Die neue Vorsitzende des Startup Verbands zu Gast in Frankfurt
Foto: Martin Joppen

Die Vorsitzende des Startup-Verbands, Verena Pausder, hat für einen stärkeren Börsenstandort geworben, um Investoren für junge Firmen anzuziehen. Die 45-jährige war zu Gast beim Börsenfrühstück, sprach Klartext und hat wichtige Impulse gesetzt. Pausder ist Unternehmerin, Investorin und Autorin. Sie ist außerdem Co-Gründerin des FC Viktoria Berlin und seit vielen Jahren eine der führenden Stimmen zum Thema Digitale Bildung in Deutschland. Seit Dezember 2023 ist sie Vorsitzende des Startup-Verbands Deutschland. Schon in ihrer Antrittsrede des Verbands legte Pausder den Fokus auf die Wiederbelebung von Deutschlands Rolle als Vorreiter in Sachen Innovation. Dafür brauche es die Kraft der Startups und einen “unternehmerischen Aufbruch”. Auf dem Börsenparkett plädierte Pausder “ein bisschen mehr Stolz können wir uns zutrauen” und ist selbst stolz auf dieser Bühne “über die Zukunft unseres Landes sprechen zu dürfen und, dass wir alle Zutaten haben, um hier erfolgreich zu sein“.

“Wenn wir Deutschland als führenden Technologiestandort mit unabhängigen Unternehmen auf der Weltkarte etablieren wollen, sind Börsengänge entscheidend”, sagte Pausder am Dienstag in der Frankfurter Börse.

“Startups sind die Unternehmen der Zukunft und stehen für Innovation und Wachstum. Dafür braucht es aber genügend Kapital zum Wachsen. Das zu ändern ist nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich eine große Herausforderung. Ich bin froh, dass wir als Deutsche Börse und Startup-Verband gemeinsam an diesem Vorhaben arbeiten, den Kapitalmarkt für Startups und Scaleups attraktiv zu machen.” ergänzte Thomas Book (Mitglied des Vorstands Deutsche Börse AG)

Pausder stellte eine Kooperation mit der Deutschen Börse in Aussicht, um die Wachstumsbedingungen für Startups zu verbessern. Ein besonderer Kapitalbedarf bei Startups bestehe in der späteren Wachstumsphase, erklärte Pausder. Börsengänge seien ein unverzichtbarer Kanal für Investoren, die gewinnbringend den Ausstieg aus Start-ups suchten. “Je besser die Exit-Chancen sind, desto attraktiver sind auch die Einstiegschancen für Kapitalgeber.” Ansonsten bestehe die Gefahr, dass noch mehr deutsche Firmen zum Börsengang in die USA gingen. Wagniskapital, mit denen sich Investoren wie spezialisierte Fonds oder Konzerne an Startups beteiligen, gelten als Schlüssel für das Wachstum aufstrebender Firmen. Viele Startups aus Deutschland kommen in der frühen Wachstumsphase an Geld. Bei großen Finanzierungsrunden sind sie aber meist auf angelsächsische Anleger angewiesen. Bei den Wagniskapital-Investments hinkt Deutschland den USA, Großbritannien und auch Frankreich hinterher. Start-ups in Deutschland leiden unter den gestiegenen Zinsen und vorsichtigeren Investoren. Nach Daten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY sammelten Jungunternehmen 2023 rund sechs Milliarden Euro Wagniskapital ein und damit 39 Prozent weniger als im Vorjahr.( /als/DP/mis)

Trotz dieser Zahlen schien die Resonanz im Raum voller Zuversicht, Interesse und Tatendrang.

“Startups können die Stars im Portfolio werden und auch an der Deutschen Börse erfolgreich sein. Wir müssen allerdings etwas dafür tun und gemeinsam mit Politik und Wirtschaft können wir es schaffen!” kommentierte Jonas Ide (Investment Manager Evonik Venture Capital).

Die Perspektive des Startup Verbands


🔸 Wir stehen gemeinsam vor der spannenden Herausforderung, Deutschland und Europa durch innovative Ideen, starke Partnerschaften und nachhaltiges Wachstum zukunftsfähig zu machen.

🔸 Auch wenn aktuell viel über Abwärtstrends, Unsicherheiten und negative Prognosen gesprochen wird – wir teilen diesen Pessimismus nicht. Denn wir leben in einer Ära beispielloser Möglichkeiten, in der Innovation, Technologie und menschlicher Erfindungsreichtum das Potenzial haben, unsere größten Herausforderungen zu lösen.   

