Aus dem Aufbau einer eigenen Crowdfunding-Plattform heraus hat sich das Team von CrowdDesk zu einem beliebten Anbieter für den Betrieb von White-Label-Plattformen für die Schwarmfinanzierung entwickelt.
Wir haben den Co-Gründer Jamal El Mallouki zum Interview gebeten.
RMS: Bitte stelle uns Dich und Dein Unternehmen kurz vor.
Mein Name ist Jamal El Mallouki und ich bin neben Johannes Laub Geschäftsführer des FinTechs CrowdDesk. Wir eröffnen Unternehmen einen neuen Zugang zu Kapital und Kapitalmärkten, indem wir ihnen mit unserer Softwarelösung einen White-Label-Digitalkanal bieten, über den sie einfach, günstig und flexibel Kapital einwerben können – egal ob in Form des klassischen Crowdinvestings, Fondsanteilen, Anleihen oder Aktien. Die Grundidee hinter CrowdDesk ist, dass wir Finanzmärkte gerade für die kleinen und mittelgroßen Unternehmen (KMUs) öffnen und deren starke Abhängigkeit von Intermediären wie Banken reduzieren wollten. Der Kapitalbedarf von KMUs zur Finanzierung ihrer Projekte ist groß, wird aber von Banken nur unzureichend gedeckt. Mit unserer Softwarelösung helfen wir KMUs, ihre Finanzierung digital selbst in die Hand zu nehmen und schaffen indirekt darüber hinaus bessere Anlageprodukte für (Privat-)Anleger. Kern unseres Angebots ist die technologische Infrastruktur für alle Prozesse, die standardisierte rechtliche Strukturierung der Finanzierung sowie anwenderfreundliche, rechtssichere Investitionsprozesse. Darüber hinaus kann aus einer Vielzahl an Software- oder Servicemodulen ausgewählt werden, um entweder die Funktionalität um neue Investitonsprozesse zu erweitern oder gemeinsam eine Vermarktungsstrategie auszuarbeiten. Wir bieten unsere Software entweder als Plattformlösung an, über die mehrere Vorhaben unterschiedlichster Art gleichzeitig finanziert werden können, oder in Form einer „Funding-Page“, über die immer nur für ein Projekt zur selben Zeit Kapital eingesammelt werden kann. Die Plattformlösung richtet sich an moderne Finanzinstitutionen, die ihren Vertrieb digitalisieren möchten, während die Funding-Page sich für jeden Mittelständler, Handwerksbetrieb oder jedes Startup eignen kann.
RMS: Wie kam es zur Gründung von CrowdDesk?
Die Idee zur Schwarmfinanzierungs-Plattform kam den anderen Mitgründern Steffen Boller, Johannes Laub und mir unter dem Eindruck der weltweiten Finanzkrise, welche die vorherrschende hohe Intransparenz und Informationsasymmetrie im Finanzbereich offenlegte. Uns schwebte eine bürgerschaftliche und unternehmerische alternative Geldanlage vor und so entstand zunächst unsere erste Plattform, die wir noch aus dem Studium heraus gründeten: LeihDeinerStadtGeld.de.
Wir studierten gemeinsam an der EBS Universität für Wirtschaft und Recht in Wiesbaden und waren kurz davor, eine Karriere im Investmentbanking zu starten. Doch die dortigen Strukturen empfanden wir zunehmend als abschreckend. Stattdessen waren wir der Meinung, dass es für Unternehmen schneller und einfacher möglich sein müsste, Kapital jenseits der Kreditvergabe im traditionellen Banksystem zu beziehen. Diese Idee trieb uns an, somit gründeten wir zum späteren Zeitpunkt auch die CrowdDesk GmbH, um einen Marktplatz für Schwarmfinanzierungen zu schaffen, auf dem sich Unternehmen und Anleger auf Augenhöhe begegnen.
RMS: Wer ist die Zielgruppe von CrowdDesk?
Unser Angebot richtet sich in erster Linie an Unternehmen der verschiedensten Branchen mit Eigenkapitalbedarf, die händeringend nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten suchen. Ihnen bietet die Crowd eine Möglichkeit, ihre Finanzierung zu diversifizieren.
