"Vieles steht und fällt mit dem Gründerteam" – Benjamin Pieck von matching box im Interview

"Vieles steht und fällt mit dem Gründerteam" – Benjamin Pieck von matching box im Interview

matchingbox LogoDas Frankfurter Startup matching box hilft mit einem wissenschaftlichen Testverfahren dabei, Deine Stärken zu erkennen und Dich so zu beschreiben, wie Du wirklich bist. Darauf basierend erfolgen dann Vorschläge für passende Unternehmen als möglicher Arbeitgeber.
Wir haben Mitgründer Benjamin Pieck zum Interview gebeten.
RMS: Bitte stelle Dich uns kurz vor. Wer bist Du und was machst Du?
Benjamin Pieck: Mein Name ist Benjamin Pieck und ich bin Persönlichkeitscoach und Co-Founder von matching box. matching box ist ein Persönlichkeitsportal mit dem Ziel junge Bewerber auf Basis ihrer Persönlichkeit geeigneten Unternehmen vorzustellen. Dabei kommen gezielt wissenschaftliche Analyseverfahren zum Einsatz, die den Talenten nicht nur Ihre Stärken und Kompetenzen aufzeigen sondern auch Aufschluss geben bei der Wahl des passenden Studiums oder Berufs.
Neben meiner Tätigkeit als Entwickler der Testverfahren und des Matching-Algorhythmus betreue ich mit Herz und Seele „matching box-Academy“. Denn bei der Momentaufnahme der eigenen Persönlichkeit darf es nicht bleiben. Viel wichtiger ist es diese weiterzuentwickeln und sich stetig zu challengen. Inzwischen arbeite ich für diverse Hochschulen als Trainer und Dozent und genieße die Möglichkeit mit jungen aber auch erfahrenen Menschen an ihrem Soft-Skill Set zu arbeiten.
grp_picRMS: Wie kam es zur Gründung von Eurem Startup?
Benjamin Pieck: Um ehrlich zu sein, rein aus eigenem Frust. Ich musste feststellen, dass vieles schiefläuft im klassischen Bewerbungsprozess. Auf meinen Frust als Bewerber folgten dann auf der anderen Seite in diversen HR-Abteilungen ganz schnell weitere Enttäuschungen. Um es auf einen Satz runterzubrechen: Bewerber wissen nicht, welche Arbeitgeber zu ihnen passen und Personaler wissen noch viel weniger, welche Kandidaten zu Ihrem Unternehmen passen. Kriterien wie Noten, Arbeitsstationen und Referenzen sind da wenig aussagekräftig.
Wir haben schnell erkannt, dass diese Orientierungslosigkeit sogar noch viel früher beginnt und zwar bereits bei der Wahl des Studienfachs. Während man früher in der Regel, das studiert hat, was Eltern und Familie vorgegeben haben, vernebelt heutzutage eine Fülle von neumodischen Studiengängen deutschen Schulabgängern die Sicht. Es bleibt keine Zeit sich auszuprobieren – ein stringenter Lebenslauf ohne Lücken wird vorausgesetzt.
Schnell war klar, es muss ein transparentes unverfälschbares Kriterium her, das sich wissenschaftlich erfassen lässt. Wir mussten nicht lange überlegen. Am Ende entscheidet die eigene Persönlichkeit. Unser Ziel war es also die Persönlichkeit unserer User als individuelle Visitenkarte darzustellen und Ratgeber zu sein. Ich hoffe dies ist uns gelungen.
RMS: Wie habt Ihr die Finanzierung von matching box gestemmt?
Benjamin Pieck: Hier sind wir einen ziemlich unkonventionellen Weg gegangen. Während man viel über große Investments in Early-stage Startups liest, haben wir uns von Anfang an völlig selbstständig finanziert. Uns ist Unabhängigkeit in der Unternehmensstrategie und der Produktentwicklung sehr wichtig. Also hat jeder seinen Teil aus eigenen Ressourcen dazu beigesteuert. Rückblickend betrachtet bin ich über diesen Ansatz sehr zufrieden. Von Tag eins an war ein unglaublicher Drive in unserer täglichen Zusammenarbeit zu spüren und diesen Hunger nach Erfolg spürt man heute noch. Inzwischen konnten wir einen Business Angel von unserem Konzept überzeugen, der uns finanziell und strategisch bei unserem Vorhaben unterstützt.
RMS: Was waren die größten Stolpersteine, die Ihr bisher bei der Gründung und dem Aufbau des Startups überwinden musstet?
Benjamin Pieck: Da wir von Beginn an versuchten das Projekt sehr lean aufzusetzen, konnten wir uns viele Hürden und typische Fehler ersparen. Dennoch mussten wir auch Lehrgeld bezahlen. Ich denke bei der Frage muss man noch zwischen persönlichen Stolpersteinen und unternehmensspezifischen Stolpersteinen unterscheiden.
Persönlich musste ich bitterlich lernen, dass es niemals nur bergauf geht. Das klingt vielleicht sehr trivial. Das ist es aber gar nicht. Das Leben eines Gründers ist eine ständige Berg- und Talfahrt. Während man corporate pünktlich um 17 Uhr die Stifte fallen lassen kann, ist das eigene Startup doch viel mehr als nur ein Job. Mann nimmt vieles mit, persönliche Kontakte können leiden und man muss allen ständig erklären was man eigentlich macht.
