„Fermentation ist für mich etwas Magisches“ – Gründerinnen-Interview mit Lisa Pfenning

Alkoholfrei, komplex im Geschmack und inspiriert von Sommerabenden in Frankreich: Mit ihrem fermentierten Aperitif will Lisa Pfenning eine neue Genusskategorie schaffen, die Funktionalität und Lifestyle verbindet. Bei der Drink Innovation Challenge der Hochschule Geisenheim konnte sie damit bereits überzeugen und den ersten Platz holen. Aktuell entwickelt sie mit dem Getränketechnologischen Zentrum der Hochschule an ihrem marktfähigen Prototypen. Im Gespräch mit STATION erzählt Lisa, wie aus einer Idee im Ausland ein Produkt mit Zukunft wurde, warum Sichtbarkeit so wichtig ist und welche nächsten Schritte nun anstehen.

Lisa, kannst du dich kurz vorstellen?

Lisa Pfenning: Ich komme ursprünglich aus der Nähe von Wertheim am Main, habe Wirtschaftsingenieurwesen an der TU Dresden studiert und arbeite heute bei DB Cargo in Mainz im Bereich Business Development. Schon während meines Studiums habe ich mich für Innovation und Entrepreneurship begeistert. Außerdem liebe ich es zu reisen: Während meiner Zeit im Ausland (USA, Südafrika, Australien und Neuseeland) habe ich die Welt der fermentierten Getränke für mich entdeckt. Da ich selbst keinen Alkohol trinke und auf dem Markt keine wirklich überzeugende Alternative gefunden habe, habe ich beschlossen, selbst einen Aperitif zu entwickeln. Seit über einem Jahr arbeite ich nun intensiv an meiner Gründungsidee.

Was macht dein Getränk besonders?

Mein Aperitif ist fermentiert und basiert damit auf einer der ältesten Methoden der Haltbarmachung. Die Fermentation erzeugt eine aromatische Tiefe, die man durch einfaches Mischen von Zutaten niemals erreichen würde. Sie beruht auf Mikrobiologie, die man verstehen und steuern muss. Gleichzeitig liegt für mich etwas Magisches darin, wie Hunderte Mikroorganismen durch ihren Stoffwechsel einen lebendigen, komplexen Geschmack entstehen lassen. Das Besondere ist, dass ich Fermentation neu interpretiere: Mein Aperitif schmeckt nicht nach Verzicht oder klassischen Gesundheitsdrinks, sondern erinnert an Sommerabende in der Provence. So entsteht eine neue Getränkekategorie, ein Aperitif, der Lifestyle und Funktionalität vereint.

Du hast die Drink Innovation Challenge der Hochschule Geisenheim gewonnen. Was war entscheidend für deinen Erfolg?

Leidenschaft! Ich habe keinen Mikrobiologie-Hintergrund, habe mir aber gezielt Wissen durch Expert:innen, Studien und Fachbücher angeeignet und arbeite eng mit Fachleuten aus Wissenschaft und Praxis zusammen. Die Jury hat gespürt, dass ich mit Herzblut und Energie dabei bin, und das hat schlussendlich überzeugt. Außerdem hat mein Aperitif die Jury geschmacklich begeistert, weil er eine Komplexität bietet, die man im alkoholfreien Bereich bislang kaum findet.

Sichtbarkeit war für dich ein großes Thema. Warum ist sie so wichtig?

Wer seine Idee nur für sich behält, braucht viel länger, um voranzukommen. Feedback von außen hilft enorm, das Produkt weiterzuentwickeln. Für mich war es ein großer, aber entscheidender Schritt aus der Komfortzone. Gleichzeitig ist Sichtbarkeit wichtig, um frühzeitig Kund:innen, Partner:innen und Investor:innen auf die eigene Vision aufmerksam zu machen.

Welche Rolle spielen Mentor:innen und Netzwerke dabei?

Eine sehr große! Über Programme wie die Gründerinitiative der Handelshochschule Leipzig oder die Gründungsfabrik Rheingau habe ich nicht nur fachlichen Input bekommen, sondern auch sehr inspirierende Mentor:innen kennengelernt. Sie haben mir geholfen, mein Geschäftsmodell zu schärfen, mir gezeigt, dass man als Gründerin nicht allein unterwegs ist und dass man Hilfe annehmen darf. Dieser Austausch hat mir Mut gemacht, meine Idee öffentlich zu teilen.

Welche Unterstützung suchst du aktuell?

Ich suche gezielt den Austausch mit Gastronomie- und Food-Expert:innen, um mein Produkt gemeinsam mit der Branche zu schärfen und erfolgreich in den Markt einzuführen. Mittelfristig möchte ich mein Team um eine Person mit Mikrobiologie-Expertise erweitern. Kurzfristig stehen bis Ende des Jahres die Fertigstellung des Prototyps und erste Tasting-Events mit Gastronomie-Partnern an. Wer Lust hat, meine Reise als Gründerin zu begleiten – von den ersten Tastings bis hin zur Markteinführung findet mich auf LinkedIn. Ich freue mich über Feedback, Austausch und neue Kontakte.


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