In Zusammenarbeit mit AI Startup Rising | hessian.AI und EDITH stellen wir spannende KI-Startups aus Hessen vor, die mit ihren innovativen KI-Lösungen neue Maßstäbe setzen. Grundlage dieser Artikelreihe bildet die 2024 erstmals veröffentlichte, nach Branchen geclusterte „AI Startup Landscape Hessen“. Diesmal im Spotlight: Innovatoren aus der Kreativ- und Medienbranche. Im Gespräch mit drei der insgesamt elf Startups aus dem Cluster „Media und Consumer Applications“ wird deutlich, wie viel Potenzial in der Kombination aus KI-basierter Technologie und menschlicher Kreativität steckt.
Die Kreativ- und Medienlandschaft verändert sich durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz tiefgreifend – und das nicht erst seit heute. Während KI-Lösungen bereits seit Längerem Aufgaben wie Bildkorrektur, Erstellung von Werbeanzeigen oder Datenmanagement übernehmen, eröffnet die rasante Weiterentwicklung Künstlicher Intelligenz immer neue Möglichkeiten für kreatives Arbeiten. Gleichzeitig werden in der Öffentlichkeit immer wieder Bedenken laut, dass Künstliche Intelligenz schon bald die kreative Arbeit des Menschen ersetzen könnte. Die Startups PHONT, Television.AI und cre[ai]tion demonstrieren, wie KI-Lösungen effektiv eingesetzt werden können – nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung und wirkungsvolle Verstärkung menschlicher Kreativität.
PHONT – „Bringing Subtitles Alive“
Das Frankfurter Startup PHONT hat sich zum Ziel gesetzt, ein jahrzehntelang unverändertes Medium zu revolutionieren: Untertitel. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz und innovativem Design verwandelt PHONT Untertitel in emotionale Erzählwerkzeuge. „Unsere KI erkennt Emotionen und bildet diese visuell ab. So werden die Untertitel Teil der Geschichte“, erklärt Co-Gründer und Business Lead Paul Leo Langendörfer.
Drei Values prägen PHONTs Ansatz: Innovation, Emotionalisierung und Inklusion. Durch die Verwendung unterschiedlicher Schriftarten, Farben und Animationen machen die KI-optimierten Untertitel Emotionen sichtbar. Vor allem für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen bietet dies einen echten Mehrwert. Keine unwichtige Zielgruppe: Die WHO schätzt, dass die Zahl der Menschen mit Hörbeeinträchtigungen bis 2050 auf weltweit 2,5 Milliarden ansteigen wird. Erste Studien zeigen zudem, dass PHONTs emotionale Untertitel die Zuschauerbindung erhöhen. Das ist besonders für werbeintensive TV-Sender und Streaming-Plattformen wie Netflix wertvoll. „Auch im Bereich Social Media sieht PHONT Potenzial: „Video-Content wird über sämtliche Kanäle hinweg immer wichtiger. Und Untertitel spielen eine entscheidende Rolle, um an Reichweite zu gewinnen. Unsere Lösung integriert sich nahtlos in den modernen Medienkonsum.“

Entstanden ist die Idee aus der Masterarbeit von Co-Gründer und Creative Lead Frederik Merkel an der Hochschule Mainz, in der er untersuchte, wie Schrift so gestaltet werden kann, dass sie Emotionen visuell transportiert und intuitiv erlebbar macht. Das Konzept wurde in eigenen Studien weiterentwickelt und unter anderem von Programmen wie dem Hessen Ideen Stipendium, dem „Goethe Unibator“ der Goethe-Universität Frankfurt und AI Startup Rising | hessian.AI gefördert. Sowohl in Deutschland als auch international laufen bereits die Genehmigungsverfahren zur Patentierung von PHONTs KI-Technologie.
Das mittlerweile fünfköpfige Team setzt zudem auf wissenschaftliche Validierung, etwa durch eine EU-geförderte Zusammenarbeit mit der University of York, um die Wirkung seiner Technologie zu messen. „Wir möchten nicht nur inspirieren, sondern mit messbaren Daten überzeugen“, betont Paul.