Unternehmensspezifisch war ein ganz großer Stolperstein sicherlich die Entwicklung. Die haben wir völlig unterschätzt. Insgesamt haben wir fast 2 Jahre an der Engine gewerkelt bis sie so funktioniert hat wie wir uns das vorgestellt haben. In all der Zeit haben wir viel verworfen, wieder ausgekramt nur um dann zu festzustellen, dass es doch nicht das Richtige ist, neu entwickelt und das Geschäftsmodell völlig umgestellt. Sicherlich nichts für jedermann.
MB_Banner_AppRMS: Mit wie vielen Leuten arbeitet Ihr mittlerweile an Eurem Startup?
Benjamin Pieck: Inzwischen sind wir zu sechst. Schön ist, dass wir alle an allem arbeiten und dennoch jeder in unserem kleinen Team seinen Kompetenzbereich hat. Mein Co-Founder ist für den Vertrieb zuständig, der Dritte ist für unser Design und IT zuständig und gibt matching box das Gesicht. Wir haben jemanden, der sich rein um PR & Marketing kümmert, jemanden für das Bewerbermanagement. Unser Neuzugang betreut jüngst unsere Hochschulpartner und pflegt unseren Socialmedia-Hub.
RMS: Was macht Ihr, um den Bekanntheitsgrad von matching box weiter auszubauen?
Benjamin Pieck: Am Anfang ging tatsächlich ganz viel rein über Mund zu Mund Propaganda. Da wir mit dem Career Center der Goethe-Universität kooperieren, hatten wir die Möglichkeit ein paar Plakate auf dem Campus aufzuhängen und den ein oder anderen Infoabend zu veranstalten. Der Rest ging eigentlich von alleine. Auch das haben wir dank qualifizierter Verstärkung in unserem Team mit der Zeit ausweiten können. Die besten Erfahrungen haben wir mit einem hybriden Marketingmodell gemacht. Klassischerweise betreiben wir viel Hochschulmarketing, man trifft uns auf verschiedenen Job- und Hochschulmessen an. Auf der anderen Seite betreiben wir Onlinemarketing, halten engen Kontakt zu unserer Community über unsere Socialmediakanäle und bieten Seminare und Workshops an.
RMS: Wo möchtet Ihr in den nächsten 3-5 Jahren mit Eurem Startup stehen?
Benjamin Pieck: Das hängt ganz davon ab, wen man von uns fragt ;-). Doch ich denke in einem Punkt sind wir uns einig: Wir sind anders. Wir sind keine Karriereseite oder Jobbörse sondern ein Persönlichkeitsportal. Unser großes Ziel ist es endlich diesen verstaubten Karriereprozess zu revolutionieren. Wir kümmern uns um die großen Fragen, an die sich bisher noch niemand herangetraut hat. Junge Menschen werden sich in Zukunft nicht mehr durch irgendwelche unübersichtlichen Jobportale durchkämpfen müssen, sondern beginnen bei sich selbst. Wer bin ich? Was kann ich? Und wo will ich hin? Am Ende wartet ein geschärftes Persönlichkeitsportfolio, zugeschnittene Studien- und Berufsempfehlungen und am Ende im besten Fall die eigene Berufung.
RMS: Wie siehst Du den Gründungsstandort Rhein-Main? Ist die Region eine gute Gegend für Startups?
Benjamin Pieck: Ich freue mich jeden Tag aufs Neue in Frankfurt ansässig zu sein. Die Region verfügt über eine geniale Infrastruktur, hat eine angenehme Größe, ist gut vernetzt und besticht durch einige namenhafte Universitäten. An Berlin kommt man nicht ran, das muss man auch gar nicht. Aber noch bevor der Name Frankfurt fällt ist oft von Hamburg und München die Rede, dabei sind die Rahmenbedingungen hier in vielerlei Hinsicht sehr attraktiv. Es fehlen sicherlich noch die schillernden Namen von innovativen Startups aber ich bemerke einen unglaublichen Ruck, der durch die noch überschaubare Szene in Frankfurt geht.
RMS: Gibt es irgendeinen Tipp, den Du anderen Gründern mit auf den Weg geben möchtest?
Benjamin Pieck: Den gibt es: Und zwar sucht euch ein gutes Team. Vieles steht und fällt mit dem Gründerteam. Nicht umsonst begutachten VC’s in erster Linie das Gründerteam und erst im Anschluss Geschäftsmodell und laufende Zahlen. Und ich denke genau darum geht es. Man muss sich gegenseitig anstecken und sicherlich auch mal reiben können, aber am Ende sollte man immer wieder zusammenkommen. Sich gegenseitig stärken und stützen. Vieles kommt dann ganz von alleine. Ich habe viele kommen und gehen sehen und das lag in vielen Fällen daran, dass sich die Gründer nicht mehr einig waren. Gerade vor dem Hintergrund, dass man mit dem Geschäftspartner unter Umständen mehr Zeit verbringt als mit der Freundin.
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