Ein Themenbereich, in dem unsere Region immer wieder spannende Startups hervorbringt, ist der Bildungssektor. In diesem Segment startet nun auch der erfahrene Unternehmer Robert Junker mit seinem Baby “Appsolutely Great” durch. Wir haben ihn zum Interview gebeten.
RMS: Bitte stelle Dich uns kurz vor. Wer bist Du und was machst Du?
Robert Junker. Ich war 12 Jahre lang Werbe-Texter und Creative Director in großen Agenturen, verlor aber – nachdem dort die Rendite wichtiger wurde als die Idee – die Lust am Job. Frustriert von dieser Entwicklung erfüllte ich mir zunächst einen Lebenstraum und reiste um die Welt. Nach der Rückkehr schrieb ich zwei Bücher, gründete dazu den Tusitala Verlag, entwickelte parallel die Wissens-Datenbank Taschenhirn.de, baute das kreative Mischkonzept “make someone happy” (Agentur für Ideen & schöne Dinge) auf und entwarf gemeinsam mit Candylabs die Quiz App „9inline“ (www.9inline.com), die erste Bildungs-App des von mir neu gegründeten Start-Ups “Appsolutely Great”. Die letzten 7 Jahre waren ganz schön aufregend.
RMS: Wie kam es zur Gründung von Eurem Startup?
Eines der Bücher ist das Taschenhirn. Breites Allgemeinwissen wird darin klar und gut strukturiert in Listen dargestellt. Diese Listen brachten mich auf die Idee, mein Sortiment durch ein Spiel zu erweitern. Ich bastelte daher ein Brettspiel-Dummy, wählte den Namen „9inline“ und spielte es mit Freunden zur Probe. Nach vielen Stunden Spielspaß und einigen Regel-Korrekturen wurde mir bewusst, dass es eine gute Quiz App werden könnte. Deshalb marschierte ich mit dem Dummy zu den App-Programmierern von Candylabs. 30 Minuten waren ursprünglich für die Präsentation angesetzt, doch nach 70 Minuten spielten wir immer noch. Candylabs war von 9inline begeistert und begann sofort mit der Umsetzung. Während ich für 9inline ca. 800 Fragen kreierte, kamen mir weitere originelle App-Ideen. Dafür gründete ich mit Appsolutely Great eine Agentur, die sich auf die Entwicklung von Lern-, Quiz- und Wissens-Apps konzentriert.
RMS: Wie habt Ihr die Finanzierung des Startups gestemmt?
Da wir organisch wachsen und selbstbestimmt arbeiten möchten, verzichten wir auf Bankkredite und Venture Capital. Wir gehen damit ganz bewusst den hohen Reporting-Aufwänden und Erwartungshaltungen fremder Investoren aus dem Weg. Viel lieber bauen wir auf das Vertrauen von privaten Geldgebern, die uns gut kennen und wissen, wir hartnäckig wir für den Erfolg arbeiten. Zur Rekrutierung neuer Mitarbeiter und zur Finanzierung weiterer Apps ziehen wir einen KFW Gründerzuschuss in Erwägung.
RMS: Was waren die größten Stolpersteine, die Ihr bisher bei der Gründung und dem Aufbau des Startups überwinden musstet?
Entwicklung und Aufbau einer Quiz App ist eine Sache, sie im Markt bekanntzumachen und zu etablieren eine ganz andere. Vor uns liegt noch ein langer, (stolper-)steiniger Weg, der uns aber nicht darin hindern wird, unsere Ziele zu erreichen.
RMS: Mit wie vielen Leuten arbeitet Ihr mittlerweile an Eurem Startup?
Wir sind zu siebt, inklusive der freien Mitarbeiter.
RMS: Was macht Ihr, um den Bekanntheitsgrad von Eurem Startup weiter auszubauen?
Unsere Zielgruppe ist so breit wie groß. Schüler, Hausfrauen, Handwerker oder Banker – unter allen Berufen, Geschlechtern und Altersgruppen gibt es Menschen, die ein iOS-Endgerät besitzen und gerne Quiz-Spiele spielen. Das Gießkannen-Prinzip mit der Anwendung klassischer Werbung wäre – unter Berücksichtigung hoher Streuverluste – viel zu teuer. Da die Relevanz mobiler Devices weiter rasant ansteigt, betreiben wir effizientes (Mobile-) Performance Marketing, das heißt: um direkte Downloads zu generieren, sprechen wir potentielle Player genau dort an, wo sie sich gerade mit ihren iPads und iPhones aufhalten. Zum Beispiel auf Spiele & App-Blogs oder hoch frequentierten Bildungs-Webseiten, wie z.B. Taschenhirn.de. Natürlich nutzen wir auch Facebook, Twitter und Co., um unsere Bekanntheit weiter zu erhöhen.
RMS: Wo möchtet Ihr in den nächsten 3-5 Jahren mit Eurem Startup stehen?
Viele populäre Apps werden in Zukunft verschwunden sein, weil es die Macher versäumt haben, eine starke Marke mit klarem Nutzen und Versprechen aufzubauen. Je mehr originelle und qualitativ hochwertige Apps und Produkte eine Marke entwickelt, desto mehr Freunde wird sie gewinnen. Deshalb wollen wir weitere außergewöhnliche Lern-, Quiz- und Wissens-Apps entwickeln. 9inline war nur der Anfang.
RMS: Wie siehst Du den Gründungsstandort Rhein-Main? Ist die Region eine gute Gegend für Startups?
In Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet leben mehr kreative Menschen mit Gründungspotentialen als allgemein angenommen. Leider verhindern zu hohe Kosten für Miete und Lebensunterhalt, dass sich hier noch mehr kreative Denker und Künstler wohlfühlen und niederlassen. Ihnen bleibt oft keine Wahl als der Umzug nach Berlin oder anderen kreativen Hotspots in Deutschland. Mit speziellen Förderungsprogrammen könnte diese Abwanderung reduziert werden. Die Voraussetzungen dafür sind ideal. Denn wo, wenn nicht hier, wohnt das Geld?
RMS: Gibt es irgendeinen Tipp, den Du anderen Gründern mit auf den Weg geben möchtest?
Tief Luft holen! Für einen möglichst langen Atem.
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