Die langfristige Vision: PHONT als Standard-Lösung in der Medienbranche zu etablieren, die Untertitel in den Erzählprozess integriert und Emotionen nicht nur lesbar, sondern erlebbar macht.
Television.AI – Nachrichtenclips in Minuten erstellen
Die Produktion von Nachrichtenclips ist zeitaufwändig und kostenintensiv. Das führt oft zu enormem Druck in der schnelllebigen Nachrichtenwelt. Genau hier setzt Television.AI an: Die KI-basierte Lösung automatisiert die Produktion von Videobeiträgen. „Wir ermöglichen es Redaktionen, Content innerhalb weniger Minuten zu erstellen, für den sie früher Stunden gebraucht hätten“, erklärt Gründer Olcay Buyan. „Bislang mussten Mitarbeiter:innen oft stundenlang Rohmaterial sichten, um zum Nachrichtentext passende Stellen auszuwählen und zusammenzuschneiden. Unsere KI kombiniert Text-, Audio- und Videodaten, um eigenständig Nachrichtenclips zu generieren. Sie sichtet das Material, wählt relevante Inhalte aus und erstellt Vorschläge für fertige Videos.“ (Hier geht’s zum Beispielvideo). Die Technologie spart Redaktionen viel Zeit und schafft dadurch mehr Raum für strategische und kreative Arbeit. Sie wird bereits von einem Großteil des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland eingesetzt.
Der Gründer bringt über 15 Jahre Erfahrung in der Medien- und Technologiebranche mit und beschäftigte sich bereits mit Künstlicher Intelligenz, bevor dies zum Buzz-Word wurde: „Anfangs musste ich das „AI“ in unserem Namen (Television.AI) regelmäßig erklären.“ Doch Olcay ruht sich auf seiner langjährigen Erfahrung nicht aus. Im Gegenteil. Nicht zuletzt durch die Einschränkungen während der Corona-Pandemie, die das 2019 gegründete Startup in seinen Anfängen trafen, wurde ihm klar: „Du musst rausgehen, zuhören und in den Dialog mit deiner Zielgruppe gehen. Denn letztlich wirst du nur erfolgreich sein, wenn du ein echtes Problem für deine Kunden löst.“ Dabei geht es nicht darum, von Anfang an die perfekte Lösung parat zu haben: „Lass dich nicht ausbremsen, wenn du an einer Stelle nicht weiterkommst. Geh stattdessen auf deine Zielgruppe zu. Frag nach, was wirklich gebraucht wird. So haben wir uns Schritt für Schritt weiterentwickelt. Immer im Austausch mit unseren Kunden. Und jede Iteration unserer Software bringt uns näher an die perfekte Lösung.“
Mit seinem skalierbaren SaaS-Modell steigert Television.AI die Effizienz und Qualität der journalistischen Arbeit – essenziell in einer Branche, in der Aktualität und Prägnanz entscheidend sind.
cre[ai]tion – Der Kreativitäts-Booster
Ein echter Gamechanger für die Kreativbranche: Das Frankfurter Startup cre[ai]tion bietet Designer:innen ein innovatives Werkzeug, das mehr Freiraum für Kreativität schafft. „Unsere interaktive Plattform ermöglicht es Designer:innen, effizienter zu arbeiten, ohne dabei die kreative Kontrolle zu verlieren“, sagt Gründer Marco Limm. Das 2022 aus dem Company Builder der statworx GmbH ausgegründete Startup hat ein KI-Tool entwickelt, das in wenigen Sekunden Design-Entwürfe generiert, die endlos kombiniert und angepasst werden können. So lassen sich Ideen innerhalb kürzester Zeit visuell darstellen und in jede mögliche Richtung weiterentwickeln. Die ideale Grundlage für kreatives Schaffen, wie Marco erklärt: „Die generative KI übernimmt die repetitive Arbeit und liefert gleichzeitig Inspiration und neue Impulse für kreative Ideen. Das ermöglicht es den Nutzer:innen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: den kreativen Prozess.“
Durch maschinelles Lernen passt sich der Feed automatisch den Bedürfnissen der Nutzer:innen an und wird kontinuierlich optimiert. Der Mensch bleibt dabei im Zentrum des kreativen Prozesses, während die Technologie als unterstützender Partner fungiert. Der Gründer betont: „Künstliche Intelligenz ist kein Ersatz für menschliche Kreativität, sondern lediglich ein Werkzeug, das uns hilft, noch mehr zu erreichen.“

Die Idee für cre[ai]tion ist aus Marcos eigener Erfahrung heraus entstanden: Als Designer in der Automobilindustrie in den USA musste er oft Hunderte von Entwürfen pro Woche anfertigen. Die meisten davon wurden direkt wieder verworfen. „Das ist ein ganz normaler Teil des Design-Prozesses. Aber gleichzeitig ein echter Painpoint. Da muss es eine effizientere Lösung geben, dachte ich mir“, erzählt er.