🔸 Dabei spielen #Startups und #Scaleups eine wichtige Rolle. Sie testen Krebs-Impfstoffe wie z.B. BioNTech SE oder arbeiten an klimaneutralen und sicheren Energiequellen für die Zukunft wie z.B. Marvel Fusion. Epochale Innovationen – und Deutschland meckert sich in eine Rezession?

2.500 Startups wurden allein in 2023 neu gegründet – sie sind Zeichen für Unternehmer*innengeist, ein Indikator für wirtschaftliches Potential und die tiefe Überzeugung in die Zukunft! 

🔸 Dafür müssen wir konkrete Wachstumsperspektiven für Startups und Scaleups schaffen: Sie brauchen in jeder Entwicklungsphase ausreichend Kapital. Kein Ort wäre besser, um über Kapital zu sprechen als die Deutsche Börse. Gemeinsam wollen wir Deutschland und Europa fit für die Zukunft machen und frischen Wind in den Kapitalmarkt bringen, um die Rahmenbedingungen für Startups und Scaleups zu verbessern.

Bisschen mehr Stolz können wir uns zutrauen

“Bisschen mehr Stolz können wir uns zutrauen” plädierte Pausder. 32 Unicorns in Deutschland (laut Gründerszene 2023), 2500 Startup Neugründungen in 2023, 420.000 Mitarbeitende in Startups in Deutschland.

Wir sind Forschungsweltmeister, sagt sie, brechen aber massiv ein bei den Ausgründungen und es entstehen zu wenige Produkte. In diesem Zusammenhang erwähnte Pausder das Projekt Startup Factories. Im Rahmen der Startup Strategie der Bundesregierung, wurde vom Bundeswirtschaftsministerium der sogenannte „Leuchtturmwettbewerb Startup Factories“ gestartet. Sie sollen wie Leuchttürme überregional und international Strahlkraft haben: die zukünftigen Startup Factories von deutschen Hochschulen. Hier nimmt man sich an UnternehmerTUM München ein Vorbild (FAZ Artikel). Mit “Start-up Factories” geht es darum Startup Fabriken wie UnternehmerTUM an noch mehr Standorten in Deutschland zu etablieren. Ziel ist es, Deutschland zu einer führenden Startup Nation zu machen!

“Neben Unternehmertum in München sollen zehn weitere hochinnovative Start-up Fabriken im Umfeld von deutschen Hochschulen entstehen. Mit 2,9 Millionen Studierenden in Deutschland ist es realistisch, die Anzahl der Unternehmensgründungen von jährlich 2500 Startups auf 5000 zu verdoppeln. Dann wären wir schon eine führende Gründernation.” schreibt Helmut Schönenberger (CEO UnternehmerTUM I Vice President Entrepreneurship TUM). Schönberger ist auch im neuen Vorstandsteam des Startup-Verbands.

Die Region FrankfurtRheinMain

Die große Stärke Deutschlands ist, dass sich (nicht wie in Frankreich mit Paris) alles zentral an einem Ort abspielt, sondern wir überall im Land Leuchttürme haben – so wie auch in Frankfurt!

Die meisten Unicorns sitzen zwar in Berlin. CLARK aber nicht. Warum die Insurtech Gründer absichtlich auf die Bubble verzichteten und in Frankfurt sitzen ist hier zu lesen. Am 6. Juni 2024 wird CLARK Co-Founder Marco Adelt bei der 10X Veranstaltung als Speaker in Wiesbaden dabei sein.

Pausder lobte ausserdem das TUMU Zentrum Frankfurt, ein neues kostenloses Lernzentrum für Jugendliche mit den zehn Themenbereichen von Programmieren und Robotik über Musik-Produktion bis hin zu Animation, Fotografie oder Grafik Design.

Auch die Aktivitäten rund um Female Founders in der Region wurden begeistert wahr genommen. Gestern war der Kick-off des Empowered Female Founder Program von Accelerator Frankfurt. Die Gruppe Female Founders FrankfurtRheinMain/ Hessen & beyond zählt bereits über 400 Mitglieder und die nächste Veranstaltung der Female Founders Alliance Roadshow ist nach Frankfurt und Darmstadt am 16. April in Wiesbaden.

Alle News von FrankfurtRhein Main und Hessen gibt’s auf STATION News nachzulesen. Gestern kündigte ENVIRIA aus Frankfurt, Deutschlands führendes Solarunternehmen für Gewerbe und Industrie, an, mit BlackRock eine Kapitalbeteiligung in Höhe von über 200 Millionen US-Dollar über den Fonds Global Renewable Power IV (GRP IV) vereinbart zu haben.

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