Team arbeiten, ohne vor Ort sein zu müssen. Anwendungsfälle lägen dabei in vielfältigen Bereichen: Feuerwehren in Bayern würden jetzt schon mit Drohnen ausgestattet, um mit der Wärmebildkamera Glutnester zu identifizieren, auch Tatorte könnten bald mit einer Drohne eingescannt und digital haargenau dargestellt werden, erzählt Chalas. Im Moment vertreibt Twinsity die Software, langfristig soll der ganze Prozess in der Hand des Startups aus Breuna in Nordhessen liegen.

Jetzt geplant: Die Weiterentwicklung von Twinsity

Zunächst auf der Liste stehen aber erst einmal die Weiterentwicklung von Twinsity. Die Chancen und Anwendungsfälle, die in der Technik der digitalen Zwillinge liegen, seien „unglaublich“, steht für Chalas fest. Geplant ist außerdem die Integrierung einer Blockchain-Technologie. Virtuell durchgeführte Gutachten sollen so fälschungssicher werden.

Angefangen hat die Geschichte von Twinsity schon 2010 in Kassel: Der Entwickler gründete damals ein Startup, das gewerbliche Kamera-Drohnen baute und mit einer Software ausstattete, die hunderte Bilder von Zielobjekten in schneller Abfolge erstellen konnte. 2014 gelang der Exit, Fabien Chalas hatte zu der Zeit auch schon bei seinem Vater in der Firma gearbeitet.

 „Bis zu dem Zeitpunkt gab es zwar 3D-Modelle aus den Bildern der Drohnen, aber die waren nicht gut genug“, so Chalas. Im Zentrum stand daher die Frage: Wie kann man die erzeugten Informationen so nutzen, dass sie mithilfe einer Computergrafik gewinnbringend genutzt werden können? 2019 gründen die beiden zusammen Twinsity, bekommen ein Pre-Seed Invest von einem Business Angel, bauen das Team und das Produkt aus, ziehen die ersten Kund:innen an Land.

„Ein intuitives Nutzererlebnis“

Der echte Mehrwert entstünde immer erst, wenn Funktionen aus der Technik abgeleitet werden, erklärt Chalas weiter. Es wird also erst so richtig interessant, wenn mögliche Kund:innen die Technik auch für sich selbst nutzen können. Und deswegen hat Twinsity sein erstes Produkt Twinspect entwickelt. Ein besonderer Fokus der Anwendung liegt auf einer intuitiven Nutzung und der hohen Benutzerfreundlichkeit des Interfaces. “Menschen aus dem Ingenieur- und Architekturbereich haben keine Zeit, sich in komplizierte neue Lösungen einzuarbeiten. Deswegen mussten wir die Nutzung so angenehm wie möglich gestalten”, so Chalas. 

Jemand, der bei der Entwicklung der Technik zum fertigen Produkt maßgeblich mitgeholfen hat, ist Hardy Isken. Der ehemalige Gründer ist heute frei tätig, als Berater und Interimsmanager. Bei Twinsity ist er 2020 eingestiegen. Das Team bestand zu der Zeit vor allem aus lupenreinen Techniker:innen und Entwickler:innen. Die Sales-Abteilung wurde aufgebaut, ein Customer Relationship Management Tool implementiert und ein Business Plan aufgestellt. Ganz wichtig: Zusammen haben sie auch ein Pitchdeck aufgebaut, das letztendlich zum Erfolg geführt hat: Isken kannte das C3 Management Team, welches den neuen FinLab EOS VC Fond in Frankfurt managed durch eine langjährige Zusammenarbeit mit diesem. Isken war für Twinsity also ein doppelter Gewinn, Ende September ist er aus dem Unternehmen ausgeschieden.

„Der nächste logische Schritt“

Die Rollen von Fabien und Uwe Chalas sind in dem Startup übrigens genau getrennt. Fabien ist der Geschäftsführer, Uwe Chalas widmet sich der Forschung. „Mein Vater hat natürlich durch seine vorigen Gründungen sehr viel Erfahrung. Große Entscheidungen treffen wir daher häufig zusammen. Aber da wir ein eingespieltes Team sind, verstehen wir uns blind.“, beschreibt Fabien Chalas. Generell sei die Führung einer Firma auch gar nicht so weit entfernt von der Softwareentwicklung. In beiden Bereichen gehe es darum, vorausschauend zu planen und komplexe Probleme zu lösen. Und das sei auch sein Hauptantrieb: Probleme lösen und neue Dinge schaffen: „Daher fühle ich mich sehr wohl mit meiner Rolle. Im Prinzip ist sie der nächste logische Schritt“, sagt der Gründer.

Sunday Briefing - Dein kostenloser Newsletter aus dem Startup- und Innovations-Ökosystem FrankfurtRheinMain direkt ins Postfach.

Sunday Briefing - Der kostenlose Newsletter für Startups und Innovation in FrankfurtRheinMain.