Das Startup konnte bereits internationale Partner wie Google und HP von seiner KI-Plattform überzeugen, ebenso wie Produktdesigner:innen von Großunternehmen aus ganz unterschiedlichen Branchen: „Mit cre[ai]tion konnten wir innerhalb weniger Tage 40.000 Designs erstellen und so den Produktentwicklungsprozess erheblich beschleunigen. Das revolutionäre Interface ist viel intuitiver als andere Lösungen und steigert die Produktivität im Design-Prozess, da es präzise Anpassungen an die jeweiligen Anforderungen ermöglicht“, sagt ein Kunde.
Die Plattform wird permanent weiterentwickelt: Mit dem „cre[ai]tion lab“ hat das Startup gerade das nächste Level von cre[ai]tion veröffentlicht. „Wir freuen uns auf das Feedback der Nutzer:innen. Reinschauen lohnt sich!“ verspricht der Gründer. Fest steht: cre[ai]tion hat das Potenzial, die Kreativbranche zu transformieren.
Die hessischen Startups PHONT, Television.AI und cre[ai]tion zeigen, wie Künstliche Intelligenz genutzt werden kann, um kreative Prozesse lebendiger, wirkungsvoller und effizienter zu gestalten. Dabei wird klar: Künstliche Intelligenz ist ein nützliches Werkzeug, das die Medienwelt verändern und kreative Prozesse transformieren wird. Sie eröffnet neue Möglichkeiten, jedoch ohne die kreative menschliche Arbeit zu ersetzen.

Diese KI- Landkarte ist eine Initiative des Projekts AI Startup Rising von dem Hessischen Zentrum für Künstliche Intelligenz (hessian.AI) und wird in Zusammenarbeit mit bmh, Starthub Hessen/ HTAI, STATION, AI Hub Frankfurt RheinMain, TechQuartier, Highest, Start2, StartMiUp, Science Park Kassel, EXIST sowie EDITH (weiter-) entwickelt und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert.
Mehr dazu hier. Die Printansicht des Posters ist hier zum download verfügbar.
Über die Artikelreihe
Hier geht es zu weiteren Artikel aus der Artikelreihe „Hessens KI-Vorreiter“ und hier zu weiteren Artikeln mit dem Schwerpunkt Künstliche Intelligenz.
Die Artikelreihe „Hessens KI-Vorreiter“ zeigt, wie Startups mit KI-Innovationen frischen Wind in die verschiedensten Branchen bringen. Die Reihe orientiert sich am Branchencluster der AI Startup Landscape Hessen. Diese KI- Landkarte ist eine Initiative des Projekts AI Startup Rising von dem Hessischen Zentrum für Künstliche Intelligenz (hessian.AI) und wird in Zusammenarbeit mit bmh, Starthub Hessen / HTAI, STATION, AI Hub FFM, Tech Quartier, Highest, Start2, StartMiUp, Science Park Kassel, EXIST sowie EDITH (weiter-) entwickelt und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert. Ansprechperson und Co-Autorin des ersten Artikels: karin.gessler@hessian.ai, AI Startup Rising | hessian.ai