Wer gründet, muss auch sichtbar sein: Sechs Personal Branding Tipps
Gastautorin Marina Zayats ist ist freie Beraterin für Corporate Communication und Digital Personal Branding.

Sollte nicht eher mein Unternehmen im Fokus stehen statt mir? Diese Frage höre ich öfter von Gründern:innen. Das eine schließt das andere nicht aus. Ganz im Gegenteil: Die eigene Persönlichkeit ist ein wichtiger Motor, um auch das Startup sichtbarer zu machen. Du bist als Gründer der Ursprung des Unternehmens und Menschen wollen wissen, wer du bist.

Ein Expertenbeitrag von Marina Zayats

Wir bauen Vertrauen in erster Linie zu Menschen auf und wir interessieren uns seit jeher für Geschichten. Kein Wunder also, dass viele Startups auf ihrer Website die Entstehungsgeschichte der Gründer und des Unternehmens genau aufschreiben. Man denke an die Gründer von Einhorn, Finanzguru oder Amorelie. Genau so bauen Menschen Vertrauen zu dir auf. Weiterer Pluspunkt: Gute Geschichten bleiben im Kopf.

Und diese Entwicklung ist nicht nur auf die Gründerwelt beschränkt. Insbesondere in den vergangenen Jahren und Monaten werden auch CEO’s von Großunternehmen aktiver in LinkedIn. #SocialCEOs are on the rise. Mitarbeiter, Investoren, Kunden, Bewerber und Geschäftspartner schauen zunächst auf die Lenker des Unternehmens und erwarten mehr als nur geschönte Floskeln von der Kommunikationsabteilung. Sie wollen eine klare Haltung, Persönlichkeit und Mut zur Meinung!

Doch wie fange ich an, präsenter zu sein? Was gebe ich Preis? Wie erstelle ich Content? Auf welchen Kanälen?

Anbei 6 Tipps, die dir beim Start deiner Personal Branding Reise helfen:

Social Media ist der Anfang!

Eine Publikation im Business Punk wie die Gründer von Einhorn Kondomen? Ein Podcast im Handelsblatt Disrupt wie die Gründer von Lilium? Bis es so weit ist, muss zunächst eine Basis aufgebaut werden. Menschen müssen erfahren, dass es dich überhaupt gibt. Für diesen Zweck ist insbesondere Social Media gut geeignet. Ich rate jedem sich mit LinkedIn auseinanderzusetzen –  auf keiner anderen Plattform werden derzeit so viele tiefe fachliche Diskussionen geführt. Menschen wollen mehr erfahren zu allen möglichen Themen, die unsere Arbeitswelt bewegen – und den Persönlichkeiten dahinter! Es geht nicht um den Verkauf, sondern um den Austausch und das Bieten von Informationen und Mehrwert.

Deine Personal Brand ist Chefsache

Versuche nicht, sie einfach an dein Marketing, einen Studenten oder eine Agentur auszulagern. Hilfe holen beim Texten ist erlaubt, aber diese Person muss deine Sprache und deine Haltung kennen. Dafür sind regelmäßige Abstimmungen wichtig. Menschen merken, wenn da nur ein Ghostwriter dahintersteckt und das findet keinen Anklang.

Nimm dir zudem Zeit, auf den von dir ausgewählten Kanälen zu interagieren. Insbesondere Social Media ist nicht geeignet, um einseitige Botschaften zu senden. Du musst eine Community aufbauen. Zeitaufwändig? Das geht schon mit 15 Minuten pro Tag. Wer sind die für dich wichtigsten Menschen, die auf LinkedIn unterwegs sind? Kommentiere ihre Beitrage mit deinem Wissen, sei wertvoll und du wirst sehen: Deine eigene Reichweite steigt auch.

Fokus

Ein weiterer wichtiger Aspekt beim Personal Branding: Glasklarer Fokus. Zunächst gilt es, die eigene Positionierung zu erarbeiten. Diese setzt sich aus drei Teilen zusammen:

– Deinen Superkräfte als Gründer (deine Werte, dein Wissen, deine Erfahrung, dein Netzwerk und weitere Assets, die das Gründen überhaupt ermöglicht haben!)

– Dein Ziel mit Personal Branding (Personal Branding ohne ein Business- oder Karriereziel ist bloß reine Selbstdarstellung und Zeitverschwendung)

– Die Zielgruppen, die du erreichen möchtest (du wirst viele verschiedene Menschen erreichen, doch dein Content sollte an deine Zielgruppe gerichtet sein)

Zusätzlich zu einem Elevator Pitch für dein Startup empfehle ich dir als Gründer/in einen Personal Branding Pitch, um diesen Fokus herauszuarbeiten und immer griffbereit zu haben – sowohl in der Infobox auf LinkedIn, als auch im persönlichen Gespräch.