Doch auch Finanzvermittler, Banken und Finanzdienstleister gehören zu unserer Zielgruppe, denn sie bekommen durch eine eigene digitale Finanzierungsplattform die Möglichkeit, auch Unternehmen, die aufgrund ihres niedrigen Eigenkapitals vielleicht bislang nicht berücksichtigt werden konnten, einen neuen Zugang zu Kapital zu eröffnen.
RMS: Wie habt ihr die Finanzierung gestemmt?
Die Finanzierung haben wir zunächst zu großen Teilen selbst übernommen, bevor wir für weiteres Wachstum einen Investor an Bord geholt haben, mit dem wir auch heute noch vertrauensvoll zusammenarbeiten. Ansonsten kam uns sehr zugute, dass wir von Anfang an viele Aufträge und damit Einnahmen hatten.
RMS: Was waren die größten Stolpersteine, die Ihr bisher bei der Gründung und dem Aufbau des Startups überwinden musstet?
Gerade in der Anfangszeit nach der Gründung empfanden wir es als schwierig, das Unternehmen zu führen und gleichzeitig das Produkt zu entwickeln, den Vertrieb voranzubringen und für Wachstum zu sorgen. Auch heute noch ist das nicht immer ganz leicht und es gibt nicht wenige Tage, an denen es einem schwer fällt, von der Arbeit abzuschalten.
RMS: Mit wie vielen Leuten arbeitet Ihr mittlerweile an Eurem Startup?
Zurzeit besteht unser Team aus 15 Mitarbeitern in den Bereichen Projektmanagement, IT und Öffentlichkeitsarbeit. Angesichts des wachsenden Markts und der steigenden Anzahl der finanzierten Projekte, suchen wir jedoch laufend weitere motivierte Mitarbeiter zur Verstärkung unseres Teams.
RMS: Was macht Ihr, um Euren Bekanntheitsgrad weiter auszubauen?
Zunächst versuchen wir im Rahmen unserer Öffentlichkeitsarbeit, CrowdDesk überall dort zu platzieren, wo wir unsere Zielgruppe erreichen – in den Wirtschaftsteilen der reichweitenstarken Tageszeitungen, bei den klassischen Gründermedien sowie in Special-Interest-Formaten. Flankierend dazu nutzen wir wichtige Branchenveranstaltungen, um CrowdDesk dort beispielsweise über Speaker Panels zu positionieren. Und nicht zuletzt können wir uns auf ein breites Netzwerk im Markt verlassen, das unsere Leistungen gerne (weiter)empfiehlt.
RMS: Wo möchtet Ihr in den nächsten 3-5 Jahren mit Eurem Startup stehen?
Unser Ziel ist es, durch die Zusammenführung und Skalierung unserer Angebote einen zentralen Marktplatz für Investitionen zunächst im D-A-CH-Raum zu schaffen, auf dem Unternehmen Kapital erhalten und Anleger attraktive Investitionsmöglichkeiten vorfinden.
Als Abwicklungspartner für den Start und Betrieb von Crowdinvesting-Plattformen wollen wir dabei eine Position erreichen, wie sie heute Paypal in der Zahlungsabwicklung hat.
RMS: Wie siehst Du den Gründungsstandort Rhein-Main? Ist die Region eine gute Gegend für Startups?
In den letzten Jahren haben sich mehr als ein Dutzend Schwarmfinanzierungs-Plattformen und -Anbieter mit jeweils eigenen Schwerpunkten in und um Frankfurt angesiedelt. Die Rhein-Main-Region hat sich somit zu einem Zentrum des Crowdfundings entwickelt. Ein Grund dafür ist wohl Frankfurts Rolle als Finanzplatz. Denn viele Gründer waren zuvor bei einer Bank in der Region tätig oder lernten sich beim Studium kennen – so wie Johannes, Steffen und ich.
RMS: Gibt es irgendeinen Tipp, den Du anderen Gründern mit auf den Weg geben möchtest?
Als Gründer sollte man sich auf das Wesentliche konzentrieren – und keine Zeit bei Diskussionen über das Aussehen von Pfeilen in Präsentationen verschwenden. Zudem sollte man grundsätzlich immer hinterfragen, ob eine Maßnahme dem Unternehmen mehr Umsatz bringt. Tut sie das nicht, sollte man keine Zeit und Energie darauf verschwenden. Und nicht zuletzt kann ich nur empfehlen, die Time-to-Market möglichst kurz zu halten und notfalls mit einem „halbfertigen“ Produkt rauszugehen, um Market Response zu erhalten.
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