Deutscher Startup Monitor zeigt das Potential der Metropolregion FrankfurtRheinMain
Daniel Spengemann, regionaler Koordinator der NextLevel Startup Initiative bei PwC Deutschland

Gemessen am Datendurchsatz ist der Deutsche Commercial Internet Exchange (DE-CIX) in Frankfurt am Main der weltweit größte Internet-Knotenpunkt – einer der vielen guten Gründe, warum sich zukünftig immer mehr Startups mit digitalen Geschäftsmodellen im Rhein-Main-Gebiet niederlassen werden. Im Interview erläutern Daniel Spengemann und Fabian Karau anhand der Ergebnisse des kürzlich veröffentlichten Startup Monitors Rhein-Main, was die Region besonders macht und welche Herausforderungen bewältigt werden müssen, damit das Startup Ökosystem hierzulande wachsen kann.

Was spricht für Startups für die Gründung in der Rhein-Main-Region?

Daniel Spengemann: Die Rhein-Main-Region zeichnet sich durch eine in Deutschland einzigartige Infrastruktur aus – wir haben den größten Flughafen in Deutschland und stellen sowohl verkehrstechnisch als auch digital mit dem Deutschen Commercial Internet Exchange (DE-CIX) einen Knotenpunkt dar. Wir sind also seit langem ein attraktiver Standort für Unternehmen mit innovativen und vernetzten Geschäftsmodellen. Das gilt bekanntermaßen besonders für die Banken- und Versicherungsbranche, welcher sich 12 % der hier ansässigen Startups zuordnen – zum Vergleich, bundesweit sind es lediglich 4 %. Die Startups der Region zeichnen sich zudem zunehmend durch digitale (73 %) KI-getriebene (49 %) Geschäftsmodelle aus.

Wie gestaltet sich die Suche nach Fachkräften für digitale Startups in Frankfurt und der Region?

Fabian Karau: Neben der Nähe zu großen Corporates sind die hochkarätigen Universitäten ein nicht zu vernachlässigender Faktor für die Rhein-Main-Region. Für 70 % der befragten Startups ist dies tatsächlich die größte Stärke der Metropolregion. Zum einen entstehen hier Ideen, die disruptiv auf ganze Branchen wirken können. Es ist an den universitären Einrichtungen und der Politik, den Studierenden noch mehr Gelegenheiten zu bieten, um ihre Ideen in Ausgründungen zu kanalisieren. Zum anderen können wachsende Startups an diesen Universitäten Fachkräfte für die wachsenden Teams rekrutieren. Auch wenn Krisen-bedingt durchschnittlich 1,7 Mitarbeiter weniger neu eingestellt wurden im Vergleich zu 2019.

Wie finanzieren sich Startups am besten und hat die Krise die Kapitalbeschaffung erschwert?

Daniel Spengemann: Trotz der Nähe zum Kapitalmarkt zeigen die Ergebnisse des Startup Monitors Rhein-Main, dass die Kapitalbeschaffung für Startups weiterhin schwierig ist (2020: 48 %, 2019: 40 %). Die aktuelle Krise hat diese Situation noch verschärft, denn 69 % der Startups aus dem Raum Frankfurt sagen, dass der Ausfall von Veranstaltungen, auf denen sie sich mit potenziellen Geldgebern austauschen könnten, ihr Fundraising erheblich beeinträchtigt hat. Auch wenn sich Venture-Capital Häuser derzeit erstmal auf ihre bestehenden Portfolios konzentrieren, beklagen nur 28 % der Startups in der Region ausbleibende VC-Finanzierungen (32 % bundesweit). So haben dennoch 47 % der Startups zwangsläufig Investitionen verschieben müssen.

Haben die Startups ihr Daily Business aufgrund der aktuellen Krise anpassen müssen?

Fabian Karau: Nicht nur in finanzieller Hinsicht hat die Pandemie Gründerinnen und Gründer der Metropolregion getroffen. Da 55 % eine Verzögerung von Aufträgen registrierten, reagierte eine Mehrheit von 60 % damit, ihre Produkte weiterzuentwickeln. Trotz dieser schwierigen Situation haben nur 34 % der Startups aus dem Rhein-Main-Gebiet staatliche Unterstützungsmaßnahmen in Anspruch genommen – bundesweit waren es dagegen ganze 55 %. Hier lässt sich spekulieren, woher dieser signifikante Unterschied kommt.

Wie bewerten die GründerInnen das Ecosystem im Raum Frankfurt?

Fabian Karau: 51% der Entscheider bewerten das Startup-Ökosystem am Standort Frankfurt und Umgebung als gut – das stellt eine Verschlechterung um fast 10 % zum Vorjahr dar. Da 39% der Befragten bezahlbare Büroimmobilien vermissen, kann man einen Zusammenhang zwischen der Bewertung des Standorts und der ungebremsten Preisentwicklung im Frankfurter Immobilienmarkt vermuten. Abzuwarten bleibt, wie sich die Corona-Krise speziell in Frankfurt am Main, als Büro- und Pendlerstadt, auf die Mietpreise für Büroflächen auswirken wird. Darüber hinaus stellt sich die Frage, inwiefern Startups dauerhaft auf Home-Office und virtuelle Meetings umstellen. An zweiter Stelle wünschen sich 37% der Gründer besseren Zugang zu Kapital. Es werden sowohl der Ausbau staatlicher VCs gefordert, aber auch die Schaffung von Investitionsangeboten für Privatanleger.

Welche Rolle kann die Zusammenarbeit mit Corporates für Startups spielen?

Daniel Spengemann: Die Startups im Rhein-Main-Gebiet bewerten die Kooperationsmöglichkeiten mit etablierten Unternehmen zu 44 % als sehr gut – das ist deutlich besser als bundesweit. Dieser Mehrwert der Region muss in Zukunft weiter ausgebaut werden. Nicht nur um die Innovationsfähigkeit hier weiter voranzutreiben, sondern auch um gemeinsam die Krise zu bewältigen. Das kann auf unterschiedlichsten Wegen geschehen – zum Beispiel Co-Creation, Coaching oder Co-Working. Hier entwickeln immer mehr Corporates entsprechende Programme, wir bei PwC haben beispielsweise auch vor drei Jahren die NextLevel Scale Programme ins Leben gerufen, die genau diesen Zweck erfüllen.

Hier könnt ihr den Startup Monitor Rhein-Main herunterladen.

Autoren

Daniel Spengemann ist Wirtschaftsprüfer bei PwC im Bereich Private Equity & Familienunternehmen und Leiter der PwC-Startup-Initiative NextLevel im Raum Rhein-Main. Durch seine langjährige Erfahrung erkennt er Herausforderungen frühzeitig und unterstützt Unternehmen diese zu bewältigen. Kontakt über LinkedIn oder per E-Mail.

Fabian Karau ist bei PwC im Experience Center/Consulting tätig und ist Regional Startup Business Driver der PwC-Initiative NextLevel im Raum Rhein-Main. Er verfügt über ein großes Netzwerk in der Startup Szene vor allem in München und FrankfurtRheinMain. Kontakt über LinkedIn oder per E-Mail

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