Dein Personal Branding Pitch ist 3 Sätze lang und folgendermaßen aufgebaut:

– Welchen Mehrwert schaffe ich?

– Für wen?

– Und warum bin ausgerechnet ich geeignet, um diesen zu erbringen?

Mehr Infos zum Pitch gibt es hier.

Themen und Botschaften

Nachdem der Fokus steht, geht es an die Themen und Botschaften, die du in Social Media und anderen Kanälen bespielen möchtest. Maximal drei sollten es sein. Mit sechs sehr verschiedenen Themen kann man sich schwer im Kopf von Menschen verankern. Für was stehst du? Dabei sollte es vordergründig nicht um das Produkt deines Startups gehen, sondern um das große Ganze dahinter.

Beispiel: Lea-Sophie Cramer, ehemalige Chefin von Amorelie. Mit ihren 70.000 Followern auf LinkedIn teilt sie ihr Wissen zu Führung, Gründung und Frauen in der Gründerwelt. Zudem teilt sie nie einfach nur Links, sondern schreibt ihre eigene Meinung dazu und postet auch persönliche Bilder. Das macht sie nahbarer und Nahbarkeit schafft Vertrauen und Resonanz!

Content

Wenn ich meine Themen und Botschaften habe, folgt natürlich der Content. Doch woher die Zeit nehmen? Ich empfehle dir, einen Contentspeicher zuzulegen. Sei es in Trello, in einem Word Doc oder in einem Notizheft. Schreibe alles auf, was dir an Ideen begegnet. Inspirationsquellen können Gespräche mit Kunden und Mitarbeitern sein, Artikel in Newslettern, Podcasts etc. Schreibe sie auf. Nach und nach entwickelst du eine Content-Brille und scannst neue Ideen automatisch auf ihre „shareworthyness“ in Social Media.

Überlege dir anschließend, wie oft du posten möchtest. Einmal die Woche reicht am Anfang schon aus, um ein Grundrauschen zu erzeugen. Stelle dir einen Regeltermin ein und nehme dir 30 Minuten, um deine beste Idee aus dem Contentspeicher in Content zu packen.

Idealer Zeitpunkt auf LinkedIn: Dienstag bis Freitag Vormittags! Hier sind viele Nutzer aktiv.

Community & Kontinuität

Vergesse zudem nicht, selbst Content zu konsumieren. So kriegst du ein Gefühl dafür, was gut läuft und wie reichweitenstarke Posts aufgebaut sind. Tipp: Klare Haltung, eigene Bilder, einfache Sprache (niemand mag komplizierte, verschachtelte Texte).

Und wie weiter oben schon angerissen: Nehme dir die Zeit, mit deiner Community zu interagieren. Trage zu passenden Diskussionen bei in der Kommentarfunktion. Das ist die beste Möglichkeit, um auch auf deinen Content aufmerksam zu machen und leichter in Kontakt zu kommen mit deiner Zielgruppe.

Und zu guter letzt:

„Everybody wants viral, but what actually works, is consistent content“ – Gary Vee.

Der ikonische Social Media Guru und Unternehmer trifft den Nagel auf den Kopf. Erwarte nicht, dass dir ein brillanter Post einfällt und du damit sofort 1.000 likes erzielst und 300 Kommentare. Fange an, bleib dabei und du wirst sehen: Deine Personal Brand wird wachsen. Nicht von heute auf morgen, aber stetig.

Ich wünsche dir viel Erfolg auf deiner Personal Branding Reise!

Über Marina Zayats

Marina Zayats ist freie Beraterin für Corporate Communication und Digital Personal Branding. Sie hilft Unternehmen – von Tech Startup bis Konzern – dabei, ihren Außenauftritt gekonnt zu steuern. Dabei befähigt sie Führungskräfte und Teams, ihre Marke bewusst aufzubauen und für sich und das Unternehmen zu nutzen (z.B. im Rahmen von Social Selling, Corporate Influencer und #SocialCEO Programmen). Zudem ist Marina Zayats Gastdozentin für Personal Branding an der Accadis Hochschule in Bad Homburg und der FH Mainz.

Ihr Buch “Digital Personal Branding. Über den Mut, sichtbar zu sein.” ist im August 2020 im Springer Gabler Verlag erschienen.

Event Tipp: Marina zu Gast beim Growth Hacking Meetup am 24.8.20 um 19:00.

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